Die Vogelgrippe und das Influenza-Virus

15 Tote und kein "neues" Virus lassen die Experten hoffen, dass sich mit einer Impfung die Epidemie unter Kontrolle bekommen lässt

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Zwei vietnamesische Schwestern könnten die ersten Mensch-zu- Mensch Überträger der Vogelgrippe sein. Ihr Bruder starb an einer Krankheit, die an die Influenza A erinnert. Das geschah, ohne dass der Nachweis geführt wurde. Der Junge wurde verbrannt. Auch wenn die Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesen Umstand als ein extrem seltenes Ereignis bewerten, fehlt bisher eine Infektion mit dem neuen "neuen Virus", einer Kreuzung aus Influenza A und Vogelgrippe.

Influenza-Virus

In Science berichten zwei Arbeitsgruppen über die Struktur und die Rezeptorenbindung der Influenza, die für die Epidemie 1918 verantwortlich war. Der Grippevirus, der von Vögeln auf Menschen übersprang, verursachte den Tod von mindestens 50 Millionen Menschen. Nach den neuen Analysen erfolgt die Bindung wie bei allen anderen Influenza-Infektionen vornehmlich über eine 2,6-gekoppelte Neuraminsäure (Gamblin et al.). Ferner zeigt das Muster von RNA-Fragmenten, die in Formalin-gespeicherten Lungenproben aus dem Jahr 1918 gewonnen wurden, dass einige Eigenschaften die Ausbreitung der "Spanischen Grippe" begünstigten und mehr jüngere Menschen gefährdeten (Stevens et al). Nur kleine Veränderungen in der Struktur des Virus ermöglichten es diesem, auch menschliche Zellen zu infizieren. Trotz dieser Erkenntnisse bleibt die entscheidende Frage nach dem "neuen" Virus unbeantwortet, klar ist nur, dass der Übergang zum Menschen schnell geschehen kann, das Risiko also groß ist.

So gibt es vielfältige Ereignisse, die das Risiko einer Infektion und damit einer Kreuzung potenzieren. 10 Länder sind bisher betroffen, aber nur Indonesien widersetzt sich der WHO-Empfehlung, die Vögel zu schlachten. "Anscheinend sind sie nicht von der Massenschlachtung überzeugt. Möglicherweise denken sie an die sozialen und ökonomischen Konsequenzen, und außerdem finden jetzt Wahlen statt", erklärt Kumara Rai von der Weltgesundheitsorganisation.

Die chinesische Regierung weist einen Bericht, der letzte Woche im New Scientist veröffentlicht wurde, als "völlig falsch" zurück, wonach dort eine Impfung mit einem inaktivierten H5N1-Stamm vorgenommen worden sei. "Wenn der Impfstoff nicht für das Virus vorgesehen ist, kann er sich dennoch replizieren, auch wenn die Tiere nicht betroffen sind", heißt es hingegen in der Zeitschrift.

Und die Associated Press zitiert den Grippedoktor der Weltgesundheitsorganisation, Klaus Stöhr, mit den Worten: "In Asien haben wir eine riesige Vogelpopulation und Zweidrittel der Weltbevölkerung lebt hier." Die Epidemie sei "außer Kontrolle" geraten. Der Virologe Robin Weiss (Universität London) sekundiert. "Asiens Explosion in der Geflügelzucht ist ein Experiment, das die Influenza von der Tierhaltung zum Menschen bringt."

Influenza H5N1 (gelb). Bild: CDC/Goldsmith

Andererseits konzentriert die Welt die Aufmerksamkeit auf Asien, während in anderen Ländern der Ausbruch der Erkrankung unbemerkt bleibt. Sei es, weil die Arbeiter keinen Anschluss an das WHO-Netzwerk haben, sei es, weil die Verantwortlichen keine Proben an das Influenza-Labor der Weltgesundheitsorganisation schicken.

"Influenza hat einen gewaltigen Einfluss in Afrika, aber wir erhalten von dort keine Informationen", klagt Dick Thompson von der Weltgesundheitsorganisation. Influenza-Ausbrüche sind in zwei afrikanischen Ländern beschrieben, fanden aber kein Interesse, weil Afrika unter so vielen anderen tödlichen Erkrankungen wie AIDS, Malaria und Tuberkulose leidet.

Deshalb hat die U.N. Food and Agriculture Organization eine dreitägige Tagung in Rom durchgeführt. Die Experten hoffen, "eine Strategie zu entwickeln, um die Länder über die vorhandenen Notfälle und die Verhinderung von zukünftigen Ausbrüchen zu bewahren", heißt es dazu in einem Erklärung der Food and Drug Adminstration.

Eines ist sicher: Die Massenschlachtung von 50 Millionen Hühnern hat verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Ferner sind die Schäden, die den wildlebenden Vögel widerfahren, nicht abzusehen.

"Wir haben nun die Impfung empfohlen," erklärt Dewan Sibartie von der World Animal Health Organization als Ergebnis der Tagung in Rom. Ferner haben die Experten Richtlinien erarbeitet, um die Koordination, Überprüfung und Berichte über die Verbreitung zu standardisieren.

Das ist neu, denn die Vogelgrippe wurde vor mehr als 100 Jahren erstmals in Italien beschrieben, während die Regierungen lange Zeit kein System entwickelt haben, bereits beginnende Ausbrüche zu identifizieren. Ferner ist unbekannt, welche Mutation Influenza A (H5N1) durchgemacht hat, um sich auch auf Enten und andere Vögel erstrecken zu können. Inzwischen ist das Virus nämlich bei Enten, Gänsen, Schwänen und Flamingos aufgetreten.

Die Viren sind "fuzzy". Proteine auf ihrer Oberfläche ermöglichen das Eindringen in die Zellen über deren Rezeptoren. Das ist allerdings ziemlich kompliziert, denn das Virus muss den richtigen Dreh finden, um sich zu replizieren. Es reicht bereits eine einzige Aminosäure aus, um dies zu ermöglichen oder zu blockieren. "Es gibt", sagt Klaus Stöhr, "so viele unbekannte Größen bei der Vogelgrippe."