Die Website zur Geiselnahme

Die tschetschenische Sicht der Dinge im Netz

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kavkaz.org nennt sich eine islamische Informationsagentur mit einem Fokus auf dem Kaukasus, Zentralasien und Afghanistan. Den tschetschenischen Terroristen in Moskau dient Kavkaz.org als ihr Sprachrohr nach außen.

Aus irgendwelchen Gründen werden tschetschenische Missetaten im Westen kaum wahrgenommen, aber auch die andauernden Menschenrechtsverletzungen der russischen Armee finden kaum mehr Beachtung (Das russische Militär verübt in Tschetschenien Genozid). 1995 besetzten tschetschenische Terroristen ein russisches Krankenhaus. Der Sturm endete mit mehr als 100 toten Zivilisten. Im September 1999 wurden zwei Moskauer Wohnblocks in die Luft gesprengt. Mehr als 200 Menschen starben, weitaus mehr wurden verwundet. In den Nachrichten lief dies damals unter Vermischtes, Brennpunkte gab es auch keine. Moskau scheint weiter weg zu sein als Bali.

Jetzt haben also tschetschenische Terroristen an die 1.000 Menschen in einem Moskauer Theater in ihrer Hand. Im Gegensatz zu früher steht ihnen aber mit kavkaz.org ein Sprachrohr nach außen zur Verfügung. Mit abschaltbarer Flash-Intro und Text in Englisch, Russisch und Arabisch. Movsar Barayev (oder, im Kavkaz-Jargon, Commander of the Islamic Regiment of the Special Task Force) hält telefonisch Kontakt mit Kavkaz.

Kein denkender Mensch mit Verwurzelung in den Menschenrechten kann sich durch die Verlautbarungen der kaukasischen Verbrecher in Moskau verführen lassen, die da das Ende von Massakern an friedlichen tschetschenischen Zivilisten fordern (und dafür friedliche Moskauer Theaterbesucher mit dem Tod bedrohen und geflissentlich ignorieren, dass derzeit auch tschetschenische Zivilisten durch tschetschenische "Freiheitskämpfer" sterben).

Es ist klar, wo die Sympathien von Kavkaz liegen, und gerade deswegen sind die Texte lesenswert. Unvorstellbar, wie das Internet das Informationsangebot gewandelt hat: Wie hätte man vor fünf Jahren den ungefilterten Standpunkt von Terroristen kennen lernen können?