Die Scharonisierung Bushs in der arabischen Welt

Gefährliche Verbindung zwischen dem israelischen und dem amerikanischen Kampf gegen "Aufständische"

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"It was Bush". Die Tötung von Rantisi (Israel setzt die angedrohten "gezielten Tötungen" fort) sorgte erwartungsgemäß nicht nur in den Straßen von Gaza-City, sondern auch in Nadschaf und Falludscha für große Erregung. Und bestärkt wahrscheinlich eine Tendenz, die vom amerikanischen Historiker und Irak-Kommentator Juan Cole als "bedrohlich" bezeichnet wurde: die Verbindung der israelischen Besatzung mit der amerikanischen.

Bei Demonstrationen und in allen möglichen Diskussionen über den Nahen Osten wurden die beiden Besatzungen längst "verlinkt" - militärisch-strategisch, ideologisch und politisch; im diplomatischen Sprachgebrauch galt jedoch die Regel, Israel aus dem Irak-Konflikt herauszuhalten. Das offizielle Israel sollte sich den Auseinandersetzungen im Irak gegenüber zurückhalten, ein "low-profile" bewahren. Das diplomatische Tabu wurde jedoch letzte Woche vom israelischen Verteidigungsminister Shaul Mofaz gebrochen, der sich eindeutig für die amerikanische Seite einsetzte: "Wir halten den Amerikanern die Daumen...Wenn die USA im Irak gewinnen, wird das einen positiven Effekt auf den ganzen Nahen Osten ausüben."

Auch Bush selbst knüpfte in seiner Pressekonferenz in der letzten Woche eine Verbindung zwischen dem israelischen und dem amerikanischen Kampf gegen "Aufständische". Die Motivation der irakischen Widerständler sei die gleiche wie die von denen, die in Jerusalem Bomben hochgehen lassen würden, sagte der amerikanische Präsident.

Während Bush früher auf Verbindungen zwischen Saddam Hussein und al-Qaida hingewiesen habe, so Juan Cole in seiner Analyse, würde er sich jetzt mit seinen Neokon-Köpfen (vgl. Die Fürsten des IV.Weltkriegs) eine andere Kartographie des Konflikts zurechtlegen.

Bezeichnend dafür sei, dass Bush in seiner Rede die Unterstützung Saddam Husseins für die palästinensischen Terroristen als Kriegsgrund angeführt habe. Im Weiteren betonte Bush die aktuellen Verbindungen zwischen dem Muqtada, der Hamas ( die sunnitisch ist!) und der Hisbullah. Damit würde der amerikanische Präsident den Irakkrieg als eine "Extension" des israelischen Kampfes darstellen, so Cole, und sich deutlich die Anliegen der Likud-Partei zueigen machen: "....eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die verheerende Rückwirkungen auf amerikanische Interessen sowohl im Irak wie auch in der ganzen arabischen Welt haben wird".

Die Rückendeckung Scharons, die Bush letzte Woche öffentlich lieferte, würde zusammen mit dem militärischen Vorgehen der USA in Falludscha, Amerika "in der arabischen Perspektive kaum mehr unterscheidbar von Israel" machen. Vor der gemeinsamen Pressekonferenz von Scharon und Bush habe der Großteil der arabischen Presse und der öffentlichen Meinung vor dieser Gleichsetzung halt gemacht.

Viele, sogar solche, die gegen den Einmarsch der USA waren und der Besatzung kritisch gegenüberstanden, waren dazu bereit anzuerkennen, dass nicht alle derjenigen, die gegen die USA kämpfen, edle Freiheitskämpfer sind. Jetzt aber, pendeln Rhetorik und Gefühle in die andere Richtung...Die Belagerung von Falludscha sieht in den Augen vieler Iraker und Araber aus, als ob hier die Taktik des israelischen Militärs imitiert wird, das lange Zeit Strafexpeditionen in den Gazastreifen (und zuvor nach Beirut) entsandt hat und mit Bomben und Raketen von Flugzeugen und Hubschraubern aus auf zivile Wohnhäuser wie Menschen in den Strassen gezielt hat.

Nicht nur Cole erkennt bedrohliche Parallelen, auch ein Ha'aretz-Kommentar wies Anfang dieses Monats darauf hin, dass die Anwendung von Methoden, die von Scharon, Mofaz und Ya'alon patentiert seien, eine "gefährliche Verbindung" seitens Washington darstellten, weil der Kampf gegen den Terrorismus eben nicht dem "verwickelten" Problem zwischen Israel und der palästinensischen Bevölkerung gleiche. So gesehen, würde die Bush-Regierung Israel mit dieser "Umarmung" keinen Gefallen tun.

Der Gipfel der Zusammenarbeit beider Länder zeigt sich in der gegenwärtigen Situation, in der wir in den letzten paar Jahren eine Art von Israelisierung - oder Scharonisierung - von Amerika beobachtet haben: in seiner Haltung gegenüber den Bedrohungen des Terrorismus redet und verhält sich Amerika im Irak wie der letzte der Falken im israelischen Generalstab. Statt Jerusalem ein Exempel in politischem Wagemut zu geben, ist Washington eine gigantische Version der "Wir zeigen es ihnen"- Methode der israelischen Armee geworden

Gideon Samet

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