Die Grünen als Sündenbock
Seite 2: Rechte wollen sich beim Thema Naturschutz profilieren
- Die Grünen als Sündenbock
- Rechte wollen sich beim Thema Naturschutz profilieren
- Auf einer Seite lesen
Die vielleicht überraschendsten Schlagworte der Plakatkampagne lauten "Naturschädigung", "Vogelmord" und "Waldvernichtung". Der "Vogelmord" ist ein Kampfbegriff von Windenergiegegner:innen, die den Vogelschutz ebenso gerne wie das Landschaftsbild ins Feld führen.
Fakt ist: In Deutschland werden rund 100.000 Vögel pro Jahr von den Rotorblättern der Windräder erschlagen. Dabei sind die Windräder für manche Arten gefährlicher als für andere, weshalb auch für jeden Standort die Gefährdung von Arten geprüft werden sollte.
Quantitativ betrachtet sterben weitaus mehr Vögel durch Kollisionen im Straßenverkehr oder noch mehr durch die Kollision mit Glasscheiben. Oder durch Hauskatzen.
Und noch mehr Vögel verlieren ihren Lebensraum und ihre Nahrungsgrundlagen durch Monokulturen in der Landwirtschaft und Pestizideinsatz – und die Landwirtschaftsministerin gehört bekanntermaßen nicht den Grünen an, sondern der CDU.
Insgesamt soll hier wohl ein Thema gesetzt werden, dass die AfD gerne wieder von rechts besetzen möchte, Umwelt- und Naturschutz, oder in diesen Kreisen auch gerne Heimatschutz genannt.
Seit letztem Sommer erscheint Die Kehre - Zeitschrift für Naturschutz mit dem der identitären Bewegung angehörenden Chefredakteur Jonas Schick. In der jüngsten Ausgabe erscheint ein Interview mit Björn Höcke, Chef des als gesichert rechtsextrem geltenden Thüringer Landesverbands der AfD.
Dieser plädiert schon länger dafür aus, den Grünen das Thema Naturschutz zu entreißen und stattdessen an seine Partei zu binden.
Nur beim Thema "Waldvernichtung" ist man versucht, Bendels‘ Schmähkampagne recht zu geben. War es doch mit Tarek Al-Wazir ein grüner Landesverkehrsminister, der den Weiterbau der A49 und die dafür erfolgte Rodung des Dannenröder Waldes nicht gestoppt hat, wozu er nach Darstellung des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) durchaus rechtliche Handhabe gehabt hätte.
Dass die AfD, die laut ihrem Wahlprogramm den "motorisierten Individualverkehr als beliebteste Möglichkeit der Fortbewegung" unterstützen und fördern möchte, hier anders gehandelt hätte, darf allerdings bezweifelt werden.
Fairerweise muss wohl auch gesagt werden, dass die größten Waldflächen derzeit der Klimakrise zum Opfer fallen. Gegen die wiederum alle Parteien keinen ausreichenden Plan haben.