Die Blutseuche von W.o.W.
Ein Bug führte zum Ausbruch einer virtuellen Epidemie im Online-Rollenspiel World of Warcraft
Programmfehler sind lästig. Auch Games sind oft befallen. Am vergangenen Wochenende erlebten US-Spieler einen der seltenen spektakulären Bugs beim derzeit erfolgreichsten MMORPG (Massive Multiplayer Online Role Playing Game) World of Warcraft.
Der neueste „World of Warcraft“-Patch 1.7 wurde heiß erwartet. Abonnenten des Onlinerollenspiels freuten sich auf etliche Erweiterungen, wie dem neuen Schlachtfeld „Arathibecken“, auf dem Spieler gegen Spieler Mannschaftskämpfe um die Ressourcenvormacht austragen, über hundert neuer Rüstungsgegenstände und Waffen, der Eröffnung des 20-Spieler-Dungeons „ZulŽGurub“ und dem Beheben von Bugs.
Doch grade letzteres schien sich bei der Generalüberholung mit eingeschlichen zu haben: Der Endgegner von ZulŽGurub, Hakkar, der Gott des Blutes, besitzt den Debuff „Corrupted Blood“, ein Schwächezauber, der Spielern in seinem Umkreis alle zwei Sekunden 263 - 337 Punkte Damage zufügt. Diesem Debuff lebend zu entkommen, ist derzeit eine der größten Herausforderungen des Spiels, da die Krankheit - aufgrund ihrer Übertragungsart durch Blut zynisch Aids genannt – auch von Spieler zu Spieler weitergegeben wird.
Einige Verseuchte schafften es, wirkten der Infektion mit Buffs, stärkenden Zaubern, konstant entgegen, teleportierten zurück aus der Instanz zur Hauptstadt Ironforge und feierten ihr eigenes Blutfest: Unbedarfte steckten sich fleißig an und Low-Level-Spieler kippten der Reihe nach tot um (Video). GMs (Game Masters, die das Spiel rund um die Uhr beaufsichtigen) stellten infizierte Spieler schleunigst unter Quarantäne.
Die Programmlücke, die dazu führte, konnte nur auf wenigen US-Servern live erlebt werden, doch nicht wenige wünschen sich in Foren, dass Spielentwickler aus unerwarteten Ereignissen wie jenem lernen. Denn trotz aller Möglichkeiten, die die Spiel-Erfahrung auflockern und realistischer erscheinen lassen, wie regelmäßige Angelwettbewerbe, dem monatlichen Erscheinen eines Jahrmarktes oder verschiedene Battlegrounds, herrscht in Onlinerollenspielen wie „World of Warcraft“ sowie bei der Konkurrenz von „Everquest 2“, „Guild Wars“, „City of Heroes“ oder „Dark Age of Camelot“ eine strikte Ordnung diktatorischen Ausmaßes, die schnell überblickt ist.
Ehemaligen Spielern, denen die breiten Möglichkeiten des Genres immer noch zu überschaubar wirken, gibt dieses Ereignis Grund, Verbesserungswünsche wie z.B. nach Wirkung von Umwelteinflüssen oder zeitlich begrenzten Gegenstandsverfügbarkeiten zu äußern. Denn die denkwürdigsten Geschichten schreibt nun mal der Zufall – in der wahren ebenso wie in der virtuellen Welt.