Chinas Elektroauto-Boom: Expansion oder Blase?
China ermuntert seine Hersteller von Elektroautos zu globaler Expansion. Doch sie treffen auf einen weitgehend gesättigten Markt. Warum sie scheitern könnten.
Der Markt für Elektrofahrzeuge ist gesättigt. Die Autohersteller haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Fahrzeuge zu verkaufen. Die Subventionen sind nicht mehr so üppig und großzügig wie früher. Und der Wettbewerb ist hart, sodass Marktführer wie Tesla und BYD ihre Preise senken und ihr Wachstum verlangsamen müssen.
Anfang 2019 konnten Käufer laut Bloomberg zwischen 212 batterieelektrischen und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen wählen. Bis Ende 2024 könnte diese Zahl auf 630 steigen. Dies zeigt, dass der Wettbewerb deutlich zunehmen dürfte, wenn der Markt nicht rapide wächst.
Strategische Expansion von Chinas Elektroauto-Hersteller
Während in den USA und Europa protektionistische Maßnahmen zunehmen, ermutigt die chinesische Regierung ihre Autohersteller, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten.
Das Wall Street Journal (WSJ) berichtet, dass chinesische Unternehmen ermutigt werden, Forschungs- und Entwicklungszentren im Ausland zu errichten und mit Reedereien zusammenzuarbeiten. Lager- und Logistikressourcen sollen in ausländische Märkte integriert werden. Kurz: Unternehmen sollen industrielle Cluster in anderen Ländern aufbauen.
Was die Regierung in Beijing den Autobauern des Landes ans Herz legt, ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem der Weltmarktanteil chinesischer Unternehmen der Elektro- und Automobilindustrie erhöht werden soll.
Die Aktien der chinesischen Autohersteller konnten zuletzt deutlich zulegen, da die Absatzzahlen in einem üblicherweise schwachen Monat besser als erwartet ausfielen. Dennoch deuten die Daten auf eine Abschwächung der globalen Nachfrage hin.
Der Preiskampf in der Branche hält an und drückt auf die Margen. Zudem weisen die Hersteller hohe Lagerbestände auf. Laut WSJ sind die Lagerbestände im Januar gegenüber dem Vormonat sogar gestiegen.
Technologische Innovationen als Differenzierungsmerkmal
Wo der Markt überfüllt ist, können sich die Hersteller oft nur mit modernen Technologien von der Konkurrenz abheben. Immer mehr Modelle verfügen deshalb über Lidar (Light Detection and Ranging), ein System, mit dem die Umgebung erfasst werden kann. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Modelle laut Bloomberg etwa verdoppelt. Viele dieser Fahrzeuge kommen aus China.
Die Tatsache, dass chinesische Elektroautos moderne Technologien und Sensoren verwenden, könnte in den USA als Argument dienen, ihnen den Marktzugang zu verwehren. Die US-Handelsministerin Gina Raimondo führte auf einer Konferenz Ende Januar den Datenschutz als Argument an.
Datenschutzbedenken bei Elektro- und autonomen Fahrzeugen
Elektroautos und autonome Fahrzeuge "sammeln eine riesige Menge an Informationen über den Fahrer, den Standort des Fahrzeugs und die Umgebung des Fahrzeugs", sagte sie. Und sie betonte: "Wollen wir, dass alle diese Daten nach Beijing gehen?".
Es ist unbestritten: Moderne Fahrzeuge sammeln große Mengen an Informationen. Das können Videoaufnahmen von Orten sein, an denen sie sich bewegen. In der Nähe von militärischen Einrichtungen könnte das die nationale Sicherheit gefährden.
Dieser Vorwurf trifft aber nicht nur chinesische Autos, sondern auch solche US-amerikanischer Hersteller. So hat China eine Bannmeile um seine Militäranlagen eingerichtet, in der keine Teslas fahren dürfen. Auch hier steht der Verdacht der Spionage im Raum, weil Tesla die Daten in die USA schickt.
Dennoch ist sich die US-Regierung bewusst, dass die US-Automobilbranche noch einige Zeit auf chinesische Technologien angewiesen sein wird. Deshalb wird laut Bloomberg darüber diskutiert, wie der Technologietransfer von China in die USA legal organisiert werden kann.
Die Rolle von Joint Ventures im Technologietransfer
Joint Ventures seien dabei der effektivste Weg, heißt es – und sie hätten auch die größten technologischen Fortschritte Chinas ermöglicht. So hätten die Chinesen ihre fortschrittlichen Designfähigkeiten durch Kooperationen mit Volkswagen und General Motors erworben.
Umgekehrt könnten US-Firmen von China lernen: Wollten chinesische Hersteller auf den US-Markt, müssten sie sich einen lokalen Partner suchen. Dies würde den Fluss von geistigem Eigentum in die USA und letztlich ihre Marktposition fördern.
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