Deutsche Schützenhilfe für Krieg gegen Kurden?
Seite 3: Worum es eigentlich geht
- Deutsche Schützenhilfe für Krieg gegen Kurden?
- Die Mär der Türkei vom Kampf gegen den IS
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Zurück zu den aktuellen Entwicklungen in Nordsyrien. Warum hat Erdogan es plötzlich so eilig, in Nordsyrien einzumarschieren? Ein Blick auf die USA liefert die Antwort: Im Tauziehen um künftige Einflussgebiete stellten die USA die Anerkennung der nordsyrischen Föderation in Aussicht:
Dies impliziert neben Waffenlieferungen auch Wiederaufbauhilfe. Das könnte das politische "Aus" für Erdogan bedeuten, denn innenpolitisch versucht er seine inflationsgebeutelte Wählerschaft mit vermeintlichen außenpolitischen Erfolgen bei der Stange zu halten. Würden er und die AKP ihre Wählerschaft und damit die Macht verlieren, würden Erdogan und seine Clique wegen der zahlreichen Verfassungsbrüche und kriminellen Machenschaften im Gefängnis landen.
Die von den USA angeführte internationale Koalition hatte Ende Dezember 2017 Gespräche mit der SDF über die Bildung einer multiethnischen "Armee des Norden Syriens" geführt. Diese Armee soll unter anderem auch die Grenze zur Türkei und zum Irak sichern. Dazu haben die USA militärische Instrukteure und US-Diplomaten in die Region geschickt. Dies scheint nun umgesetzt zu werden.
Die amerikanische Zeitung The Defense Post schrieb am vergangenen Sonntag, dass eine 30.000 Mitglieder starke Truppe, bestehend aus SDF-Veteranen als neue nordsyrische Grenztruppe, "Syrian Border Security Force" (BSF) genannt, unter der Leitung der SDF ausgebildet werden soll.
Russland scheint dies zu billigen, denn es gibt eine Absprache zwischen den USA und Russland, dass westlich des Euphrats Russland und nordöstlich die USA für die Gebiete der Nordsyrischen Föderation zuständig sind. Damit wären Erdogans Tage in Syrien gezählt.
In dieser Situation agieren seine Truppen immer aggressiver: In Rakka wurde vermutlich vom türkischen Geheimdienst MIT ein Attentat auf den kurdischen Leiter des US-gestützten Wiederaufbauprogramms für die Stadt verübt:
Der Türkei passt die Programm gar nicht ins Konzept. Wie ein hochrangiger türkischer Regierungsmitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters mitteilte, sei die Ausbildung der neuen Truppe durch die USA der Grund dafür gewesen, warum ein US-Geschäftsträger am Mittwoch in Ankara vorgeladen worden sei.
Erdogans letzte Schlacht?
Am Samstag, den 13. Januar, griffen dann die türkische Armee und die Al-Qaida-Gruppe Heyet Tahrir El Şam (Jabhat al Nusra) von mehreren Punkten der türkischen Grenzprovinz Hatay aus mit Artillerie den Kanton Afrin an. Mehrere Dörfer und Agrarflächen waren davon betroffen.
Am Sonntag begann dann das türkische Militär, massiv Panzer an die Grenze zu Afrin zu verlegen und die Dörfer Ferferkê und Pira Heşrekiya in den Gebieten Raco und Qere Babat anzugreifen: Im westlich von Aleppo gelegenen Cebel El Şêx stationiert das türkische Militär schwere Waffen und Munition.
Laut regionaler Quellen gibt es eine Absprache zwischen dem türkischen Militär und der Proxytruppe Heyet Tahrir El-Şam (HTŞ), den Kanton Afrin vom Dorf Babisqa im Norden des Berges Barîşa, von Heyam im Südosten und von Darit Izê im Süden von drei Seiten aus anzugreifen.
Schon Tage zuvor hatte das türkische Militär in Vorbereitung eines Angriffs die selbst errichtete Grenzmauer an einigen Stellen geöffnet. Woher die Angriffspanzer stammen? Ein Schelm, wer Böses denkt….
Man muss hoffen, dass es Putin und die USA in letzter Sekunde schaffen, Erdogans Plan zu verhindern. Letztlich können weder Russland noch die syrische Assad-Regierung noch die USA eine Annektion Afrins durch die Türkei akzeptieren.
Und das könnte dann der berühmte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt und die ganze Region endgültig destabilisiert und dabei alle Akteure zu Handlungen zwingt, die sie nicht gewollt haben. Nicht auszuschließen, dass auch Deutschland davon betroffen sein wird.