Die Steuerung! Verdammt noch mal, die Steuerung!

Vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein Gerät, jetzt eine Online-Plattform: Nokias N-Gage. (Screenshot: Magdans)

Einige der Perlen unter den aktuellen Handyspielen

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Russische Folklore in den Ohren, herabfallende Blöcke vor den Augen. Oh ja, das hatte was! Die Rede ist von einem Puzzlespiel, das heute zu den wichtigsten Vertretern in der Historie der Computer- und Videospielgeschichte zählt: „Tetris“

Kein Wunder, dass es heute, knapp zwanzig Jahre nach seinem Siegeszug auf dem Game Boy, auf vielen Handys installiert ist. Doch selbstverständlich ist es nicht das einzige Spiel. Mittlerweile existiert ein großes Angebot für den Spaß zwischendurch. Analysten wie eco, der Verband der deutschen Internetwirtschaft, gehen sogar davon aus, dass sich der Markt für Handyspiele in den nächsten Jahren verdoppelt.

Da diese Annahme allerdings auf einer Umfrage beruht, bei der lediglich 52 Experten befragt wurden, ist die Prognose sehr schwammig. Aber eco weist in der Fußzeile der Meldung auch darauf hin: „Es spiegelt die Stimmung innerhalb der Branche.“ Mehr jedoch nicht. Außerdem ist es schwer nachzuvollziehen, was es bedeutet, dass die Umsätze mit Handyspielen in Europa zurzeit bei rund 2,4 Milliarden Euro liegen. Lesern dürfte das kaum etwas sagen geschweige denn einen Vorteil bringen. Das hilft bloß Unternehmen, um sich zu profilieren.

Dass mittlerweile Forscher an der Entwicklung von Mehrkernprozessoren für Handys arbeiten, ist hingegen ein Fakt, der einem viel mehr sagt. Schließlich ist die Technik der Motor des Marktes. Ziemlich gut zeigt sich das an Apples iPhone. Spiele lassen sich viel einfacher steuern als das bisher der Fall mit Handys war. Dass Nokia sein N85 mit einem zusätzlichen Controller, der so genannten Zeemote, ausliefert, ist ein weiterer Indikator dafür, dass sich Produktmanager bemühen, den Spieler weniger zu frustrieren.

Eine Optik, als würde morgen die erste PlayStation auf den Markt kommen: „Resident Evil: Degeneration“. (Screenshot: Capcom)

Allerdings ist die Steuerung via Zeemote noch längst nicht ausgreift. Das hat der Test von „Crash Bandicoot: Nitro Kart 3D“ gezeigt: Das Rennspiel ist so rasant, dass der Fahrer viel zu oft in Kurven gegen die Bande kracht. Zwar kommt das immer weniger vor, je öfter man spielt, doch ganz und gar zufrieden wird man nie. Anders auf dem iPhone: Den Fahrer in „Nitro Kart“ lenkt man durch Neigen des Geräts, und die Power-Ups, mit denen die Kontrahenten attackiert werden, aktiviert man per Fingerdruck. Und wenige Minuten später sind die weiteren Modi verfügbar…

Es muss aber nicht zwangläufig das iPhone sein. Spiele wie „Pac-Man“, „Tetris“ oder „Snakes Subsonic“ scheinen wie gemacht für handelsübliche Handys. In Snakes Subsonic (über www.n-gage.com) steuert der Spieler eine rotfarbene Schlange, die innerhalb einer futuristischen Umgebung bunt leuchtende Objekte einsammeln muss und währenddessen Schalter betätigt, um weitere Areale begehbar zu machen. Parallel dazu ertönt ein Technosound, bei dem das Verhalten der Schlange zusätzliche Klänge auslöst – „Lumines“ lässt grüßen.

Für derartige Puzzlespiele benötigt man keinen zusätzlichen Controller, selbst wenn die Handhabung angenehmer ist. Nokia bewegt sich allerdings in die richtige Richtung. Jedoch bekommt das finnische Unternehmen nicht nur von Seiten Apples Konkurrenz, sondern auch von Palm. Der PDA-Hersteller hat Anfang Januar auf der CES, der alljährlich stattfindenden Consumer Electronics Show, mit dem pre ein Smartphone mit Touch-Display vorgestellt und postwendend regen Zuspruch vonseiten der Medien erhalten.

Der Oberkracher für Retro-Fans und all jene, die es werden wollen: „Centipede“ fürs iPhone und den iPod Touch. (Screenshot: Atari)

Überhaupt: Dass die Steuerung per Touchscreen so ausgesprochen easy daherkommt, hat sich längst bei Nintendos DS bewahrheitet. Und auch die beiden „LocoRoco“-Teile auf Sonys PSP haben uns vor Augen geführt, dass man selbst mit der einfachsten Handhabung einen Riesenspaß haben kann. Genauso viel Fun macht „Centipede“ auf dem iPhone. Statt Pfeil- und Leertaste auf der PC-Tastatur zu bedienen, schiebt man seinen Blaster mit Daumen oder Zeigefinger von A nach B. Die Geschosse feuert die Software derweilen automatisch ab. Auf dem iPhone ist die Neuauflage des Spielhallenklassikers aus 1981 ein unvergessliches Vergnügen – Adrenalin pur!

Ich persönlich finde es schwierig, beim iPhone von einem Handy zu sprechen. Zumal es mit dem iPod Touch die abgespeckte Variante gibt. Eher könnte man das Gerät als Mini-PC mit Telefon-Option bezeichnen; vor allem mit Blick auf die Spiele, die es sonst so für Handys auf dem Markt gibt. Da findet sich nämlich allerhand Schrott, etwa der "X-Ray Scanner" oder der "Partner Tracker". Und die zahlreichen Ableger populärer Reihen finde ich ebenfalls äußerst unattraktiv. Da geht die Branche einfach auf Nummer sicher, demonstriert Einfalt. Und dabei soll’s doch Wachstum geben!