Die Linke nach der Wahl: Weiter so in den Abgrund

Seite 2: Personelle Konsequenten nach der Wahlschlappe der Linken

Wagenknecht kommuniziert damit weiterhin mehr nach außen als in ihre Partei hinein. Ihre Nachfolger kündigen derweil zwar eine Bilanzierung der Wahlschlappe an, lassen aber offen, wie und wann die erfolgen soll. So steigt der Druck an der Basis und auch im Apparat weiter – und bricht sich mitunter Bahn.

In einem "letzten Abschiedsgruß" warnte der nun abgewählte Linken-Abgeordnete und Justiziar der Fraktion, Friedrich Straetmanns, am Freitag davor, dass angesichts der tiefen ideologischen Differenzen der "Fraktionsstatus verspielt" wird.

Zugleich forderte Straetmanns den Bundesgeschäftsführer der Linken, Jörg Schindler, zum Rücktritt auf: "Formal trägst du als Bundeswahlleiter zuallererst die Verantwortung für diese Wahl." Co-Vorsitzende Wissler wies diese Forderung tags darauf zurück: "Wenn die Probleme so leicht zu lösen wären, dass man zwei bis acht Menschen austauscht, dann wäre es etwas zu einfach."

So macht die Linke in der Debatte über Konsequenzen aus der Wahlschlappe den Eindruck, es gehe zuallererst um die Wahrung der – nun knapperen – Pfründe. Keine Chancen allerdings haben die rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Abgeordnetenbüros, die am vergangenen Sonntag arbeitslos geworden sind.

Der Betriebsrat der Fraktion machte darauf aufmerksam, dass nun Belegschaften aus 30 Büros arbeitssuchend sind. Nur ein Bruchteil wird in acht Büros der deutlichen geschrumpften Fraktion unterkommen, die noch Personal suchen. Im Hintergrund laufen Gespräche mit SPD und Grünen, ob und in welchem Maße einzelne Ex-Mitarbeiter dort übernommen werden können.

Die Erfahrung der betroffenen Mitarbeiter, von denen viele zugleich in der Partei aktiv sind, dürfte sich auf die innerparteiliche Debatte auswirken. Bislang spielen ihre Lage und Situation kaum eine Rolle.

Als die Fraktionsspitze am Freitag zum Empfang in ein gehobenes italienisches Restaurant in Bundestagsnähe lud, waren nur die alten und neuen Abgeordneten eingeladen, während manche Mitarbeiter Anträge auf Übergangsgeld und Arbeitssuche ausfüllten.

Als "sozial gerecht" dürfte dieses Verhalten von den Wenigsten wahrgenommen worden sein.