Deutliche Gewinne für UKIP, massive Verluste für Tories und Liberaldemokraten, Labour enttäuscht

Bei der Auszählung der Kommunalwahlen in England zeichnet sich ein Trend ab

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Gestern wählten die Engländer nicht nur ihre Europaabgeordnete, sondern auch die Abgeordneten in 161 Stadt- und Bezirksräten. Im Gegensatz zu den Europawahlstimmen werden die Ergebnisse dieser Kommunalwahlen schon heute ausgezählt und bekanntgegeben.

Beim derzeitigen Stand der Auszählungen (65 von 161) verzeichnen die im Vereinigten Königreich regierenden Tories einen Verlust von 104 Sitzen. Der Koalitionspartner der Tories, die kleinere Liberaldemokratische Partei, verlor mit 103 Sitzen fast genauso viel und büßte die Mehrheit in zwei von vier ausgezählten Stadträten ein.

Trotz der Stimmengewinne konnte Labour von diesen und von den acht Stadt- und Bezirksräten, in denen die Tories bis jetzt die Mehrheit verloren, nicht alle übernehmen: In mindestens 16 hat zukünftig keine Partei eine klare Mehrheit. Dies liegt unter anderem daran, dass sich die eurokritische United Kingdom Independent Party (UKIP) von einen auf mindestens 90 Sitze steigern konnte. Beobachter hatten nur mit einem Zugewinn von höchstens 80 Sitzen gerechnet. Besonders stark schnitt die Partei im südenglischen Essex und im Norden des Landes ab. In London, wo sie nicht überall antrat, konnte sie dagegen nur verhältnismäßig leichte Steigerungen verzeichnen.

UKIP-Vorsitzender Nigel Farage. Foto: Euro Realist Newsletter. Lizenz: CC BY 2.0.

Bemerkenswert ist, dass UKIP offenbar nicht nur Tories und Liberaldemokraten Stimmen abnahm, sondern auch der Labour Party: In Thurrock verlor Labour deshalb die Mehrheit im Rat und in ihrer ehemaligen Hochburg Rotherham gingen 10 der 21 vergebenen Size an UKIP. Gegenüber der BBC zeigten sich mehrere prominente Labour-Politiker sehr enttäuscht: Der Abgeordnete Graham Stringer gab die Schuld einer "unverzeihlich unprofessionellen Kampagne" und der Labour-Schatten-Wirtschaftsminister Chuka Umunna meinte, man müsse sich jetzt damit abfinden, dass England von einem Drei- in ein Vierparteiensystem übergegangen sei. Damit unterschlägt er freilich, dass UKIP nicht die einzige Partei war, die gestern zulegen konnte: Regional- und Kleinparteien steigerten die Zahl ihrer Sitze um acht auf jetzt 43.

Die Wahlbeteiligung in England lag mit etwa 36 Prozent ähnlich niedrig wie in den Niederlanden. Offenbar schafften es in beiden Ländern weder Euro-Euphoriker noch Euroskeptiker in größerem Maßstab neue Wähler an die Urnen zu locken. Unter letzteren dürften viele der Auffassung sein, dass es nicht nur bequemer, sondern auch wirkungsvoller ist, der EU die Legitimation über ein massenhaftes Fernbleiben bei Wahlen zu entziehen.

Aus Nordirland, wo elf Stadt- und Bezirksräte neu zusammengesetzt werden, sind noch keine Ergebnisse bekannt. Hier gehen die Sitze traditionell an religiöse Parteien verschiedener Radikalitätsgrade. In Schottland und Wales wurden gestern lediglich die Europaparlamentarier gewählt.

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