Der Traum vom ewigen Leben: Aminosäure Taurin bringt ihn etwas näher

Mit Taurin könnte das Alter nicht so viele Schmerzen bereiten.

Glücklich altern - Forscher wollen mit Taurin eine Zutat zu diesem Rezept gefunden haben.

(Bild: Philippe Leone / Unsplash)

Zumindest länger und mit weniger Beschwerden könnte man vielleicht leben. Haben Forscher mit Taurin den Jungbrunnen gefunden? Wovon sie allerdings abraten.

Der Mensch ist seit Ewigkeiten auf der Suche nach seinem Jungbrunnen; nach einem Mittel, das ihn nicht altern lässt oder zumindest vor den Leiden schützt, die das Alter mit sich bringt. Eine Zutat zu diesem Wundermittel könnten Wissenschaftler jetzt entdeckt haben: die Aminosäure Taurin.

Taurin ist eine semi-essenzielle Aminosäure: Sie kann durch den Körper selbst produziert und durch die Nahrung aufgenommen werden. Vielen dürfte sie als Zutat von Energydrinks bekannt sein; aber auch als Nahrungsergänzungsmittel gibt es sie zu kaufen.

Sie spielt bei zahlreichen Prozessen im Körper eine Rolle, bei der Entwicklung, der Energieproduktion, bei Entzündungen oder bei der Bildung von Antioxidantien.

Mangel an Taurin führt zu altersbedingten Krankheiten

"Ein Taurinmangel beim Menschen wird mit verschiedenen Organfehlfunktionen und -krankheiten in Verbindung gebracht", erklärte Clara Correia-Melo, Leiterin der Forschungsgruppe Mikrobiom und Metabolismus am Leibniz-Institut für Alternsforschung. Folgen seien etwa Bluthochdruck, Störungen der Nierenfunktion und Fettleibigkeit.

Mit dem Alter nimmt die Menge an Taurin im Körper ab. Das hatten frühere Studie bereits gezeigt. Doch inwiefern der Verlust von Taurin zum Alterungsprozess beiträgt, zeigte jetzt erst ein internationales Forscherteam um Parminder Singh vom Buck Institut of Age Research. Ihre Studie wurde jetzt im Fachjournal Science veröffentlicht.

In Versuchen mit Mäusen, Würmern und Affen zeigten sie: Die tägliche Gabe von Taurin verlängert das Leben. Außerdem trug sie bei Mäusen und Affen dazu bei, dass altersbedingte Krankheiten erst später im Leben auftraten. Taurin verbesserte die Funktion der Knochen, Muskeln, der Bauchspeicheldrüse, des Gehirns, Darms und des Immunsystems.

"Dieses Ergebnis ist bedeutsam, da es Taurin als einen neuen Wirkstoff etabliert, der möglicherweise auch das gesunde Altern beim Menschen fördern kann", sagte Sebastian Grönke, der am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln tätig ist. Es sei durchaus realistisch, "dass eine Taurineinnahme auch im Menschen die Lebenszeit verlängern kann".

Keine Selbstversuche: So viele Energydrinks können Sie nicht trinken

Gleichzeitig warnte Grönke vor Selbstversuchen. Die Aufnahme "über Energydrinks, die häufig Taurin enthalten, ist in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll, da die enthaltenen Mengen viel zu gering sind und häufig andere Wirkstoffe wie zum Beispiel Koffein enthalten sind, die die Aufnahmemenge beschränken".

Der MDR hat ausgerechnet, wie viel Energydrinks man täglich zu sich nehmen müsste, um auf die Menge zu kommen, welche den Tieren verabreicht wurde. Mäuse bekamen bis zu einem Gramm Taurin pro Kilogramm Körpergewicht. Für einen erwachsenen Mann mit einem Gewicht von 75 Kilogramm würde dies 75 Gramm Taurin entsprechen.

Energydrinks dürfen allerdings nur bis zu vier Gramm Taurin pro Liter enthalten. Das würde fast 19 Liter solcher Getränke pro Tag bedeuten. Allein vor diesem Hintergrund, ist die Selbstmedikation über Energydrinks mit Vorsicht zu genießen.

Hinzu kommt, dass die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Tageshöchstdosis von "nur" 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht empfiehlt.

Kristina Norman, Leiterin der Abteilung Ernährung und Gerontologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) sagte: Zum heutigen Zeitpunkt könne man nicht abschätzen, ob Taurin zu einem längeren Leben führen könnte. "Dazu braucht es eben Humanstudien, die Dosierung und Wirkung sowie auch mögliche Nebenwirkungen untersuchen". Aber darauf würde in der Studie auch hingewiesen.

Eine andere Möglichkeit, den eigenen Taurin-Spiegel anzuheben, ist Sport. Man sollte Sport aber nicht darauf reduzieren, betonte Norman. "Körperliches Training hat vielfältige Auswirkungen auf verschiedenste Ebenen, die nicht auf Taurin zurückzuführen sind."

Auch Correia-Melo weist darauf hin, dass eine "weitere Validierung erforderlich" sei, "bevor wir mit Sicherheit sagen können, dass eine Taurin-Supplementierung als prophylaktische Therapie eingesetzt werden sollte".

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