Der Krieg im Sudan und der Niedergang der US-Hegemonie
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Der Kampf in Afrika ist auch ein globaler Machtkampf. Die Stellvertreter ordnen die Geschichte der westlichen Vorherrschaft in zentralen Regionen neu. Was China macht, ist entscheidend.
Die Welt ist im Umbruch. In der Tat ist sie einem seismischen Wandel unterworfen, der dem russisch-ukrainischen Krieg und den jüngsten amerikanisch-chinesischen Spannungen in der Straße von Taiwan lange vorausging.
Das US-Debakel im Irak und im Nahen Osten sowie der demütigende Rückzug aus Afghanistan waren nur Anzeichen für den Niedergang der US-Macht.
Führende neokonservative Strategen der USA argumentierten einst in "Rebuilding America's Defenses: Strategy, Forces, and Resources For a New Century" (Neuaufbau der US-Verteidigung: Strategie, Streitkräfte und Ressourcen für ein neues Jahrhundert), dass eine aggressive Interventionspolitik dazu dienen sollte, aufstrebende Großmächte wie China aus Gebieten fernzuhalten, die zu den geopolitischen Domänen der Vereinigten Staaten zählen. Sie müsse darauf abzielen, "die globale Führungsposition (der USA) zu bewahren und auszubauen, indem sie die Vormachtstellung des US-Militärs aufrechterhält".
Die Neocons sind gescheitert, und die Zukunft scheint in eine andere Richtung zu gehen als die, die sich Dick Cheney, John Bolton, Richard Perle und Paul Wolfowitz erhofft hatten.
Stattdessen zeichnet sich eine völlig neue Weltordnung ab, die sich kaum wie früher um die Prioritäten des US-geführten Westens dreht.
Was sich seit dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine im Februar 2022 und dem provokativen Besuch der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taipeh im August desselben Jahres ereignet hat, ist eine Beschleunigung einer bereits bestehenden Dynamik globaler Veränderungen, die von der Entstehung neuer wirtschaftlicher Allianzen über geopolitische Formationen bis hin zu Revierkämpfen und konkurrierenden politischen Diskursen reicht.
Diese Veränderungen sind derzeit im Nahen Osten, in Afrika und in weiten Teilen des Globalen Südens in vollem Umfang zu beobachten.
Die Entwicklung ist zwar insofern positiv zu bewerten, da eine bipolare bzw. multipolare Welt den Ländern, die unter der Ausbeutung und Gewalt der USA und des Westens zu leiden hatten, Alternativen anbieten kann. Aber es kann - und wird - auch negative Aspekte mit sich bringen.
Mehr als nur ein Machtkampf
Obwohl der derzeitige Krieg im Sudan als Machtkampf zwischen zwei rivalisierenden Generälen oder, genauer gesagt, korrupten Kriegsherren, General Abdel Fattah al-Burhan und General Mohamed Hamdan Dagalo oder Hemedti, verstanden wird, ist er teilweise auch das Ergebnis eines regionalen und zunehmend auch globalen Machtkampfes. Die regionale und globale Dimension des Konflikts im Sudan ist selbst ein Ausdruck der sich verändernden Weltordnung und des intensiven Kampfes um Ressourcen und kritische Gebiete.
Der Sudan ist eines der rohstoffreichsten Länder Afrikas, von denen ein großer Teil aufgrund der vielschichtigen Konflikte im Land ungenutzt bleibt, angefangen im Süden – was zur Abspaltung der Republik Südsudan geführt hat – über den Westen, namentlich Darfur, bis hin zu den anderen Regionen.
Auch der Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd und die Krise in Darfur wurden von außen genährt und verlängert, sei es von Sudans eigenen Nachbarn oder globalen Mächten. In all diesen Fällen war das Ergebnis in Bezug auf die menschlichen und materiellen Verluste leider entsetzlich.
Der Sudan war jedoch kein Einzelfall. Stellvertreterkriege im Globalen Süden waren eines der Hauptmerkmale des Kalten Krieges zwischen Washington und Moskau, bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion von 1989 bis 1992. Die Auflösung der UdSSR führte jedoch nur zu einer Verschärfung der Gewalt, diesmal vor allem durch von den USA geführte oder unterstützte Kriege im Nahen Osten, Afrika und Asien.
Jetzt, da die globale Rivalität wieder aufflammt, gibt es erneut globale Konflikte, insbesondere in ressourcenreichen und strategischen Regionen ohne klare politische Zugehörigkeit.
Der Sudan wird nicht der letzte derartige Konflikt sein.
Was die Lage im Sudan jetzt noch komplizierter macht, ist die Beteiligung anderer regionaler Akteure, die jeweils eigene Interessen verfolgen und sich die schnell schwindende Führungsrolle der USA zunutze machen, die bis vor Kurzem der wichtigste politische und militärische Hegemon im Nahen Osten waren.
Die gegenwärtigen Verschiebungen in den Machtverhältnissen im Nahen Osten - wie in anderen Teilen der Welt – sind auch im historischen, nicht nur im aktuellen politischen Kontext von Bedeutung.