Die Preisfrage: Kann Europa im Elektroauto-Wettbewerb mit China mithalten?
Europas Kampf im Elektroauto-Markt spitzt sich zu. Kann es gegen Chinas Preisvorteil bestehen? Warum manche Zulieferer bangen müssen.
Die europäischen Automobilhersteller und ihre Zulieferer stehen unter erheblichem Druck. Sie sind gezwungen, ihre Kosten und Preise drastisch zu senken, um auf dem Markt mit den chinesischen Konkurrenten mithalten zu können. In vielen Fällen dürfte dies mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein.
Genfer Autosalon: Schauplatz der Elektroauto-Innovationen
Auf dem Genfer Autosalon, der nach vierjähriger Pause wieder stattfindet, dürfte der Unterschied zwischen den Herstellern aus Europa und China deutlich werden, so Reuters. SAIC und BYD seien nur zwei der bekannteren chinesischen Hersteller, die den europäischen Markt ins Visier genommen haben und dort ihre neuesten Modelle vorstellen.
Dabei profitieren die chinesischen Autobauer von wirtschaftlichen Vorteilen, die sich im Preis niederschlagen. Ein Beispiel: Die elektrische Schräghecklimousine Dolphin von BYD kostet in Großbritannien ab 25.490 Pfund (29.800 Euro) und damit rund 27 Prozent weniger als das entsprechende ID.3-Modell von Volkswagen.
Fertigungstiefe: Chinas geheimer Vorteil im Elektroauto-Rennen
Zwei Faktoren begünstigen die chinesischen Automobilhersteller. Zum einen profitieren sie von ihrer hohen Fertigungstiefe, die es ihnen ermöglicht, fast alles selbst zu produzieren und so die Kosten niedrig zu halten. Im Gegensatz dazu sind die europäischen Konzerne auf externe Zulieferer angewiesen.
Hinzu kommt, dass die europäischen Hersteller zwei getrennte Lieferketten aufrechterhalten müssen: für fossile und für Elektrofahrzeuge. Demgegenüber können chinesische Unternehmen durch die Fokussierung auf den Elektroantrieb kostengünstiger produzieren.
Nicht zuletzt die geringe Förderung von Elektroautos zwingt die europäischen Automobilhersteller, noch einige Jahre "zweigleisig" zu fahren. So hat Mercedes laut Reuters die Erwartungen für die Nachfrage nach Elektroautos nach unten korrigiert. Und die traditionelle Produktpalette soll bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein erneuert werden.
Stellantis’ Strategie zur Kostensenkung bei Elektroautos
Renault und Stellantis wollen dagegen die Kosten für die Produktion von Elektroautos senken. Stellantis will dabei seine Zulieferer stärker in die Pflicht nehmen.
Fast 85 Prozent der Kosten für Elektroautos entfielen auf zugekaufte Materialien, erklärte Stellantis-Chef Carlos Tavares den Zulieferern. Deshalb sollten sie einen Teil der Kosten tragen. "Wenn ihr euren Teil der Aufgabe nicht erfüllt, schließt ihr euch selbst aus", sagte er laut Reuters.
Leidtragende dürften nicht zuletzt die Beschäftigten der Automobilzulieferer sein. Forvia, Continental und Bosch haben kürzlich Entlassungen angekündigt. Und sie warnten, dass weitere folgen könnten.
Überlebenskampf der Zulieferer: Anpassung oder Untergang?
Auch einige Zulieferer könnten vom Markt verschwinden. Branchenkenner sagten der Nachrichtenagentur, gut kapitalisierte Unternehmen könnten sich an die neue Realität anpassen. Andere hingegen stünden am Abgrund.
Die europäischen Automobilhersteller müssen jetzt den Balanceakt vollziehen, ihre Kosten zu senken, ohne ihre Zulieferer zu sehr unter Druck zu setzen und sie möglicherweise in die Insolvenz oder auf andere Märkte zu treiben. Die Situation wird durch steigende Rohstoffpreise und eine langsamer als erwartete Umstellung auf Elektroautos weiter erschwert.
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