Die EXPO und das Land der Horizonte
Eine Länderwoche mit Häuptling "Immer auf der Hut"
Die teilnehmenden Länder ziehen an ihren Nationentagen noch einmal ganz speziell die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Als gastgebende Nation gibt Deutschland den einzelnen Bundesländer sogar eine ganze Woche die Möglichkeit, sich individuell zu präsentieren. Trotz Traditionsbewusstsein zeigt man sich in der Regel mit einem modernen Kultur- und Ereignisprogramm.
Möglich ist auf der EXPO wirklich alles. Verona Feldbusch räkelt sich auf einem Traumschiff aus Monaco direkt an einem See vor der chinesischen Mauer. Die ist zwar nur auf einer riesigen Leinwand abgebildet, die den Pavillon aus China verhüllt, aber Illusion ist alles. Die Welt rückt auf dem Gelände der Weltausstellung in greifbare Nähe. Nur Wanderschuhe muss man anziehen, denn der Weltenwanderer muss gut zu Fuß sein. Die Schleswig-Holsteiner bringen diese Lebenserfahrung mit, sind sie es doch gewohnt, da zu wandern, wo vor ein paar Stunden noch die Fische schwammen. Kein anderes Bundesland kann eine Ost- und Westküste vorweisen und entsprechend präsentiert sich Schleswig-Holstein in der Länderwoche im Deutschen Pavillon auf der EXPO als "Land der Horizonte".
Als Beitrag von Schleswig-Holstein ist schon seit Wochen im Deutschen Pavillon ein Wikingerschiff ausgestellt. Es soll ein Symbol für den technischen Fortschritt sein, hatte es doch einen für die damalige Zeit einmaligen technologischen Vorsprung. Außerdem soll es die Weltoffenheit und die Verbundenheit mit den übrigen Ostseeanrainerstaaten darstellen. In diesem Sinne wurde jetzt die Länderwoche von Ministerpräsidentin Heide Simonis eröffnet. Unter dem Motto "Wir bringen Ihnen die reiche Kultur unseres Landes näher" finden über die Woche verteilt unterschiedlichste Programmpunkte statt. Zu den Höhepunkten gehören das Damen-Kabarett unter dem Titel "Wie einst Lili Marleen", das Figurentheater Wolkenschieber mit einer "Hamlet-Aufführung". Abends gibt es ein Konzert aus der Reihe des Schleswig-Holsteiner-Musikfestivals. Für den Mittwoch wird das Kabarett "Die marinierten Heringe" erwartet, die schon in der Vorankündigung darauf hinweisen, dass sie Wikinger "ans Netz" anschließen und das "Heiteck-EXPO-Land" bewundern werden. Ebenso wollen sie den Einfluss von Gentechnik auf politische Karrieren untersuchen.
Dass sich Traditionen mit der modernen Technik verbinden lassen, will eine Kutsche von der Insel Pellworm zeigen, die nach über 350 Kilometer Reisestrecke auf der EXPO erwartet wird. In der Kutsche wurde auch ein Laptop mitgeführt, um jederzeit über die Insel informieren zu können.
Die kulturellen Beziehungen zu den übrigen Ostseenachbarn möchte man am letzten Wochenende zum Ausdruck bringen. Erwartet wird der Ex-Ministerpräsident Björn Engholm, der 1990 den Anstoß für eine Kulturinitiative der Ostseeländer gab. Zusammen mit Heide Simonis wird er am Samstag, den 12. August das "Ars Baltica-Wochenende" starten. Künstler aus den Ostseeanrainerstaaten werden zu einem bunten Programm mit Tanz, Jazz, Performance, Literatur sowie Film und Musik beitragen.
Am Eröffnungstag der Schleswig-Holstein-Woche haben sich die "Karl-May-Spiele" aus Bad Segeberg an der täglichen EXPO-Parade beteiligt. Sie wollten den EXPO-Besuchern die altbekannte Weisheit vermitteln, dass "Winnetou nicht sterben kann". Bei dieser Gelegenheit wurde die EXPO-Generalsekretärin Birgit Breuel publikumswirksam auf der großen EXPO-Freitreppe zum Ehrenhäuptling ernannt. Zusammen mit dem Ehrenhäuptling Heide Simonis, genannt "Immer auf der Hut", rauchte sie dann in Anwesenheit von Winnetou die Friedenspfeife. "Die die Welt bewegt" lautet nun der indianische Ehrenname von Birgit Breuel.
Bei den Worten "Sie werden daran noch schwer zu tragen haben" verwies Ministerpräsidentin Simonis in ihrer Laudatio auf Frau Breuels neuen Kopfschmuck. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Denn nach der Weltausstellung wird die CDU-Frau Breuel den SPD-Regierungen schon Rede und Antwort stehen müssen. Aber an diesem Tag zumindest gab Heide Simonis zu verstehen, dass sie die Nase voll hätte von dem Gerede über Besucherzahlen.