Deutschlands Energiedilemma: Der schwierige Weg aus der Kohle
Gaskraftwerke sollen Ersatz für Kohlemeiler bieten. Doch die Umsetzung birgt zahlreiche Probleme. Warum der Kohleausstieg nicht bis 2030 vollzogen wird.
Deutschland benötigt Energie – auch dann, wenn die Sonne nicht ausreichend scheint und der Wind nicht weht. Bislang sind sogenannte Dunkelflauten ein untergeordnetes Problem, weil dann Kohlekraftwerke den benötigten Strom liefern können. Mit dem geplanten Ausstieg aus der Kohleverstromung sind sie aber nur noch eine Lösung auf Zeit.
Die Rolle von Erdgas in der Energieversorgung Deutschlands
Gaskraftwerke sollen künftig den Strom liefern, wenn die erneuerbaren Energien nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Doch die Energiekonzerne haben es nicht eilig: Sie planen zwar entsprechende Projekte, aber Geld soll erst fließen, wenn die Bundesregierung ein schlüssiges Konzept vorlegt.
Wann es der Öffentlichkeit vorgestellt wird, steht bisher nicht fest. Eigentlich sollte es schon im vergangenen Jahr fertig sein. Doch nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts wurde es vorerst auf Eis gelegt.
Regierung und Energiekonzerne: Einigung in Sicht?
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet nun, dass sich die Bundesregierung noch in dieser Woche mit den Energiekonzernen einigen will. Aus Regierungs- und Branchenkreisen habe sie erfahren, dass es dann einen Fahrplan für den Bau mehrerer Gaskraftwerke geben wird.
Kohleausstieg 2030: Ein realistisches Ziel?
Soll der Kohleausstieg bis 2030 realisiert werden, müssten bis dahin Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 25 Gigawatt (GW) gebaut werden. Das Handelsblatt rechnet vor, dass bis dahin 50 neue Kraftwerke mit einer Leistung von jeweils 500 Megawatt (MW) gebaut werden müssten.
Das ist sehr ambitioniert. In der Branche rechnet man damit, dass Planung, Genehmigung und Bau eines Kraftwerks sechs bis sieben Jahre dauern könnten. Deshalb hält laut Handelsblatt auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Zieljahr 2030 für unrealistisch.
Finanzierung der Energiewende: Wer zahlt die Rechnung?
Ungeklärt ist zudem auch die Finanzierung. Die Kosten werden auf rund 40 Milliarden Euro geschätzt. Habeck will den Steuerzahler deshalb an den Investitionen und den Betriebskosten teilhaben lassen.
Ohne staatliche Zuschüsse sind die Gaskraftwerke unrentabel. Je mehr Wind- und Solarstrom im Netz vorhanden sind, desto geringer ist die Auslastung der neuen Kraftwerke. Die zu erwartenden Einnahmen dürften die Kosten kaum übersteigen.
Staatliche Beihilfen, wie sie in diesem Fall geplant sind, müssen allerdings von der EU-Kommission genehmigt werden. Und das sei alles andere als sicher, heißt es im Handelsblatt. Habecks Ministerium habe betont, man sei sich mit Brüssel grundsätzlich einig. Insider hätten aber berichtet, dass es noch Klärungsbedarf gebe.
Die Pläne zum Bau zahlreicher Gaskraftwerke werden auch von Umweltschützern kritisiert, so Reuters. Das Argument der Energiekonzerne, Erdgas sei für den Übergang notwendig, lassen sie nicht gelten. Vielmehr befürchten sie, dass die Nutzung fossiler Energieträger auf Jahrzehnte hinaus festgeschrieben wird.
Die Klimabilanz von Fracking-Gas
Die Energiewirtschaft behauptet immer wieder, die Nutzung von Erdgas sei weniger klimaschädlich als die von Kohle. Aktuelle Studien aus den USA zeigen jedoch, dass dies nicht der Fall ist.
Denn Deutschland setzt inzwischen auf Erdgas aus den USA, das mit dem Fracking-Verfahren gefördert wird. Die Auswertung von Satellitendaten ergab, dass dabei rund 4,6 Prozent des geförderten Erdgases in die Atmosphäre entweichen. Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas, wirkt sich etwa 80-mal stärker auf das Klima aus als Kohlendioxid. Damit ist Fracking-Gas deutlich klimaschädlicher als Kohle.
Über dieses Problem täuscht auch nicht hinweg, dass die neuen Gaskraftwerke später auf die Nutzung von Wasserstoff umgerüstet werden sollen. Wann ausreichend grüner Wasserstoff vorhanden sein wird, um ihn zur Stromgewinnung einzusetzen, ist bislang nicht abzusehen.
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