Der Proxy-Krieg in Libyen weitet sich auf den Süden aus
Kämpfe zwischen Tuareg-Gruppierungen und Tubu um die Kontrolle eines öl-und wasserreichen Gebietes erhöhen die Gefahr, dass auch Nachbarländer und andere Staaten in den Milizenkrieg hineingezogen werden
Den Konflikt zwischen den beiden libyschen Regierungen, der über Milizen, Warlords, einen obskuren Ex-General und Regierungstruppen ausgefochten wird, heizen zunehmend auch Spannungen zwischen Volksgruppen an, die benachbarte Länder im Süden Libyens in die kriegerischen Auseinandersetzungen hineinziehen könnten. So wird derzeit von einer Intensivierung der Kämpfe zwischen Tuareg-Gruppen und Tubu (vgl. Ein, zwei, viele Libyen?) bei der Oasenstadt Ubari berichtet. Da sowohl die Tuareg wie auch die Tubu eng mit dem Tschad, mit Niger und Mali verbunden sind, befürchten Beobachter "folgenschwere Entwicklungen".
Unweit von Ubari liegen bedeutende Öl- und Wasservorkommen, so etwa das Ölfeld el Sharara, geführt von dem staatlichen libyschen National Oil Corp und dem spanischen Konzern Repsol, das nach verschiedenen Unterbrechungen die Produktion erst Ende September wieder aufnahm.
Die Unterbrechungen im Sommer waren undurchsichtigen, tödlichen Auseinandersetzungen und Zerstörungen von Anlagen geschuldet, nachdem es Monate zuvor schon Probleme mit "Rebellen" gegeben hatte.
Laut einem Bericht der Financial Times ist dort eine weitere Fortsetzung des Proxy-Krieges in Libyen zu beobachten. Tuareg-Gruppen und Tibu kämpfen dort einerseits um die Kontrolle über dieses Gebiet, das nicht nur wichtig für die Wasser- und Ölversorgung ist, sondern auch große Verdienstmöglichkeiten durch lange etablierte Schmuggel- oder Handelsrouten bietet.
Anderseits ist der Tuareg-Tubu-Konflikt auch Bestandteil des Kampfes der beiden rivalisierenden Milizen-Lager, die einmal mit der Regierung in Tripolis und zum anderen mit der - von der UN als offiziell anerkannten - Regierung im Osten des Landes verbunden sind. Bekanntlich mischen sich auch ausländische Staaten wie Ägypten, die Emirate und Katar in diesen Konflikt ein (Krieg in Libyen - "das nächste Afghanistan"?).
Ziemliche Klarheit herrscht darüber, dass der Konflikt in Ubari zu einer miserablen Lage für die Bevölkerung geführt hat, ohne gute Aussichten. Dagegen sind die Frontverläufe und Loyalitäten nicht ganz genau zu bestimmen, so der Zeitungsbericht. Die Tubu werden als Unterstützer der Regierung in Tobruk dargestellt, indessen die Tuareggruppierungen der islamistisch dominierten Regierung in Tripolis nahestehen.
Anfang September hatte sich der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian für ein Eingreifen Frankreichs in den libyschen Konflikt stark gemacht, mit Blick auf den Süden des Landes, den er als "Drehkreuz, Rückzugsraum und Versorgungsgebiet terroristischer Gruppen und von Dschihadisten" bezeichnete ("In Libyen handeln!").