Die Abmahnungspraktiken der Firma Endemol

Big Brother schlägt jetzt auch im Internet zu

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Wenn es ums Geld geht, hört auch bei Big Brother der Spaß schnell auf. Zahlreiche Betreiber sogenannter Fanseiten der RTL 2-"Big-Brother"-Container-Show haben nämlich in den letzten Tagen - nach einem Bericht von Spiegel Online - deftige Abmahnungsschreiben erhalten, weil sie auf ihren Netzseiten Bilder oder das Logo der Show veröffentlicht haben. Dabei wird der Streitwert von der Firma Endemol, die die Rechte an "Big Brother" (BB) besitzt, gleich so hoch angesetzt, dass allein schon die vom Abgemahnten zu zahlenden Anwaltskosten die 10.000 Mark Grenze überschreiten.

Wie Endemol vorgeht, beschreibt die Betreiberin einer dieser Fan-Seiten. Um die Website "mit Leben zu füllen, wurde von uns eine Startseite erstellt. Inhalt: ein BB Logo, ein Bild von Zlatko, ein Counter und eine eMailadresse. Vier Tage später wurde dann von einer von Endemol bevollmächtigten Anwaltskanzlei ein Abmahnschreiben zugestellt - nein, ich korrigiere: ein DIN A 4 Briefumschlag mit 3 Abmahnschreiben. (...) eins wegen der unrechtmäßigen Verwendung der Domain (Streitwert 200.000DM), eins wegen der widerrechtlichen Benutzung des BB Logos (Streitwert 300000DM) und wegen der illegalen Nutzung eines Bildes des Herrn Trpkovski, da alle Rechte an der Verwendung der Namen, des Bildnisses etc. bei Endemol liegen. Die Vertragsstrafe wurde auf 10010,-DM festgesetzt (natürlich mal 3= 30030,-DM). Um diese Vertragsstrafe zu vermeiden, muss eine Unterlassungserklärung abgegeben werden." Und damit verbunden ist die Zahlung von 10.000 DM für die Endemol-Anwälte, deren Honorar auf dem Streitwert basiert, in diesem Fall 700.000 DM.

Dass dies beileibe kein Einzelfall ist, zeigt ein Blick beispielsweise in das Netzforum www.bigbrother-online.de. Und bei der Häufung der Fälle liegt der Verdacht nahe, dass Endemol inzwischen sogar systematisch nach solchen Fanseiten suchen lässt. Rainer Laux, der Produzent der Sendung, erklärte dazu recht lapidar gegenüber "Spiegel Online": "Es ist nun mal so, dass Endemol alle Rechte hat." Was natürlich stimmt, allerdings ist es doch verblüffend, wie unsouverän sich das holländische Medienunternehmen verhält.

Schließlich waren es doch gerade die zahlreichen Fanseiten, die der TV-Show im Netz so viel zusätzliche Popularität verschafften, dass "Big Brother" zu dem derzeit wohl meist diskutierten Thema im deutschsprachigen Internet geworden ist. - Damit soll also nun Schluss sein. Denn wenn es ums Geld geht, hört bei Endemol eben der Spaß auf und die sonst so gern umschmeichelten BB-Fans sind dem Unternehmen völlig egal oder - schlimmer noch - sollen als zusätzliche Einnahmequelle herhalten.

Auch die Betreiberin der oben erwähnten Seite versteht die "Big Brother"-Welt nicht mehr: "Wenn die mich angeschrieben hätten, dass ich die Fotos von der Seite nehmen soll, wäre das doch kein Problem gewesen." Außerdem habe sie sofort nach Erhalt das inkriminierte Material und ihre Fanseite aus dem Netz genommen. Inzwischen hat die junge Frau Kontakt aufgenommen mit der Initiative Freedom for Links, die sich schon seit längerem mit vergleichbaren Abmahnungspraktiken im Internet herumschlägt.

Und im Netz wird inzwischen in den diversen BB-Foren der Aufstand gegen Endemol geprobt. So heißt es beispielsweise auf einer Netzseite: "Wir fordern die Firma auf, diese Abmahnungen zurückzuziehen und sich gütlich mit den Abgemahnten zu einigen. Solange nichts in dieser Hinsicht geschieht, würden auch wir uns freuen, wenn die Fernsehsendung Big Brother und der Besuch der Big Brother Internetseite gemieden wird."