Der biblische Stern, der kein echter war

Seite 2: Kometentheorie unbrauchbar

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Dabei ist die Suche nach dem vermeintlichen Stern fast so alt ist wie das Christentum selbst. Bereits im zweiten Jahrhundert nach Christus vermuteten christliche Theologen hinter dem biblischen Stern einen Kometen. Richtig salonfähig wurde die Kometenthese, als der Renaissance-Maler Giotto di Bondone (1267-1337) aus Florenz, inspiriert von einer Sichtung des Halleyschen Kometen, den Stern von Betlehem im Jahr 1303 auf einem Gemälde verewigte: als Schweifstern. Doch heute gilt als astronomisch gesichert, dass es der berühmte Halleysche Komet nicht gewesen war. Schließlich war dieser nur zwischen Oktober 12 v. Chr. und Februar 11 v. Chr. sichtbar, die Geburt Jesu jedoch irgendwann zwischen 7 und 4 v. Chr. (Tod des Herodes).

Komet Halley. Bild: ESA/Max-Planck-Institute for Solar System Research

Außerdem galt in der Antike ein am Himmel aufleuchtender Komet nicht als Heils-, sondern als Unglücksbringer, als ein Vorbote von Seuchen, Hungersnöte und Tod. Oft verhießen sie das Ableben eines Herrschers, seine Geburt kündigten sie in den Augen der Menschen allerdings nicht an.

Bei alledem ist im Matthäus-Evangelium von einem Leitstern die Rede, der vor den Magiern herzog, ihnen den Weg zum Jesu-Kind wies und just über dessen Geburtsstätte stehenblieb. Nimmt man diese Bibelstelle wortwörtlich, ist dieses Himmelsphänomen mit keinem bekannten astronomischen in Einklang zu bringen. Selbst der langsamste Komet zieht seines Weges und verharrt nicht für Wochen an derselben Stelle am Himmel.

Passende Supernova fehlt

Dass der Stern der Weisen trotzdem zum Objekt der wissenschaftlichen Begierde wurde und heute Dutzende astronomische Erklärungsmodelle und Theorien miteinander konkurrieren, hängt mit dem ungenauen Geburtsjahr Jesu zusammen. Wäre dieses exakt datierbar, könnten Wissenschaftler gezielter nach der wahren astronomischen Quelle suchen, wie etwa nach einem anderen Schweifstern oder den Relikten einer Supernova.

Supernova-Ereignis in der Vorstellung eines Künstlers. Bild: ESO/M. Kornmesser

Eine Supernova entsteht beim Tod eines massereichen Sterns. Haucht eine Sonne ihr Leben aus, stößt sie in einer gewaltigen Explosion einen Großteil ihrer Materie ab und überstrahlt dabei einige Wochen alle Sterne am Firmament. Für den Beobachter drängt sich der Eindruck auf, als wäre ein neuer Stern geboren. Derart Spektakuläres ereignet sich allerdings höchst selten - in der Milchstraße nur alle 50 bis 80 Jahre einmal. Alte Supernovae verraten sich durch eine aus Gas und Staub bestehende schalenförmige Hülle. Finden Astronomen solche Überreste, können sie auf den Zeitpunkt der Explosion rückschließen. Doch trotz intensiver Suche lokalisierten sie in den bisher gesammelten Daten keinen einzigen 2000 Jahre alten stellaren Überrest. Keine Nova, keine Supernova.

Stern muss lange zu sehen gewesen sein

Bestätigung erfahren die bisherigen Observationen auch durch eine Studie, die der US-Astronom Bradley E. Schaefer von der Louisiana State University (USA) letztes Jahr veröffentlichte. Er untersuchte die Nova ("neuer Stern) Do Aquilae 1925, der sich im Jahr 1925 am Himmel lichtreich in Szene setzte und seitdem mehrfach mit dem Morgenstern in Verbindung gebracht wurde. Sein Ergebnis spiegelt den aktuellen Forschungsstand in der Astronomie wider: "Do Aquilae 1925 war nicht der Stern von Bethlehem, genauso wenig wie irgendeine andere Nova, eine Supernova oder ein Komet", so Schaefers lapidares Fazit.

Supernova von 1987 - vor und danach. Bild: Anglo-Australian Observatory

Für den bekannten deutschen Astrophysiker Harald Lesch von der LMU München gibt es einen noch viel profaneren Grund, der gegen die Kometen- und Supernova-Theorie spricht.

Bedenken Sie, dass die Weisen aus dem Morgenlande diesen Stern über viele Monate am Himmel gesehen haben müssen. Das damalige Zweistromland (heutiges Gebiet im Irak/Iran), war mindestens 1000 Kilometer und somit etliche Tagesreisen, besser gesagt mehrere Wochen entfernt. Der Stern muss daher viele Wochen am Himmel zu sehen gewesen sein. Vor allem deshalb, weil die Kamelkarawane die Wüste durchqueren musste und damals auch die Reisevorbereitungen einen weitaus größeren Zeitaufwand als heute erfordert haben.

Nicht zuletzt spricht das Schweigen der damaligen chinesischen Astronomen eine deutliche Sprache. Schließlich lokalisierten die ersten verbeamteten Astronomen, die tagein, tagaus jedes Ereignis am Firmament minutiös dokumentierten, seinerzeit keinen hellen neuen Stern am Himmel. Untermauert wird die Beobachtung der Astronomen und Astrologen aus dem fernen Osten zudem von den zeitgenössischen Kollegen aus dem Mittleren und Nahen Osten. Denn in der Ära der Zeitenwende gaben weder babylonische noch jüdische Gelehrten den geringsten Hinweis auf das Aufleuchten einer Supernova.

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