Die Kapital-Lebensversicherung
Eine Kapital-Lebensversicherung zur Altersvorsorge ist legaler Betrug
Bei einer Kapitallebensversicherung sind weder die genauen Investments noch deren Gewichtung bekannt. Meistens handelt es sich bei dieser Versicherung um einen langfristigen Sparvertrag mit einer oftmals erbärmlichen Rendite. Bereits 1983 fällte das Landgericht Hamburg ein vernichtendes Urteil (AZ: 74 047 / 83, LG Hamburg), dem bis heute Versicherungen nicht widersprochen haben. Der Kern des Urteils bildet der Satz: Eine Kapital-Lebensversicherung zur Altersvorsorge ist legaler Betrug.
Bei einer Inflation kann die gesetzlich garantierte Rendite sehr schnell zu einem Verlustgeschäft werden. Kippen mehrere Versicherer, wird die Auffanggesellschaft "Protektor" voraussichtlich schnell an ihre Grenzen stoßen. Das Auflösen dieser Anlage vor Ablauf ist mit empfindlichen finanziellen Verlusten verbunden. Laut "Zeit" werden zwölf Prozent der Verträge pro Jahr bereits in der Anfangsphase wieder gekündigt. 75 Prozent aller 30-jährigen Rentenverträge werden vorzeitig aufgelöst, weniger als 50 Prozent der 20-jährigen Verträge laufen bis zum Vertragsende durch und selbst von den zwölfjährigen wird ein Drittel gekündigt.
Nicht zu verkennen ist, dass es sich bei der Garantieverzinsung nicht um die Mindestrendite handelt, die man bei Lebens- und Rentenversicherungen erzielt. Bei dem Garantiezins handelt es sich ohne Zweifel um Augenwischerei. Denn der Garantiezins bezieht sich immer nur auf den sogenannten Sparanteil. Der tatsächliche Zins, bezogen auf den Gesamtbeitrag, ist deutlich niedriger als der ausgewiesene Garantiezins. Wie viel übrig bleibt, hängt auch an den Kosten für Abschluss und Verwaltung. Bei Direktversicherern fallen sieben bis acht Prozent der Beiträge dafür an, bei vertriebsstarken Gesellschaften zwölf bis 15 Prozent. Die teuersten Gesellschaften verlangen bis zu 18 Prozent.
Vom 1. Januar 2012 an erhalten Neukunden einer Lebensversicherung nur noch 1,75 Prozent Zinsen garantiert. Bislang waren es 2,25 Prozent. Laut Wirtschaftswoche ist eine Lebensversicherung keine geeignete Langfrist-Anlage mehr. Man sollte sich nicht von der Aussicht auf höhere, aber nicht garantierte Überschüsse über das fest zugesagte Mindestniveau hinaus blenden lassen. Bei über kurze Zeit laufenden Verträgen reicht der garantierte Mindestzins nicht einmal, um die Kosten auszugleichen. Der Versicherte macht dann bereits ohne Inflation Verluste.
Das Kapitel wurde mit freundlicher Genehmigung der Autoren und des Verlags dem jüngst erschienenem Buch von Matthias Weik und Marc Friedrich entnommen: Der größte Raubzug der Geschichte. Warum die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Tectum Verlag, 2012, 382 Seiten, 19,90 Euro. Die Autoren versprechen eine "spannende Reise in die Welt des Wahnsinns, der Lügen, des Betrugs und der größten Kapitalvernichtung, die die Menschheit je erlebt hat. Vor unseren Augen findet der größte Raubzug der Geschichte statt, und wir alle sind seine Opfer. Die Reichen in unserer Gesellschaft werden immer reicher, während alle Anderen immer ärmer werden." Vor kurzem hatten wir bereits das Kapitel über die Rente veröffentlicht: Ein gigantisches legales Schneeballsystem.
Wer seine private Altersvorsorge ausschließlich auf der Lebensversicherung aufbaut, hat laut Handelsblatt ein erhebliches Anleiherisiko im Depot. Dieses abzubauen ist äußerst schwierig. Wer kündigt, erleidet in den ersten Vertragsjahren – in denen die Versicherer die Abschluss und Vertriebskosten berechnen – hohe Verluste. Verbraucherschützer haben gerichtlich erhebliche Verbesserungen im Sinne des Verbrauchers erzielt. "Aus seit 2008 abgeschlossenen Verträgen müssen Kunden mindestens 85 Prozent ihrer eingezahlten Beiträge zurückbekommen. Bei älteren Policen liegt die Mindestquote bei 50 Prozent."
Laut Handelsblatt können wegen der Anlagepolitik der Gesellschaften ungeahnte Risiken entstehen. Eine Ausfallwelle am Anleihemarkt hätte verheerende Konsequenzen. Laut der Finanzaufsicht BaFin waren die Lebensversicherer im Herbst 2011 mit rund neun Prozent ihres gesamten Anlagekapitals in Staats- und Unternehmensanleihen der sogenannten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) investiert. Ein Teil dieser Investitionen hat die Versicherer bereits eine Menge Geld gekostet. Im zweiten Quartal 2011 musste der Allianz-Konzern im Zuge der griechischen Umschuldung 644 Millionen Euro auf griechische Staatsanleihen abschreiben, die Münchener Rück rund 700 Millionen Euro.873 Laut der Zeitung "Die Welt" fehlen den Lebensversicherungen und deren Kunden wegen der Niedrigzinsen für die vergangenen 15 Jahre 170 Milliarden Euro in der Kasse.
Steigende Inflation ist aufgrund der niedrigen Verzinsung und der mangelnden Flexibilität ebenfalls Gift für die Versicherten. Bei einer Verrentung ist die von den Versicherern angenommene Lebenserwartung exorbitant hoch – und die monatliche Rente deshalb niedrig. Eine zwanzig Jahre alte Frau soll laut Sterbetafel aktuell im Schnitt sage und schreibe hundert Jahre alt werden. Eine Lebensversicherung ist eine sehr langfristige Anlage über mehrere Jahrzehnte. Aktuell wagen die Chefvolkswirte der großen Banken und Versicherungen keine Prognose für das kommende Jahr.
Alternative Anlage von Versicherungsgeldern
Das Handelsblatt berichtete als erstes von der etwas anderen Anlage von Kundengeldern bei der Hamburg Mannheimer. Diese hat sich zur Motivation ihrer besten Vertreter etwas Besonderes ausgedacht – eine Sex-Party in Budapest im schicken Gellert Bad. 20 Prostituierte und Himmelbetten standen den Vertretern zur freien Verfügung.
Laut Handelsblatt erschien sogar ein begeisterter Bericht im Vertriebspartner-Magazin "HMI Profil" "Unglaublich, was man in der HMI wirklich erleben kann", habe es dort geheißen. "Aus welchem Blickwinkel auch immer man diese Mega-Fete betrachtete, ein Mordsspaß war es auf alle Fälle." Laut Spiegel wurde die Rechnung in Höhe von 83.000 Euro von der Steuer abgesetzt. "Die Rechnung ist in voller Höhe als Betriebsausgabe behandelt worden", zitiert die Zeitung einen Ergo-Sprecher. "Nach unseren Prüfungen war das steuerrechtlich in Ordnung." Man werde aber prüfen, ob man "eine andere Beurteilung vornehmen kann".
Riester und Rürup
Die "Wirtschaftwoche" hat zusammen mit Forschern der Universität Berlin die Riester-Rente analysiert. Das Ergebnis ist schockierend. So heißt es in der Ausgabe vom 25.07.2009: Die Riester-Rente rechnet sich für den Einzahler teilweise erst ab dem zweiundneunzigsten Lebensjahr.
Laut Uwe Wystup, Mathematikprofessor an der Frankfurt School of Finance & Management, bleiben große Teile der Ersparnisse von potenziellen Riester-Rentnern in einem Gebührendschungel hängen. Hierzu gehören: Abschluss-, Verwaltungs- und Managementgebühr, Gebühren auf Zulagen und Zuzahlungen, Ratenzuschläge und Ausgabeaufschläge, Depot-, Fondswechsel-, Anbieterwechsel und Kapitalverrentungsgebühr. Insgesamt versickern so etwa zehn Prozent der eingezahlten Beiträge bei den Anbietern.
Laut NTV.de beträgt bei klassischen Riesterverträgen die versprochene Garantieverzinsung 2,25 Prozent.879 Auch diese wird durch die Vertragskosten aufgezehrt. Nach Berechnungen der Zeitschrift Ökotest (Juli-Ausgabe 2009) liegt die durchschnittlich garantierte Rentenrendite bei der klassischen Riesterrente bei 0,04 bis 1,24 Prozent pro Jahr. Die fondsgebundene Variante erzielt 0,02 bis 0,18 Prozent pro Jahr – schlimmstenfalls ist eine Minusrendite von bis zu 0,69 Prozent pro Jahr zu erwarten.
Fondsgebundene Rentenversicherungen gehören keinesfalls zu den rentabelsten Möglichkeiten, Geld am Aktien- und Rentenmarkt anzulegen. Oftmals wird die Riesterrente unter dem Aspekt der Steuerersparnis verkauft. Die Riesterrente ist zwar abgeltungssteuerfrei, jedoch keineswegs steuerfrei. Es fallen für Riester-Einzahlungen keine Abgaben an. Die Rente muss jedoch später mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Nur 30 Prozent des Kapitals können zu Beginn der Rentenphase entnommen werden. Diese müssen voll versteuert werden, der Rest wird bis zum Lebensende in monatlichen Raten ausbezahlt. Zu beachten ist, dass Riester-Verträge oftmals nicht voll vererbbar sind.
Auch bei der Überschussbeteiligung herrscht wenig Transparenz. Die FAZ schreibt: "Der Marktführer Allianz etwa sei besonders einfallsreich bei der Überschussbeteiligung. Bei der Riester-Rente Klassik 'haben Sie als Wenigverdiener oder Kinderreicher keine Chance zu erkennen, dass Sie wohl niemals Kostenüberschüsse erhalten', sagt er (der Versicherungsmathematiker Axel Kleinlein). Ohnehin schlagen die Unternehmen bei den Riesterrenten so üppig zu, dass die Kosten höher sind als die Zulagen vom Staat, monieren Verbraucherschützer schon länger. Und es wird auch für Fachleute immer kniffliger, zu erkennen, in welchem Tarif welche Kosten stecken."
Die Riesterrente kostet den Staat und somit den Steuerzahler eine Stange Geld – seit der Einführung vor zehn Jahren knapp 8,7 Milliarden Euro. Bis 2015 dürften weitere 17,3 Milliarden fällig werden. Trotz dieser hohen Beträge findet keine Erfolgskontrolle statt. Diese ist derzeit auch gar nicht möglich. Laut der Volkswirtin Kornelia Hagen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist die Datenlage eklatant unzureichend. Besonders rechnet sich die Riester-Rente also ab dem ersten Tag für die vertreibenden Banken, Sparkassen, Versicherer und Finanzvertriebe. Das Manager Magazin titelt in der Ausgabe vom 17.07.2009 mit folgender Überschrift: "Rot für Riester, Rürup und Co."
Sparanteil bei 84 Prozent – 5,9 Milliarden Euro Verwaltungskosten und Provisionen
Nach einer Bilanzierung des Bundesfinanzministeriums sind seit der Einführung der staatlich geförderten Riester-Rente im Jahr 2002 bis Ende 2010 Gesamtbeiträge, also Eigenbeiträge plus Zulagen, von 36,7 Milliarden Euro geleistet worden. Dazu kommen noch staatlich nicht erfasste zulagenfreie Riester-Verträge. Laut einem Bericht der "Leipziger Volkszeitung" – basierend auf Berechnungen des Ministeriums für den Bundestag – liegt "der Sparanteil bei Riester-Produkten im Durchschnitt bei 84 Prozent des Beitrags". Das heißt, dass bis heute (Stand: August 2011) 5,9 Milliarden Euro als Verwaltungskosten und Provisionen bei den Versicherungsunternehmen hängen blieben.
Nicht ohne Grund erachten zahlreiche Kritiker die Verwaltungskosten als zu hoch und empfehlen, das Ersparte eigenständig anzulegen. Somit werden nicht nur die Provisionen und Verwaltungskosten minimiert, sondern es kann auch eine attraktivere Rendite erwirtschaftet werden, die deutlich über den staatlichen Förderungen liegt. Reduziert man die Rentenversicherungen nur auf garantierte Leistungen, werfen selbst beste Riester-Renten für den Kunden bis zum 85. Lebensjahr eine Rendite von 0,6 Prozent jährlich ab. Die Renditen bei fondsbasierten Policen sind sogar durchweg negativ. Dies bedeutet: Der Kunde zahlt drauf, wenn er "nur" 85 Jahre alt wird.
Harald Martenstein bringt es in seiner Kolumne in der "Zeit" zum Thema vernünftige Planungen für den Lebensabend auf den Punkt. Er schreibt, dass er fleißig jährlich in seine Zusatzversicherung einbezahlt hat und postalisch jährlich einen Brief erhalten habe, welcher den Betrag seines einbezahlten Geldes zeigte. Dieser Betrag scheint jedoch nicht ganz korrekt zu sein. Martenstein schreibt:
Auf einer Party traf ich unlängst einen Herrn, der gerade in den Ruhestand gegangen war. Er hatte die gleiche Versicherung. Er sagte: 'Die Summe, die in dem Brief steht, können Sie vergessen.' Es würde ein Haufen Krankenkassenbeiträge von der Summe abgezogen werden. Ich fragte, wieso, ich zahle doch jeden Monat für die Krankenkasse, von dem Rest, der übrig ist, spare ich was fürs Alter – wo ist da die Logik? Der Herr sagte, es sei nicht logisch, es hänge damit zusammen, dass der Staat Geld brauche. Bei seiner Suche nach Geld habe der Staat festgestellt, dass einige Menschen, auf Anraten des Staates, für ihr Alter etwas gespart hätten. Davon würde er sich jetzt ein Stück abschneiden. Ich sagte: 'Als ich den Vertrag abgeschlossen habe, hat keiner was davon erzählt.' Der Herr sagte: 'Klar. Das haben die ja erst kürzlich eingeführt.' Ich sagte, man kann doch in einem laufenden Vertrag während der Laufzeit nicht die Spielregeln ändern, das ist sittenwidrig. Der Staat aber ist in seiner Geldnot so verzweifelt, dass er auf Sitten keine Rücksicht nehmen kann.
Harald Martenstein
Martenstein schreibt weiter:
Wenn ich die Summe verjubelt oder versteckt hätte, statt vorzusorgen, wäre nichts abgezogen worden. Versteht ihr? Es ist Betrug. Hinter dem ganzen Vorsorge-Gerede steckt ein gigantischer Betrug. Sie wollen, dass wir unser Geld irgendwohin bringen, wo sie es unter Kontrolle haben, dort nehmen sie es uns dann ab. Riester, Rürup, Lebensversicherung, daran verdienen die Versicherungen und der Staat, für dich selbst, mein Freund, bleibt fast nichts übrig.
Harald Martenstein
Bei der Währungsreform 1948 wurden private Rentenversicherungsverträge im Verhältnis zehn zu eins von Reichsmark auf D-Mark umgerechnet. Die staatlichen Renten wurden eins zu eins umgerechnet. Bei dem Staatsbankrott in Argentinien vor bald zehn Jahren wurden selbst die privaten Rentenkassen aufgelöst und zwangsverstaatlicht.