Deutsche Luftkampfdrohne startet zum Erstflug
Der Rüstungskonzern Airbus entwickelt eine intelligente Kampfdrohne. Ein "Missionscomputer" der Bundeswehr soll den Flug automatisieren
Der europäische Rüstungskonzern Airbus hat seine Luftkampfdrohne "Sagitta" erstmals in die Luft befördert. Dies berichtet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit einiger Verspätung. Demnach startete das Fluggerät vorvergangene Woche vom südafrikanischen Testgelände Overberg und blieb rund sieben Minuten in der Luft. Die Drohne flog laut der Mitteilung vollständig autonom auf einem vorprogrammierten Kurs. Eigentlich sollte der Erstflug des Demonstrators bereits ab 2014 erfolgen.
Die "Sagitta" ist ein sogenannter Nurflügler (oder auch Starrflügler), sie ähnelt einem Rochen. Die Nurflügel-Konstruktion soll den Konstrukteuren zufolge über bessere Flugeigenschaften verfügen. Zwar ist die mit einem Düsentriebwerk angetriebene Drohne flugfähig, allerdings handelt es sich um einen verkleinerten Demonstrator. Das Flugmodell ist im Maßstab 1:4 gefertigt, hat ein Startgewicht von 150 Kilogramm und misst etwa drei Quadratmeter.
Autonome oder teilautonome Drohnen
Mit dem Projekt verfolgt Airbus die Entwicklung einer intelligenten Kampfdrohne. Zwar wird der Begriff "Kampfdrohne" auch für die bewaffnungsfähigen "Heron TP" oder "Predator" verwendet, die unter anderem von der Bundeswehr beschafft werden könnten (Kampfdrohnen für die Bundeswehr: Gericht gibt grünes Licht). In der Fachliteratur werden mit "Kampfdrohnen" jedoch autonome oder teilautonome Fluggeräte bezeichnet, die für den Luftkampf mit anderen Flugzeugen oder Drohnen konzipiert sind. Sie tragen das Kürzel "UCAV", das für "Unmanned combat aerial vehicle" steht. Mehrere europäische Staaten haben ihre Rüstungskonzerne mit entsprechenden Entwicklungen beauftragt.
An dem deutschen Projekt sind drei DLR-Institute beteiligt. Das DLR-Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik in Oberpfaffenhofen war für die vorab durchgeführten Flugsimulationen verantwortlich. Zu den weiteren Teilnehmern gehören die Hochschule für angewandte Wissenschaften (Technische Hochschule) Ingolstadt sowie die Technische Universität Chemnitz.
Die Universität der Bundeswehr in München hat für "Sagitta" eine "Mensch-Maschine-Schnittstelle" zur Unterstützung der Piloten in der Bodenkontrollstation entwickelt. Es handelt sich dabei um ein Assistenzsystem zur Planung und Durchführung der Kampfeinsätze. Die Bundeswehr will damit das Missionsmanagement automatisieren und die militärischen Einsätze von Kampfdrohnen vereinfachen. Die Drohne fliegt dabei nicht nur vorgegebene Koordinaten ab (die sogenannte Wegpunktführung), sondern ändert ihren Kurs mithilfe eines "Missionscomputers" während des Fluges. Die "Sagitta" auch ist für die Luftbetankung konzipiert.
Wir.Drohnen.Deutschland
Mit dem Erstflug der "Sagitta" haben Airbus und das DLR die Erprobungsphase des Projekts abgeschlossen. Für eine womöglich folgende Entwicklungsphase bräuchte es wegen der damit verbundenen hohen Kosten eine Entscheidung des Verteidigungsministeriums. Ein solches Mandat erhielt Airbus im vergangenen Jahr für eine "europäische Drohne" der lang ausdauernden MALE-Klasse. Bis 2027 will Airbus das Fluggerät, das ebenfalls bewaffnet werden soll, serienreif machen. Die "europäische Drohne" basiert auf der "Talarion", die Airbus bis 2012 entwickelte und dafür nach eigenen Angaben bereits 600 Millionen Euro ausgab. Airbus bewarb die "Talarion" als erstes unbemanntes Luftfahrtsystem, "das im zivilen Luftraum eingesetzt werden kann".
Airbus ist an weiteren Drohnenprojekten beteiligt (Wir.Drohnen.Deutschland). Unter anderem soll der Konzern als Hauptauftragnehmer für acht bewaffnete Bundeswehrdrohnen fungieren.
Bislang ebenfalls nur als Demonstrator hat Airbus die Drohne "Barracuda" entwickelt, die als Flugmodell eine Spannweite von mehr als sieben Metern hat. Sie erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 0,6 (741 km/h). Erprobt wurden ein Kollisionsschutzsystem, die "vernetzte Operationsführung" mit anderem Kriegsgerät, die Integration in den zivil kontrollierten Luftraum sowie die Automatisierung des Fluges. Der "Barracuda" hat über 500 Bodentests und mindestens 13 Flugtests absolviert, in mindestens einem Fall stürzte eine Drohne dabei ins Meer.