Detektiv post mortem

Detective O’Connor untersucht seine eigene Leiche

Square Enix Mystery-Adventure "Murdered: Soul Suspect" für PS3/4, Xbox 360/One und PC

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In "Murdered: Soul Suspect" jagt Ronan O’Connor seinen eigenen Mörder. Der Spieler steuert den Geist des frisch Verstorbenen durch eine Mischung aus Detektiv- und Gruselspiel.

Ronan O’Connor ist ein wandelndes Detektiv-Story-Klischee: Er ist auf der Straße groß geworden, führte ein Leben auf der Schattenseite des Gesetztes und besitzt einen Körper voller Tätowierungen, die seine Geschichte erzählen. Eines Tages wechselt er die Seiten und wird zum Cop, der aufgrund seiner Vergangenheit nie das volle Vertrauen seiner Kollegen gewinnt. Der dramatischste Moment seines Lebens ist der, in dem seine große Liebe in seinen Armen stirbt - nur sie kannte den weichen Kern des einsamen Wolfs.

Eine weitere dramatische Szene steht am Anfang der Erzählung von Square Enix http://eu.square-enix.com/de/ Murdered: Soul Suspect: Eine maskierte Gestalt stößt den Cop aus dem Fenster und beendet schließlich mit sieben Schüssen in die Brust sein Leben. Der Spieler übernimmt die Kontrolle über Ronans Geist, der zunächst mit seiner neuen Rolle zurechtkommen muss. Ein Geistermädchen erklärt ihm, dass er in einer Zwischenwelt ist, in der diejenigen umherwandeln, die noch etwas zu erledigen haben.

Offensichtlich möchte Ronan nicht aus der Welt scheiden, ohne seinen Mörder zu kennen. Zumal es sich dabei um den Serienmörder handelt, den er in seiner Eigenschaft als Polizist jagte. Nebenbei erlernt der Spieler die Regeln und Fähigkeiten innerhalb der Geisterwelt. So kann er beispielsweise durch normale Gegenstände laufen, findet aber in der Geisterwelt andere Hindernisse - schemenhafte Gebilde aus der Vergangenheit wie ein altes Schiff. Sämtliche Häuser der Stadt sind mit einem Schutz aus alten Zeiten versehen, der das Eindringen von Geistern durch die Wände verhindert. Zum Betreten muss der Detektiv auf einen Menschen warten, der ihm unwissend die Türe öffnet.

Die Geisterwelt hat einen hellen Schimmer

Ronan kann auch von den lebenden Menschen Besitz ergreifen, um ihre Gedanken zu lesen. Das nutzt er gleich zu Beginn bei seinen ehemaligen Kollegen am Tatort seiner Ermordung. Um die Spur des Mörders zu verfolgen muss er zunächst alle Indizien finden und schließlich miteinander kombinieren. Vom Prinzip erinnert das ein wenig an Rockstar Games http://www.rockstargames.com/de/index.php "L.A. Noire" http://www.rockstargames.com/lanoire/de/ , ist aber deutlich simpler. Im Wesentlichen sucht der Spieler einen begrenzten Bereich nach Schlüsselgegenständen ab.

Der Geist kann nicht nur Gedanken lesen, sondern einige Menschen beeinflussen: Da er als körperloses Wesen beispielsweise selbst keinen Computer bedienen kann, schleust er dem Beamten am Rechner den Namen eines Verdächtigen ins Unterbewusstsein, damit der Lebende nach der Adresse sucht. Hat er alle wichtigen Informationen an einer Stelle beisammen, muss er die richtige Schlussfolgerung ziehen, die ihn typischerweise zum nächsten Ort führt.

Suche nach Hinweisen

Fehler quittiert das Spiel mit Wertungsabzügen, die aber keinerlei Auswirkung auf den Verlauf oder Ausgang der Geschichte haben. Im Zweifel hilft wildes Probieren bei den Multiple-Choice-Listen. Einige Wahlmöglichkeiten sind zudem offensichtlich falsch, sodass die richtige Lösung selten ein Kunststück ist.

Mit der Zeit lernt Ronan weitere Fähigkeiten, die Abwechslung ins Geschehen bringen. So kann er sich über kurze Distanz teleportieren oder als Katze durch Lüftungsschächte klettern. Gleichzeitig stößt er auf die Gefahren der Geisterwelt. So gibt es Dämonen, die ihm an den Kragen wollen und Höllenportale, die Ronan nicht überqueren kann. Airtight Games, die Entwickler von "Murdered: Soul Suspect" wollen damit offensichtlich ein wenig mehr Spannung ins Geschehen bringen.

Angriff eines Dämonen

Dazu sind die Schleichpassagen mit den Dämonen jedoch zu simpel. Es gibt mehr als ausreichend Versteckmöglichkeiten, in die der Geist auch wieder flüchten kann, wenn er entdeckt wurde. Auch kann er die Gegner relativ leicht hinterrücks besiegen. Es mangelt zudem an Abwechslung im Spielverlauf: Gegen Ende werden die Dämonen zahlreicher, aber das Prinzip ändert sich nicht. So sind die Action-Einlagen auf Dauer eher nervige Zwischenstation. Es gelingt ihnen nicht, die Bedrohung zu erzeugen, die in Konamis Horror-Klassiker Silent Hill ständiger Begleiter des Spielers war.

Noch einfacher sind die Stellen, in denen Ronan einem lebenden Mädchen beim Schleichen hilft, indem er Wachen ablenkt. Als Poltergeist darf er elektrische Geräte beeinflussen und beispielsweise einen Staubsauger starten. Atmosphärisch nervt, dass Menschen nur auf die Störungen reagieren, wenn es für die Lösung notwendig ist. Diverse Polizisten stürzen zum lautstark ratternden Drucker, wenn das Mädchen sich an ihnen vorbei schleichen muss. Dasselbe Gerät ignorieren sie aber, wenn Ronan es vorher beim Erkunden aus Spaß aktiviert.

Auf seiner Suche stößt Ronan immer wieder auf Nebenschauplätze und diverse Sammelobjekte. So erfährt der Spieler mehr über die Vergangenheit des Detektivs sowie die Motive und Vorgehensweise des Mörders. Zusätzlich wartet an jeder Lokation eine versteckte Gruselgeschichte, die der Spieler durch das Sammeln von Geisterobjekten enthüllt.

Schatten der Vergangenheit

Das Sammeln ist eigentlich eine nette Abwechslung. Unpassend wird es jedoch, wenn der Protagonist zur Eile drängt, aber dem Spieler noch ein Sammelobjekt zum Enthüllen der Geschichte fehlt. Eine wirkliche Zeitbegrenzung gibt es nirgends, sodass genügend Zeit zum Erkunden der hintersten Nebenräume bleibt. Auch das nimmt die Spannung aus dem Geschehen.

Grafisch ist die getestet PS4-Version nicht auf Next-Gen-Niveau. Die Kombination aus moderner und Geisterwelt ist dafür atmosphärisch gut umgesetzt. Die Umgebung und Charaktere sorgen für mehr Gänsehaut als die Dämonen. Auch der Soundtrack und die Geräuschkulisse sind stimmig und gut. Leider gibt es einige kleinere Fehler, sodass beispielsweise beim Testen das aktuelle Ziel nicht korrekt angezeigt wurde und die individuellen Einstellungen bei jedem Start wieder verloren gingen.

Visuell gelungene Horrorstimmung, wenn auch technisch nicht ganz auf PS4-Niveau

Die Kernidee der Geschichte ist nicht neu - vor drei Jahren schickte beispielsweise Capcom in "Ghost Trick: Phantom Detective" auf dem Nintendo DS und iOS ein Mordopfer auf die Suche nach den Umständen seines Todes. Unabhängig davon ist das Spielprinzip von "Murdered: Soul Supect" originell mit genügend eigenen Ideen. Auch die erzählte Geschichte ist trotz zahlreicher Klischees spannend. Leider steht die Umsetzung der Idee sich selbst im Weg: Die Rätsel sind zu einfach, Trial-and-Error ersetzt im Zweifel Kombinationsgabe. Fehler haben keinerlei Auswirkung auf den Spielverlauf. Die Schleichpassagen erzeugen kaum Spannung und verkommen in der verwendet Form zu überflüssigem Beiwerk. Unter dem Strich ist Square Enix Mystery-Adventure ein Spiel mit einem guten Konzept, aber einer schlechten Umsetzung.

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