"Die Abschaffung des staatlichen Geldmonopols ist unsere wichtigste Forderung"
Oliver Janich über das Geldsystem, seine Partei der Vernunft und Verschwörungstheorien
Oliver Janich ist freier Journalist und schrieb u.a. für die Financial Times, die Süddeutsche Zeitung und Focus Money. Vor kurzem setzte Focus Money die Zusammenarbeit mit Janich aus. Janich ist auch Vorsitzender der Partei der Vernunft (PDV). Eren Güvercin sprach mit ihm über sein neues Buch mit dem provokativen Titel "Das Kapitalismus-Komplott" und das Parteiprogramm der PDV, die "sozialer als SPD und die Linke, grüner als die Grünen und christlicher als CDU/CSU" sein soll.
In Ihrem Buch "Das Kapitalismus-Komplott" bezeichnen Sie das Papiergeldsystem als die wahre Ursache der Finanzkrise. Was ist das Papiergeldsystem, und inwiefern ist dieses System die Ursache für die Finanzkrise?
Oliver Janich: Unser Geld ist an keinen Wert gebunden. Wenn Sie mit dem Papierschein zur Zentralbank gehen, bekommen Sie denselben Schein wieder zurück. Besser wäre es, der Schein würde - wie früher - zum Bezug einer Ware wie etwa Gold berechtigen. Da das nicht der Fall ist, kann diese Art von Geld beliebig vermehrt werden, was auch tatsächlich geschieht. Das staatliche Geldmonopol im Verbund mit den gesetzlich geschützten Geschäftsbanken erschafft Geld durch einfache Buchungen aus der Luft. Wird mehr Geld produziert als Waren, kommt es zu Preissteigerungen. Diese Inflation enteignet gerade die Schwächsten einer Gesellschaft wie Rentner oder Bezieher fester Einkommen, weil sie das neue geschaffene Geld als letztes erhalten. Das aus dem Nichts produzierte Geld floss beispielsweise in den Immobiliensektor, was zu der Blase führte, die im Zuge der Finanzkrise geplatzt ist.
Wie kommt es, dass die Bevölkerung das Papiergeldsystem überhaupt nicht hinterfragt?
Oliver Janich: Der Bürger unterliegt der Illusion, dass sein Geld etwas wert ist, weil er jeden Tag die Erfahrung macht, dass er damit bezahlen kann. Die Preissteigerungen schiebt er auf die Unternehmen beziehungsweise nimmt sie als praktisch "gottgegeben" hin. Die österreichische Schule der Nationalökonomie, die diese Zusammenhänge eindeutig erklärt, wird weder an staatlichen Schulen noch an staatlichen Universitäten gelehrt, obwohl ihr prominentester Vertreter, Friedrich August von Hayek, sogar den Nobelpreis dafür bekam.
"Wir leben in einer Orwellschen Welt, in der das Wahre falsch und das Falsche wahr ist"
Es wird oft vom "freien Markt" gesprochen. Wieso gilt der freie Markt nicht auch für das Geld? Wieso können die Marktteilnehmer nicht selber darüber bestimmen, ob etwa Papiergeld oder aber Gold als Währung benutzt wird? Barclays-Chefsvolkswirt Thorsten Polleit forderte kürzlich, dass "in einem freien Marktgeldsystem die Marktakteure selbst entscheiden, durch Angebot und Nachfrage, was Geld ist".
Oliver Janich: Das ist der entscheidende Punkt: Ausgerechnet im wichtigsten Markt der Welt, dem Geldmarkt, greift der Staat massiv ein. Er überträgt einer einzigen Institution das Monopol. Die Zentralbank legt den Preis und die ursprüngliche Menge des Gutes, die Geldmenge, per Dekret fest. Die Geschäftsbanken dürfen mit staatlicher Erlaubnis Geld aus dem Nichts erzeugen. Das wäre in einem freien Markt unmöglich, weil die Kunden, wenn sie die Wahl hätten, mehrheitlich nur nicht beliebig vermehrbares Geld akzeptieren würden. Über die Jahrtausende waren dies stets Gold und Silber. Planwirtschaft funktioniert in keinem Markt, weder im Gesundheits-, Transport- oder Fernmeldesektor und erst recht nicht im Finanzmarkt, wo jede Sekunde Entscheidungen von Millionen von Marktteilnehmern getroffen werden. Die zentrale Stelle kann niemals die notwendigen Informationen dafür beschaffen, selbst wenn die gesamte Bevölkerung bei der Stasi arbeite würde.
Werden Sie nicht gern als Verschwörungstheoretiker abgehandelt, wenn Sie so etwas Selbstverständliches in Frage stellen?
Oliver Janich: Also wegen dem Geldsystem sicher nicht. Aber ich widerlege ja in meinem Buch auch wissenschaftlich die Verschwörungstheorien zum Klima (die Menschen sollen schuld sein) oder zum 11. September (Osama bin Laden soll von einer Höhle in Afghanistan die gesamte Luftabwehr der USA ausgeschaltet und drei Wolkenkratzer in die Luft gesprengt haben). Seltsamerweise werden investigative Journalisten, die solche haltlosen Theorien widerlegen, ihrerseits als Verschwörungstheoretiker bezeichnet, obwohl sie das genaue Gegenteil tun. Wir leben nun mal in einer Orwellschen Welt, in der das Wahre falsch und das Falsche wahr ist.
Sie waren Redakteur für Focus Money, wurden aber vor kurzem beurlaubt. Wurden Sie aufgrund Ihrer Positionen für die Redaktion zu unbequem?
Oliver Janich: Naja, beurlaubt kann man nicht sagen. Ich bin ja freier Journalist und habe meine wöchentliche Kolumne sogar umsonst geschrieben. Man bekommt einfach keine Aufträge mehr, so ist es vor mir ja schon Journalisten wie Gerhard Wisnewski, Christoph Hörstel oder Frieder Wagner gegangen. Es liegt natürlich auf der Hand, dass das mit unseren investigativen Geschichten zu tun hat. Beweisen können sie das nie, denn wenn ihnen das bestätigt würde, könnten sie vor Gericht klagen.
Der Spiegel hat Ihnen gegenüber in einer Meldung zu Ihrer Entlassung harte Vorwürfe gegen Sie erhoben. Sie hätten in Ihren Artikeln etwa Werbung für die von Ihnen gegründete PDV gemacht. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
Oliver Janich: Ach, das ist einfach die von mir im Buch angekündigte Rufmordkampagne. Ich bin eher etwas enttäuscht, dass ich nicht eine mehrseitige Geschichte bekommen habe. Ich habe ja dem Spiegel und anderen Medien ein Wortlaut-Interview angeboten. Dabei einigt man sich auf eine bestimmte Länge, aber es muss eben der komplette Wortlaut abgedruckt werden, damit es nicht möglich is, aus dem Zusammenhang zu zitieren. Das haben bisher alle diese Medien abgelehnt, weil ihnen offensichtlich nicht an Aufklärung, sondern an Rufmord gelegen ist. In meinem Buch greife ich ja den Spiegel scharf an, weil er an vorderster Front steht, wenn es darum geht, wissenschaftlich widerlegte Propagandamärchen zum Klima oder zum 11. September zu verbreiten.
Ein Steuersatz von 10 Prozent ist ausreichend
Was sind die Kernpunkte Ihrer Partei?
Oliver Janich: Die Abschaffung des staatlichen Geldmonopols ist unsere wichtigste Forderung. Wir könnten alle ein Vielfaches verdienen oder einen Bruchteil der heutigen Zeit arbeiten. Die Inflation frisst die Früchte des technischen Fortschritts wieder auf und belastet die Schwächsten am härtesten. Es kommt zu einer Umverteilung von unten nach oben, weil Reiche sich mit dem Papiergeld Sachwerte wie Immobilien, Aktien oder Rohstoffe kaufen. Dem Normalbürger bleibt dazu nicht genug Geld und er durchschaut das Spiel in der Regel nicht. Es würden ohne das Geldmonopol gar keine sozialen Probleme entstehen, die dann wieder der Staat vorgibt, mit Zwangsmaßnahmen zu lösen.
Wir wollen dass sich der Staat auf hoheitliche Aufgaben beschränkt. Für innere und äußere Sicherheit gibt der Staat 3 Prozent des Bruttosozialproduktes aus, das wäre auch ein fairer Steuersatz. Wer auch noch Bildung (4%), Straßen und Kindergärten (zusammen knapp 1%) staatlich finanzieren will, für den reicht eine Besteuerung von zehn Prozent aus. Wir haben aber eine reale Abgabenquote von 70%. Ohne diese Abgaben könnten wir also alle das Dreifache verdienen und uns komfortabel privat sozial absichern. Alle Maßnahmen zum "Klimaschutz" würden wir sofort stoppen. CO2 ist ein Spurengas, das nur zu 0,038 % in der Atmosphäre enthalten ist, der menschliche Einfluss auf das Klima ist gleich null.
Wie bewerten Sie die momentane Diskussion um die sogenannte Integration und den Islam in Deutschland? Woran mangelt diese Debatte?
Oliver Janich: Die Islam-Debatte ist für mich Teil der uralten "Teile und Herrsche"-Strategie. Hier werden Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgehetzt. In Wirklichkeit wollen die meisten Menschen einfach nur in Frieden und glücklich leben. Wenn es aber beispielsweise ein Land wie Deutschland gibt, in dem ich ohne Arbeit mehr verdienen kann als in meiner Heimat mit Arbeit, dann besteht natürlich ein hoher Anreiz hierherzukommen. Darüberhinaus hat jemand, der nicht arbeitet, auch viel Zeit, darauf zu achten, ob seine Tochter ein Kopftuch trägt oder nicht. Aber die überwiegende Mehrheit der Muslime arbeitet ja hier und ist folglich auch integriert. Der politische Islam - und ich bin hier kein Experte - mag durchaus eine totalitäre Ideologie sein, aber die bekämpft man nicht durch Sondergesetze. Im Gegenteil, Gesetze müssen stets so geschrieben werden, dass sie für alle gelten. Wer die Freiheit des Einzelnen schützt, schützt automatisch die Freiheit aller. Das ist unser Programm und unser moralischer Imperativ.
Mehr von Eren Güvercin in seinem Blog Grenzgängerbeatz.