Der Schatten des Kreuzes

Fussnoten

1

Dass bis heute die christliche Massenkultur bei der Inszenierung des religiösen Geburtsmythos über abgeschmackten, bigotten Kitsch nicht hinauskommt, zeigt zuletzt die Hollywood-Produktion The Nativity Story (USA 2006). Hier begegnet uns die fundamentalistische Vorliebe für eine Bethlehem-Idylle, wie sie der britische Film Monty Pythons Life of Brian (GB 1979) als reine Persiflage vorführt hat. Die künstlerischen Möglichkeiten, die sich z.B. bei einer tiefenpsychologischen Exegese der kombinierten biblischen Vorlagen zur Weihnachtsgeschichte eröffnen, bleiben unbeachtet.

2

In den nachfolgenden Ausführungen zu Filmen greife ich z.T. - ohne gesonderte Quellenangaben - auf meine Bücher "Kino der Angst" (2005) und "Bildermaschine für den Krieg" (Telepolis-Buch 2007) zurück.

3

Vgl. im Kontrast dazu die japanische Rede von der "christlichen Atombombe" (Manche Japaner sprachen von der "christlichen Bombe").

4

Als Leidensgeschichte nicht der Vietnamesen, sondern eines US-Soldaten ist die chemische US-Kriegsführung Thema des Films My Father, My Son (USA 1988).

5

Zur erfundenen Faktenlage der Vermissten-Kampagne vgl.: M. Frey, Geschichte des Vietnamkriegs, München 2002, S. 229; N. Chomsky, Media Control, Hamburg-Wien 2003, S. 94 und die Hinweise zum entsprechenden Filmgeschehen in: P. Bürger, Napalm am Morgen, Düsseldorf 2004, S. 55.

6

Vgl. dazu die Rambo-Trilogie und - mit Filmbildbeispiel - auch: Angela Krewani, Der männliche Körper und sein Anderes, in: Heller/Röwekamp/Steile (Hrsg,), All Quiet on the Genre Front? Marburg 2007, bes. S. 102f.

7

Zu denken ist freilich auch an den germanischen Gott "Baldur". - Die Personalisierung des Archetyps vom "Großen Einzelnen" durch Jesus von Nazareth und die Formung dieses Archetyps im Christus-Symbol führen das gewalttätige Heldentum der Geschichte an seinem Gipfelpunkt dialektisch im Anti-Helden ad absurdum und somit in gewisser Weise zur Vollendung. Die im Wahnkomplex des Übermenschentums enthaltenen Definitionen von "Stärke" und "Schwäche" sind erlöst. Ihre Bedeutungen werden umgekehrt: Held ist fortan derjenige, der unbewaffnet die Größe aller anderen wachsen lässt und die Erde nicht zerstört. Die zahlreichen Hollywood-Kreationen von Supermännern und "christlichen" Kriegern sind theologisch als Rückfall bzw. Umkehr des Christus-Symbols in das überwundene, unerlöste Vor-Bild zu bewerten.

8

Vgl. die Darstellung dieses längst vergessenen Vorfalls im wichtigen Dokumentarfilm Fuck The Army! (USA 2005) von David Zeiger.

9

Zitiert nach: M. Scherer-Emunds, Die letzte Schlacht um Gottes Reich, Münster 1989, S. 23. - Nach Beginn des Irak-Krieges der USA war North als nationaler Medienstar Kriegsberichterstatter für Fox-News und Moderator der Sendung "War Stories".

10

In der Danksagungsliste von Braveheart tauchen als Unterstützer u.a. auf: The Department of Defence and the Combined Irish Defence Forces; Department of Defence - Property Management, Ireland.

11

Gegenüber Gibsons The Passion Of The Christ ist freilich an das beachtliche theologische und künstlerische Niveau von Scorseses The Last Temptation Of Christ (USA 1988) nach einem Roman von Nikos Kazantzakis zu erinnern.

12

Vgl. zum Schwulenmord an Matthew Shephard (1976-1998) in Wyoming den "dokumentarisch" gestalteten TV-Film The Laramie Project (USA 2001) von Moisés Kaufman. Beim Gerichtsprozess gegen die Täter demonstrierte der aufgehetzte evangelikale Pöbel seine Sympathie für den Mörder!

13

Vgl. Bürger, Kino der Angst 2005, S. 363-365. - Sehr gut werden die schier endlosen biblischen Bezüge auch in den aktuellen Fassungen der Wikipedia-Artikel zu Matrix Revolutions und den anderen Teilen aufgezeigt.

14

Vgl. zur theologischen Bewertung dieser Entwicklung auch: P. Bürger, Hiroshima, der Krieg und die Christen, Düsseldorf 2005.

15

Vgl. A. Clot: Das maurische Spanien. Düsseldorf 2004, S. 65-67.

16

Freie Übersetzung durch Carlos Pulet, Düsseldorf (unveröffentlichte Quelle). - Im Fragment "Der ewige Jude" lässt der frühe Goethe den erneut zur Erde geschickten Gottessohn das Jammerbild eines reinen Kreuzes-Christentums so sehen: "Er war nunmehr der Länder satt, wo man so viele Kreuze hat und man vor lauter Kreuz und Christ ihn eben und sein Kreuz vergisst ... Wo, rief der Heiland, ist das Licht, das hell von meinem Wort entronnen? Weh, und ich seh den Faden nicht, den ich so rein vom Himmel rab gesponnen."

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