Gutachten: Habecks LNG-Terminal überflüssig für sichere Energieversorgung

Streit auf Rügen bekommt neue Nahrung: Abgesehen von Umwelt- und Tourismus-Bedenken soll das Projekt auch noch energiepolitisch unnötig sein. Wie das begründet wird.

Das geplante LNG-Terminal vor Rügen hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Insel so unbeliebt gemacht, dass dort unter anderem ein Restaurant namens "Habeck’s" umbenannt wurde.

Bundesweit stieß das Projekt auch in der Klimabewegung, die von den Grünen vor der Bundestagswahl noch als Zielgruppe umworben wurde, auf Widerspruch: Importiertes Flüssigerdgas ist alles andere als klimaneutral – und ob die Infrastruktur eines Tages kostengünstig auf "grünen Wasserstoff" umgerüstet werden kann, ist mehr als fraglich.

Ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hat nun auch ergeben, dass das Terminal auf Rügen angesichts der stabilen Ausgangslage zum Winter 2023/24 gar nicht notwendig für die Versorgung von Ostdeutschland und Osteuropa ist. Auftraggeber der Studie ist die Deutsche Umwelthilfe (DUH).

Ein "Gespenst, das es nicht gibt"

Deren Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner erklärte an diesem Freitag, mit dem LNG-Projekt auf Rügen werde "ein Gespenst, das es nicht gibt", bekämpft. Die Bundesregierung müsse sich nun mit den Ergebnissen der Studie auseinandersetzen.

Die derzeit hohen Speicherfüllstände sowie bestehende Importkapazitäten gewährleisten demnach eine ausreichende Versorgung, selbst in kalten Wintermonaten. Zudem bestehen laut Gutachten keine strukturellen Netzengpässe, die die Versorgung Ostdeutschlands gefährden.

Mögliche Netzengpässe innerhalb Deutschlands könnten demnach schnell und deutlich günstiger durch Flussumkehr auf ehemals in Ost-West-Richtung betriebenen Verbindungsleitungen beseitigt werden.

Die Errichtung von LNG-Terminals vor Rügen hat mit faktenbasierter und verantwortungsbewusster Politik nichts zu tun.


Sascha Müller-Kraenner, Deutsche Umwelthilfe (DUH)

Die Bundesregierung solle Finanzmittel stattdessen für energiewendekompatible Projekte nutzen und eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in der Region fördern.

Claudia Kemfert, Abteilungsleiterin Energie-Verkehr-Umwelt am DIW bekräftigte, das fossile LNG-Projekt Mukran sei energiewirtschaftlich nicht notwendig und klimapolitisch kontraproduktiv, "da es den Lebensraum der Ostsee gefährdet, zusätzliche klimaschädliche Emissionen verursacht und eine nachhaltige regionale Wirtschaftsentwicklung auf Rügen behindert".