LNG-Terminals in Deutschland: teuer, aber kaum ausgelastet

LNG-Terminals in Deutschland kosteten Milliarden, aber sie sind kaum ausgelastet. Wieso das so ist und woher das meiste Flüssiggas kommt.

Deutschland hat Milliarden Euro in den Aufbau einer Infrastruktur für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) investiert. Doch bislang wird nur ein kleiner Teil des Gasbedarfs auf diesem Weg gedeckt.

Seit der Inbetriebnahme des ersten LNG-Terminals in Wilhelmshaven hat Deutschland rund 65,7 Terawattstunden (TWh) LNG importiert, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Das sind sieben Prozent der gesamten Gasimporte des Landes.

Zukunftspläne: Ausbau der LNG-Importkapazitäten

Die Bundesregierung hat ehrgeizige Pläne für den Ausbau der LNG-Importkapazitäten. Mit der Inbetriebnahme weiterer Terminals wie dem in Wilhelmshaven und dem geplanten in Stade sowie schwimmenden Anlagen in Brunsbüttel und auf Rügen strebt Deutschland eine deutliche Steigerung seiner LNG-Importe an.

Für dieses Jahr hatte sie eine Importkapazität von 13,5 Milliarden Kubikmetern Erdgas in Aussicht gestellt. Das sind mehr als 130 Terawattstunden und damit doppelt so viel wie bisher tatsächlich an LNG importiert wurde.

"Auch wenn wir die Kapazitäten der LNG-Terminals heute noch nicht vollständig ausschöpfen müssen, sind die Terminals ein wichtiger Baustein für eine unabhängige und sichere Energieversorgung in Deutschland", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Das liegt laut Andreae auch daran, dass man momentan Pipeline-Gas günstiger beziehen kann. Aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien wird dieses importiert.

Indirekte Wege: Russisches LNG über Umwege

Mit rund 390 Terawattstunden (TWh) hat Deutschland in diesem Jahr das meiste Gas aus Norwegen importiert, so die dpa. Es folgten Importe aus den Niederlanden (knapp 232 TWh) und Belgien (knapp 197 TWh). Aus Russland fließt wegen des Krieges in der Ukraine kein Gas mehr direkt nach Deutschland.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass kein russisches Erdgas mehr nach Deutschland floss. Denn in den Niederlanden und Belgien gibt es große Häfen, in denen auch LNG-Tanker ihre Fracht anlanden. Von dort gelangt das Erdgas über Pipelines nach Deutschland.

LNG-Terminals und -Tanker (11 Bilder)

LNG-Terminal Ras Laffan in Katar. Bild: Matthew Smith / CC-BY-2.0

Belgien ist innerhalb der Europäischen Union der zweitgrößte Abnehmer von russischem Flüssigerdgas. Von Januar bis Juli bezog das Land 7,1 Millionen Kubikmeter russisches Erdgas. Spanien steht mit 7,5 Millionen Kubikmetern an erster Stelle der Importe aus Russland. An dritter Stelle liegt Frankreich mit 4,5 Millionen Kubikmetern.

Der Wert des russischen LNG, das in den ersten neun Monaten dieses Jahres von der EU importiert wurden, beträgt knapp 5,3 Milliarden Euro.

USA als Hauptlieferant für Deutschlands LNG

Nach Angaben des BDEW bezog Deutschland den größten Teil seiner LNG-Importe aus den USA. Deren Anteil lag bei 84 Prozent. In den USA wird das Erdgas häufig mit der umstrittenen Fracking-Methode gefördert. Die Herkunft der einzelnen Tankschiffe und die Zusammensetzung des transportierten LNG sind laut BDEW jedoch nicht immer eindeutig nachvollziehbar.

Ein grundsätzliches Problem mit Fracking-Gas hat die Branche jedoch nicht. Louisiana ist ein US-Bundesstaat, in dem es besonders ergiebig sprudelt. Und dort ist auch das deutsche Staatsunternehmen Sefe, ehemals Gazprom Germania, aktiv.

Deutscher Staatskonzern Sefe engagiert in den USA

Wie Reuters am Donnerstag berichtete, hat Sefe als drittes Unternehmen bei der US-Energieregulierungsbehörde die Genehmigung für den Baubeginn des Flüssiggasprojekts CP2 LNG von Venture Global in Louisiana beantragt.

In einem Schreiben an die Federal Energy Regulatory Commission (FERC) betonte Sefe die Bedeutung des Projekts für die deutsche Energieversorgung. Im Juni hatte der deutsche Staatskonzern über seine Tochter Wingas einen 20-Jahres-Vertrag über den Kauf von jährlich 2,25 Millionen Tonnen LNG aus dem CP2-Projekt unterzeichnet.

In dem Brief wird bestätigt, dass Venture Global bereits die zuverlässige Lieferung von drei LNG-Ladungen an Sefe im Jahr 2023 ermöglicht hat, die in einer "kritischen Phase der deutschen Gaskrise" eintrafen.

Neben der FERC-Genehmigung wartet das CP2-LNG-Projekt noch auf die Exportgenehmigung des Energieministeriums, bevor mit dem Bau begonnen werden kann.

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