Die Erde hat Fieber
Es überrascht kaum noch jemanden, wenn neue Hitze-Rekorde, neue CO2-Rekorde oder Extremwetter-Rekorde gemeldet werden. Doch dieser Gewöhnungseffekt ist besonders gefährlich. Kommentar
Jetzt hat die Weltorganisation für Meteorologie einen neuen Rekord für das Kohlendioxid in der Atmosphäre gemeldet: 405,5 CO2-Partikel pro einer Million Luftteilchen (ppm).
Im Jahr 1900 waren es noch 280 ppm, vor drei Jahren erstmals über 400 - ein dramatischer Anstieg in relativ kurzer Zeit. Die logische Folge des fossilen Industriezeitalters. Wenig überraschend ist dieser neue Rekord deshalb, weil wir ja alle wissen, dass immer mehr Autos fahren, immer mehr Flugzeuge fliegen, immer mehr Schiffe unterwegs sind und unsere Wohnungen, die beheizt werden wollen, immer größer sind.
Haben wir noch Zeit den Klimawandel zu bekämpfen?
Eine ähnlich ansteigende Entwicklung zeigen auch die anderen Treibhausgase wie Methan oder Stickoxide, wobei ein Methanmolekül das Klima etwa 22 Mal mehr schädigt als ein CO2-Molekül. Die Klimakatastrophe scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.
· Aber der Klimaschutz, den wir seit 30 Jahren angeblich so ernst nehmen? Oder die Energiewende? Alles nichts gebracht?
Scheinbar unbegrenzt steigt das Fieber, das die Erde durch menschliche Aktivitäten befallen hat. Die unerbittliche und unbequeme Wahrheit ist, dass alle bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen die Klimaerhitzung zu halbherzig, zu mutlos und zu erfolglos waren. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 ist lediglich ein Papiertiger geblieben.
Die logische Konsequenz daraus: Die Wirtschaft muss nachhaltiger werden, Kohle, Gas, Öl und Benzin müssen teurer werden und ihre Preise endlich die ökologische Wahrheit sagen.
Oder: Das Selbstmordprogramm, das die Menschheit gegen sich selbst führt, muss endlich beendet werden.
Und auch: Wähler müssen in der Wahlkabine konsequenter wählen. Es reicht eben nicht, bei Umfragen Lippenbekenntnisse für Klimaschutz und Energiewende abzulegen. Entscheidend ist unser Tun bis in die Wahlkabine hinein.
Parteien und Politiker, die Klimaschutz nicht ernst nehmen, dürfen nie wieder mit unserer Stimme rechnen. Das ist die einzige Sprache, die Politik versteht.
Vor zehn Jahren erhielt Angela Merkel noch den Ehrennamen "Klimakanzlerin". Das hat sie inzwischen glatt verspielt. Doch jetzt, wo ihre Regierungszeit zu Ende geht, hat sie noch eine letzte Chance, als Klimakanzlerin in die Geschichte einzugehen. Sie bräuchte dafür freilich noch einmal einen ähnlichen Mut wie vor drei Jahren bei ihrer konsequent humanen Flüchtlingspolitik. Und noch einmal das Motto: Wir schaffen das.
Damals kamen eine Million Kriegsflüchtlinge nach Deutschland. Hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan. Demnächst werden Millionen Klimaflüchtlinge kommen. Schon heute sind in Afrika 18 Millionen Klimaflüchtlinge unterwegs - noch in Afrika. Kriegsflüchtlinge wollen nach Beendigung der Kriege in ihrer Heimat meist zurück und beim Aufbau helfen. Wohin aber sollen Klimaflüchtlinge zurück?
Noch haben wir etwas Zeit, um die Klimaerhitzung zu bekämpfen. Je länger wir aber damit warten, desto mehr Klimaflüchtlinge machen sich auf den Weg nach Europa und der Klimawandel wird umso zerstörerischer.
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