"Die Boring Company wird deinen Wagen bis zu deiner Garage bringen"
Die Tunnelphantasien von Elon Musk
Elon Musk meldet einen Erfolg. Am vergangenen Donnerstag teilte er in einem Tweet mit, dass seine Weltraumfirma SpaceX den ersten Kunden gewonnen hat, der mit der Big Falcon Rocket (BFR) um den Mond fliegen will. Das sei ein wichtiger Schritt, "den Zugang für alle Menschen zu eröffnen, die davon träumen, in den Weltraum zu reisen".
Am selben Tag kündigte der Milliardär noch eine unterirdische Innovation an. Seine Boring Company, die bereits Hawthorne, wo sich der Firmensitz von SpaceX befindet, mit einem Probetunnel beglückt, der 3,2 km weit bis Westwood reichen sollte, will nun einen Liftschacht von einem kürzlich erworbenen Haus in der Nähe in den Tunnel bauen. Ziel soll sein, direkt von einer Garage aus ein Auto in den Hochgeschwindigkeitstunnel zu bringen. Dafür wird der Tunnel erst einmal auch kürzer.
Bekanntlich will Musk den Verkehr durch ein Tunnelsystem beschleunigen und Staus in den Städten beenden. Zwischen Städten sollen Hyperloops führen, eine Art unterirdischem Transrapid, mit dem Menschen und Lasten in Kapseln mit hohen Geschwindigkeiten transportiert werden.
In Chicago hat die Boring Company bereits einen Wettbewerb für die Verbindung zwischen dem Stadtzentrum und dem Flughafen gewonnen. Kein Wunder, Musks Firma will die zwei Tunnels für den "Loop" selbst bauen und den Betrieb führen. Alle drei Sekunden sollen die mit Elektromotoren ausgestatteten Kapseln mit bis zu 16 Passagieren starten und eine Geschwindigkeit von bis zu 240 km/h erreichen.
Im Frühjahr ist Musk im Übrigen auf die Idee gekommen, mit seinem "Urban Loop System" doch wieder eher in Richtung eines öffentlichen Verkehrssystems zu gehen. Seine Vorstellung ist, dass damit zuerst Fußgänger und Radfahrer transportiert, dann erst Autofahrer. Bislang standen die für ihn im Vordergrund.
Jetzt könnte es eine Art Bus in dem Tunnelsystem geben, zu dem Tausende von Stationen Zu- oder Ausgang bieten. Nach dem Video würde das Gefährt aus dem Tunnel durch einen Schacht an die Oberfläche kommen, um dort Passagiere aus- und einsteigen zu lassen. Die Busse sollen unterirdisch auch mit bis zu 200 km/h umherzischen.
Jetzt also scheint Musk, der ja auch an seinen Autos verdienen will, wieder einen Rückfall gemacht und die Vorstellung ausgebrütet zu haben, dass die Autobesitzer am besten doch einen direkten Zugang zum Hochgeschwindigkeits-Tunnelsystem haben sollen, um sich nicht unter die Menge mischen zu müssen und auch die Straße vermeiden können. Vom Fahrstuhl aus soll dann das Fahrzeug emissionsfrei im Untergrund elektrisch zum Hyperloop gebracht werden, um sich dort einzureihen.
Der Stadtrat von Hawthorne hat für den Schachtbau eine Genehmigung erteilt, schließlich will man ja nicht den Arbeitgeber verprellen. Aber so richtig begeistert scheint man auch nicht von der Idee gewesen zu sein. Zumindest gab es einige Auflagen, die das ganze Projekt noch einmal absurder machen.
Der Testfahrstuhl darf nämlich nicht für die Öffentlichkeit geöffnet werden, noch dürfen Fahrzeuge aus der Garage auf die Straße fahren oder umgekehrt. Die Fahrzeuge sollen bei SpaceX in den Tunnel einfahren und von dort zur Garage und wieder zurücktransportiert werden, "sodass der Test keinen zusätzlichen Verkehr auf der Straße verursacht".
Firmensprecher Brett Horton erklärte, man habe es sehr eilig, da man möglichst schnell die Realisierbarkeit des Konzepts demonstrieren wolle. Daher wollte man nicht das übliche Genehmigungsverfahren: "Ja, wir gehen schnell voran. Wir versuchen, den Verkehr zu revolutionieren und wollen nicht ins Stocken geraten."
Musk ist schließlich ein Ausnahmemensch und seine Firmen brauchen Vorfahrt. Immerhin verspricht Horton dem Stadtrat, dass die Garage mit dem Fahrstuhl mit großen Sicherheitsvorkehrungen wie Videoüberwachung und einer dreistufigen Zugangssperre geschützt würden.
Über die Kosten für den Privatzugang zum Hyperloop wurde noch nichts verlautet. Musk schrieb: "Die Boring Company wird deinen Wagen bis zu deiner Garage bringen." Das Konzept scheint irre zu sein, letztlich müsste die ganze Stadt mit einem riesigen Tunnelsystem versehen werden. Allein schon, ob das so sicher gemacht werden kann, dass etwa Erdbeben oder andere Vorgänge kein Risiko mit sich bringen, dürfte fraglich sein.
Wenn man nicht alles unterhöhlen will, dann können nur Stationen oder Garagen Zugang haben, die in der Nähe eines Tunnels sind. Wer soll für den Aufzug und den Tunnel zum Hyperloop zahlen? Und würden Hunderttausende von Bussen und Fahrzeugen tatsächlich von einem solchen verzweigten System mit sehr vielen Zu- und Ausgängen transportiert werden können?
Musk jedenfalls denkt schon weiter. Wenn man ganze Städte untertunnelt, fallen schließlich gewaltige Massen an Aushub an. Jede Stadt könnte sich damit landschaftsgestaltend eigene Schuttberge aufbauen, wie man dies beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg in München mit dem Olympiagelände gemacht hat. Musk will aber daraus Ziegel machen.
Schon in zwei Monaten soll das erste Geschäft öffnen. Pro Ziegel sollen nur 10 Cent verlangt werden, die den kalifornischen Sicherheitsauflagen für Erdbeben entsprechen. Und weil Musk schließlich auch sozial denkt, sollen Bauvorhaben für günstigen Wohnraum die Ziegel kostenlos erhalten. Das ist immer noch billiger, als sie selbst entsorgen zu müssen.
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