Die Welt im Hitzestress: Wenn arbeiten im Freien zur Gefahr wird

Energie und Klima – kompakt: Extreme Hitze bedroht die Gesundheit der Menschen. An vielen Orten werden erneut Rekorde gebrochen. Wie der Hitzetod zur neuen Normalität wird.

In der vergangenen Woche verzeichnete der "Climate Reanalyzer" gleich drei Tage hintereinander die wärmsten jemals auf der Erde erreichten Durchschnittstemperaturen in Folge. Nach den Daten der University of Maine, die das Portal Climate Reanalyser Betreibt, lag die globale Durchschnittstemperatur am 3. Juli bei 17,01 Grad Celsius, am 4. bei 17,18 Grad Celsius und am 5. sogar bei 17,23 Grad Celsius.

Der Copernicus Climate Change Service kam auf etwas niedrigere Durchschnittswerte, die allerdings trotzdem den alten Rekord für die globale Durchschnittstemperatur aus dem August 2016 von 16,8 Grad Celsius übertrafen. Sowohl die Daten aus den USA als auch aus Europa stellen aber noch keinen offiziellen Rekord dar, denn beide Systeme sind Modellierungen, die Messwerte von Wetterstationen, Satelliten u.a. mit Computermodellen kombinieren.

Wir hatten an dieser Stelle bereits berichtet, dass dem Copernicus Climate Change Service zufolge der Juni 2023 der wärmste Juni seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen war. Mit dem einsetzenden Wetterphänomen El Niño sowie den extrem hohen Oberflächentemperaturen der Meere ist mit weiteren Monaten der Rekordtemperaturen auch an Land zu rechnen.

Der Süden der USA bleibt auch diese Woche im Griff der extremen Hitze. Die Temperaturen könnten bis 45 Grad Celsius erreichen, besonders betroffen bleibt der Bundesstaat Texas. Auch China leidet derzeit unter extremer Hitze.

Wie CNN berichtet, stieg das Quecksilber in Beijing mehrfach über die 40-Grad-Marke und auch in der benachbarten Provinz Hebei wurden vorherige Juli-Temperaturrekorde gebrochen.

Seit 1951 seien in Beijing elfmal Temperaturen über 40 Grad gemessen worden, fünfmal innerhalb der letzten zwei Wochen. Die chinesische Regierung habe empfohlen, Arbeiten im Freien während der Hitzephase einzustellen.

Einen anderen Umgang mit im Freien arbeitenden Menschen scheint der US-Bundesstaat Texas zu pflegen. Einem Bericht von dpa zufolge sollen in einigen Großstädten die gesetzlich vorgeschriebenen Trinkpausen für auf dem Bau Beschäftigte gestrichen werden, die diesen ermöglichen, sich alle vier Stunden für zehn Minuten im Schatten aufzuhalten.

Die Gesetzesänderung wurde von Texas‘ Gouverneur Greg Abbott unterzeichnet und soll im September in Kraft treten. Die Stadt Houston hingegen hat Klage gegen die Streichung der Arbeitsrechte eingereicht.

Gerade bei körperlicher Anstrengung unter sehr hohen Temperaturen droht das Risiko eines Hitzschlags, der zu Organversagen und sogar zum Tod führen kann. Ein Hitzschlag kann auftreten, wenn sich die Körperkerntemperatur des Menschen auf über 40 Grad Celsius erhöht. Dies passiert, wenn die Hitze oder Luftfeuchtigkeit so hoch sind, dass der Körper sich nicht mehr über Schwitzen abkühlen kann oder eben unter gleichzeitig starker körperlicher Anstrengung.

In Europa hat es im Sommer 2022 nach einer jüngst im Fachjournal Nature Medicine veröffentlichten Studie des Barcelona Institute for Global Health über 61.000 hitzebedingte Todesfälle gegeben. 2022 war europaweit ein besonders heißer Sommer, die meisten Todesfälle ereigneten sich mit fast 39.000 zwischen dem 11. Juli und dem 14. August.

Die Länder mit den meisten Hitzetoten in absoluten Zahlen waren laut Studie Italien, Spanien und Deutschland. Hierzulande verstarben demnach 8.173 Menschen in Folge hoher Temperaturen. Blickt man auf die Anzahl der Hitzetoten pro Einwohner führen Italien, Griechenland und Spanien die Statistik an.

Besonders bei den über 80-Jährigen wurden viele Todesfälle in Folge von Hitze verzeichnet. Ebenso war die Todesrate bei Frauen um 63 Prozent höher als bei Männern.

Im Hitzesommer 2003 waren 70.000 Menschen an den Folgen der hohen Temperaturen gestorben, dieser Rekord wurde glücklicherweise nicht wiederholt. Der leitende Autor der Studie Joan Ballester Claramunt sieht hier auch den Erfolg einer inzwischen besseren Hitzeprävention:

Der Sommer 2003 war ein außergewöhnlich seltenes Phänomen, selbst wenn man die bis dahin beobachtete menschengemachte Erwärmung berücksichtigt. Dieses außergewöhnliche Ereignis machte deutlich, dass den Gesundheitssystemen Präventionspläne für die Bewältigung klimabedingter Notfälle fehlten, was in den Folgejahren bis zu einem gewissen Grad behoben wurde.

Die Todeszahlen des Jahres 2022 zeigten aber auch, dass Anpassungsstrategien noch immer nicht ausreichend seien, so der Co-Autor Hicham Achebak.