Die Rückkehr des Verzichts: Ein neues Kapitel in der deutschen Politik
Seite 2: Die grüne Vision: Wohlstand jenseits des Wirtschaftswachstums
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Innerhalb der Grünen wird die Forderung, den Begriff des Wohlstands über das bloße Wirtschaftswachstum hinaus zu erweitern oder diesem gar ganz abzuschwören, bis heute konsequent verfolgt. So konsequent, dass Teile der Partei beim letzten Parteitag im November forderten, den versprochenen Schutz des Wohlstands aus dem Wahlprogramm für die in diesem Jahr anstehende Europawahl zu streichen.
Die Forderungen der Grünen befinden sich wohlgemerkt aber auch im Einklang mit denen der UN-Agenda 2030, der sich (über Parteigrenzen hinweg) auch die deutsche Regierung anschließt. Gleiches gilt für den "strategischen Partner" der UN, das Weltwirtschaftsforum (WEF).
Bhutan als Modellfall: Wohlstand neu gedacht
So verabschiedet sich auch das WEF spätestens 2021 in einer öffentlichen Mitteilung vom BIP als Wohlstandsindikator und schreibt CO2-Emissionsreduktion sowie Bildung und Gesundheitsvorsorge als Messgrößen fest – letztere unter dem Begriff des "Human Capital".
Damit legt das WEF den Grundstein für zeitgemäße Investitionsmöglichkeiten im Kontext des sogenannten Stakeholder-Kapitalismus und der ESG-Kriterien. In diesem Zusammenhang ist besonders das sogenannte Social Impact Investment von Bedeutung, auf das Telepolis mehrfach eingegangen ist (siehe dazu auch den Begriff des corporate socialism nach Antony C. Sutton).
In vielleicht unfreiwilliger Weise symbolisch für eine Alternative zum BIP steht der asiatische Binnenstaat Bhutan, welcher sowohl vom WEF als auch vom deutschen Kanzler für seine negative Emissionsbilanz und das sogenannte Bruttonationalglück gefeiert wird. Eine Vorreiter-Rolle wird dem 750.000-Einwohner-Staat im Himalaja außerdem im Hinblick auf die Einführung von "Government Tech" und digitaler Verwaltung zugesprochen. In Bezug auf den "Wohlstand" Bhutans wird jedoch meist Entscheidendes verschwiegen.
Denn die konstitutionelle Monarchie im Himalaja übt sich auch vorbildlich in Verzicht. In Bhutan herrscht ein niedriger Lebensstandard, 12 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, der Staat ist auf Entwicklungshilfe angewiesen. Seit der Lobeshymne des WEF hat sich zudem auch das Glücksversprechen der technokratischen Verwaltung als Trugschluss erwiesen. Und noch etwas kommt hinzu.
Die (auch politisch über lange Jahre) zwischen Indien und China eingepferchte Bergregion bestreitet ihren Lebensunterhalt als landwirtschaftliche Subsistenzwirtschaft. Diese Subsistenz ist jedoch nur so lange gewährleistet, wie die Anzahl der Bevölkerung nicht steigt (absehbar sinkt sie aber sogar). Im Falle eines solchen Anstiegs drohten Bhutan Versorgungsprobleme – mit entsprechenden Auswirkungen auf (relativen) Wohlstand und Glück.
Glücklicherweise wiederum versprechen die UN-Nachhaltigkeitsziele ja gerade diesem Bevölkerungswachstum Einhalt zu gebieten:
Die Verwirklichung der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, insbesondere der Ziele in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Geschlechtergleichstellung, wird dazu beitragen, die Geburtenrate zu senken und das weltweite Bevölkerungswachstum zu verlangsamen.
UN News: World population to reach 8 billion this year, as growth rate slows
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