Die Macht der Finanzelite
Sandra Navidi, CEO von BeyondGlobal, über "Super Hubs", die vernetzten Knotenpunkte der Finanzwelt
Gast in meiner Sendung ist Sandra Navidi, Chefin der Firma Beyond Global LLC. Neben Ikonen wie Meredith Whitney gehört Sandra Navidi zu den wenigen Frauen, die sich an der New Yorker Wall Street nachhaltig durchgesetzt haben. In Deutschland ist Sandra auch gern gesehene Kommentatorin der Finanzmarktereignisse, unter anderem in Finanzmedienkanälen wie dem Handelsblatt oder auch n-tv.
Nun hat sie sich daran gemacht ein Buch zu schreiben, das den Titel "Super Hubs - Wie die Finanzelite und ihre Netzwerke die Welt regieren" trägt. Ich habe mich gefreut, vor unserem Gespräch die Möglichkeit zu haben, meine Nase schon einmal vorab in dieses Buch hinein zu stecken.
Es sind unter anderem Klaus Schwab, Begründer des Weltwirtschaftsforums in Davos, Stephen Schwarzman, Chef des Kapitalverwalters Blackstone, das ehemalige EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark oder auch Dirk Müller alias Mr. Dax, die Sandras Werk über den grünen Klee loben.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff "Super Hubs"? Dabei handelt es sich um die am besten vernetzten Knotenpunkte im Zentrum von Netzwerken. Sandra erklärt die Finanzwelt anhand dieser Netzwerkzentren, somit also mit Blick auf jene, die am besten in der Welt vernetzt sind. Es handelt sich um Menschen, die den größten Einfluss auf unser Weltfinanzsystem haben. Wer lässt sich dazu zählen? Beispielsweise Milliardäre und Hedgefondsmanager wie George Soros, Jamie Dimon, Chef der amerikanischen Großbank JPMorgan Chase, Larry Fink, Chef des Kapitalverwalters BlackRock oder auch Stephen Schwarzman, Chef des Kapitalverwalters Blackstone.
Sandra erklärt, wie das Weltfinanzsystem zusammenhängt und auf welche Weise diese Netzwerkzentren wirken. Normalerweise wird das Weltfinanzsystem anhand von Institutionen, die zusammenwirken, Kapitalflüssen oder quantitativen Einflüssen betrachtet oder beschrieben. Am seltensten wird es mit Blick auf die Menschen an der Spitze dieser Institutionen begutachtet. Im Endeffekt sind es nicht die Institutionen, die Entscheidungen treffen, sondern es sind die Menschen an deren Spitze. Eine allgemeine Beurteilung ist nicht leicht, da Menschen sich nicht quantitativ berechnen lassen und zwischenmenschliche Beziehungen sehr komplex sind.
Sandra geht in ihrem Werk darauf ein, dass die Privilegiertesten die größte Verantwortung innehaben, und dies allein schon aus systemischen Gesichtspunkten. Diese Personen bilden die zentralen Nervenpunkte, und alles, was in ihren Sphären abläuft, zieht durch die globale Vernetzung die größten Konsequenzen für die Welt nach sich - und zwar für alle von uns. Und weil diese Personen diese systemische Verantwortung inne haben und auch nicht gewillt sind, Dritte in diese Netzwerke hineinzulassen, blicken sie gleichzeitig auch auf die größte Handlungsverantwortung, was sowohl gesellschaftliche Verantwortung als auch moralische Verantwortung mit einschließt.
Diese Personen profitieren auch am meisten vom System. Sandra beschreibt in ihrem Buch jedoch auch, dass die Finanzwelt ein sich selbst organisierendes und hoch komplexes System ist, in dem diese "Super Hubs" zwar den größten Einfluss ausüben, jedoch ebenso wenig Kontrolle über das System haben wie wir alle. Sie sind Bestandteile des Systems.
Laut Sandra ist es wichtig, diesen Aspekt zu verstehen. Zu verstehen gilt es auch, wie diese Netzwerke funktionieren. Sandra nimmt ihre Leser praktisch mit hinter die Kulissen und zeigt ihnen, was beim Weltwirtschaftsforum in Davos oder bei den Treffen des Internationalen Währungsfonds vor sich geht. Diese Ereignisse mögen sich oft ein wenig langweilig anhören, so dass es Sandra in ihrem Buch darum geht, diese Ereignisse mit Leben zu füllen und für ihre Leser interessanter zu machen. Denn, so Sandra, dringend von Nöten wäre es, dass eine größere Allgemeinheit ein weitaus besseres Verständnis für die Funktionsweise des Weltfinanzsystems haben sollte.
An der Basis gehören wir gewiss nicht zu den einflussreichen "Super Hubs". Doch wir alle sind ebenfalls Knotenpunkte in diesem System, weniger verzweigt und ein wenig weiter weg vom Zentrum. Nichtsdestotrotz gehören wir auch dazu. Die Werte, die wir vertreten, unsere Gesellschaft, unser Handeln sowie der Einfluss auf die Gesellschaft von allen zusammen, üben einen immensen Einfluss auf das Gesamtsystem aus. Also ist es Sandras Beobachtung, dass wir im Grunde genommen alle zusammenfinden müssen. Die breite Bevölkerung muss Druck ausüben auf die Politik, damit diese wiederum mehr Druck ausübt auf die "Super Hubs" an der Spitze des Systems.
Im Rahmen der globalen Finanzkrise habe sich der Zeitgeist bereits ein wenig geändert, was speziell für Dinge gelte, die vor dem Ausbruch dieser Krise noch ganz normal waren. Dies schließt vor allem auch diverse Geschäftspraktiken oder auch kulturelle Aspekte mit ein, in deren Hinblick uns der Oliver Stone Film "Wall Street" einen Spiegel vorgehalten hatte. Dabei geht es um die Verherrlichung der Wall Street, des damit einher gehenden Reichtums und der riesigen Gier. All diese Dinge wurden einst als etwas Erstrebenswertes angesehen, was sich mittlerweile geändert hat. Nichtsdestotrotz wirft Sandra auch in ihrem Buch "Super Hubs" die Frage auf: Halten die Protagonisten an der Spitze das System gefangen oder sind sie Gefangene des Systems? Wahrscheinlich ist es ein bisschen von beidem, und ist man im System drin, fällt es augenscheinlich überaus schwer, etwas zu verändern. Viele Dynamiken spielen in diesem Hinblick eine Rolle. Viel Spaß beim Zuhören!
Weitere Themen des Gesprächs drehten sich unter anderem um Europa, die USA, China, die Aktienmärkte, die Rohstoffmärkte sowie die Junkbond- und Ramschanleihemärkte. Das komplette Gespräch können Sie sich auf der Seite von Cashkurs.com hier anhören.
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