Der Otto-Versand für die Mediengeneration
Als Crossover von Frauenzeitschrift und Einkaufswagen im Internet startet Boo.com den Großangriff auf die Turnschuhgeneration.
Seit November wartet nun mit boo.com der wohl bisher größte globale E-Commerce-Server für Mode auf Klicks von Anhägern trendiger Sports- und Streetwear.
Der Unterschied zu vergleichbaren Online-Shops wie beispielsweise Londonwide ist - einmal abgesehen davon, dass diese meist wesentlich kleiner angelegt sind - , dass man sich bei boo.com die Kleidungsstücke pur nun mit Zoom- und 3-D Funktion von allen Seiten und bis ins minimalste Detail ansehen kann, ebenso wie getragen von virtuellen männlichen und weiblichen Models. Marken wie DKNY Active, Cosmic Girl, New Balance und Acupuncture oder auch Fred Perry kann man sich in den Einkaufskorb legen.
Wer mag, kann sich bei seinem Online-Einkauf von der klarerweise virtuellen und eigentlich ganz niedlichen Miss Boo begleiten lassen, die mit Tips hilfsbereit zur Seite steht und sich angeblich auch daran erinnern kann, was man sich bei seinem letzten Besuch bei boo.com angesehen hat. Neben dem Shop wird boo.com noch durch das angegliederte Online-Magazin boom ergänzt, das sich klassischen Themen wie Sport, Mode, Kultur und Lifestyle widmet. Redakteure des Magazins sind Wolfgang Macht ( langjähriger Redakteur der "Woche") und Elke Reinhold (ehemalige Chefredakteurin der "Cosmopolitan").
Die Jubiläumsausgabe von boom versucht offensichtlich zunächst, die Printversionen der Frauenmodemagazine zu übertreffen und widmet sich dem Thema Körper: Sie beinhaltet unter anderem einen Artikel über den Fitnessstudio-geprägten Körperfetischismus unserer Zeit und die Körperinszenierungen des Berliner Fotografen Andreas Fux sowie einen Text über die ersten von einer Agentur betreuten, virtuellen weiblichen Models, - ihren Preis, ihre Vorzüge.
Inhaltlich und vor allem in der Umsetzung der Themen bleibt die erste Ausgabe des Magazins den Vorbildern im Printmedium mit gleichen Schwerpunkten treu. Doch verfehlt es den Konsens wie auch den Informationsstand der angepeilten Zielgruppe und bleibt damit hinter vergleichbaren Online-Magazinen wie dem englischen Fashion U.K. zurück, die ihre Themen deutlich hipper behandeln. boo.com will wohl eher die finanzkräftige Gruppe der über 20-Jährigen ansprechen, die schon jetzt wie ihre Elterngeneration denken, im Gegensatz zu diesen nicht mehr die Zeit haben, das Geld in Geschäften auszugeben und dennoch immer up to date sein wollen. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass hinter boo.com unter anderem der LVMH-Konzern sowie 21 Investimenti (Benetton) als Investoren fungieren.