Die Zusammenarbeit von Türkei und IS

Seite 2: Die Wasser- und Ölpolitik der Türkei und der IS

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In dem Interview geht Mansour auch auf die Wasserpolitik der Türkei ein. Seine Ausführungen decken sich mit den Berichten aus der Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyrien. Demnach gab es ein Abkommen zwischen der Türkei und Syrien, 400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde zu liefern. Mit Beginn des Bürgerkriegs reduzierte die Türkei die Wasserzufuhr auf 150 Kubikmeter pro Sekunde.

Davon waren in erster Linie die Bauern und die Stromversorgung in Nordsyrien betroffen, aber auch der IS in seinen besetzten Gebieten. Er verhandelte mit der Türkei und der Zufluss wurde wieder auf 400 Kubikmeter erhöht. Offensichtlich setzte der IS die Türkei mit möglichen Angriffen in der Türkei unter Druck. Mansour sprach davon, die Türken hätten verstanden, dass sie "weder Freund noch Feind" seien.

Der Ölverkauf in die Türkei florierte nach den Aussagen Mansours, denn der größte Teil des syrischen Öls ging in die Türkei. Er bestätigte, dass Erdogans Sohn in die Ölgeschäfte involviert war, dies geschah allerdings über Mittelsmänner. Es gab auch Ölverkäufe an die syrische Regierung, teilweise durch vorhandene Pipelines, teilweise durch Lastwagen.

Mosul - der türkische Deal

Als der IS 2014 die Stadt Mossul im Nordirak eroberte, wurde der türkische Konsul mit seinen Mitarbeitern vom IS entführt. Nach den Ausführungen Mansours gestaltet sich die Geschichte ganz anders. Die Einnahme Mossuls sei keine Überraschungseroberung gewesen, erläutert er. Es dauerte viele Tage, aber der türkische Konsul wie auch viele türkische LKW-Fahrer seien geblieben.

Mansours Theorie läuft darauf hinaus, dass es die Order aus Ankara gab, Mossul nicht zu verlassen. Die Überraschung der Aussagen ist nicht, dass die Mitarbeiter des türkischen Konsuls gegen 500 Gefangene aus der Türkei entlassen wurden, sondern dass diese zum IS zurückkehrten. Soviel zur Loyalität der türkischen Staatsbeamten.

Das Doppelspiel der Türkei mit dem Westen

Laut Abu Mansour versuchte die Türkei 2014, ein Doppelspiel mit dem Westen zu spielen: Sie ließen ausländische Kämpfer in Syrien zu, versuchten aber, es so aussehen zu lassen, als würden sie Maßnahmen gegen den IS ergreifen. "Die Türkei wollte es ausländischen Kämpfern leicht machen, die Grenzen zu überschreiten", erklärt Abu Mansour.

Türkische Kontaktleute gaben ihm damals klare Anweisungen: Zum Beispiel, nicht mit einer Gruppe über die Grenze zu kommen, nur bestimmte Grenzübergänge zu verwenden, nicht mit langen Bärten aufzutreten, damit alles möglichst unscheinbar bleibt. Europäer sollten äußerlich möglichst angepasst sein.

Zu den IS-Anschlägen in der Türkei sagte Mansour, teilweise seien sie von Raqqa (Rakka) aus gesteuert gewesen. Aber viele Befehle kamen von MIT-Mitarbeitern, die innerhalb des IS arbeiteten. Sie wollten, dass Erdogan seine Armee benutzt, um Syrien anzugreifen. Hört sich nach Verschwörungstheorie an, aber Mansour bestand im Interview darauf, dass er in seiner Zeit als Häftling der YPG in Syrien gehört hatte, dass die türkische Regierung 40 Personen aus ihrem Sicherheitsapparat getötet hatte.

Die stumme, ergebene deutsche Regierung

Die SDF hissten am 23.3. 2019 in Baghouz die Fahne der Demokratischen Föderation Nord- und Ost-Syriens. Der IS ist in Syrien besiegt. 11.000 kurdische, arabische und assyrische Soldaten und Soldatinnen der SDF haben in diesem Kampf ihr Leben gelassen, 30.000 wurden verletzt. Die Selbstverwaltung steht vor immensen Problemen im Umgang und der Versorgung mit den Zehntausenden Islamisten in den Flüchtlingslagern. Internationale Hilfe ist nach wie vor nicht in Sicht.

Weltweit wurde dieser Einsatz, besonders der Kurden und Kurdinnen gewürdigt. Peinlich für Deutschlands Außenminister Heiko Maas, der es mit Blick auf die Türkei nicht über die Lippen brachte, die Kurden auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Stattdessen bejubelt er in einem Tweet die angebliche internationale Zusammenarbeit, zu der Deutschland beigetragen haben soll.

Dabei ist Deutschland neben der Türkei das Land, das die Unterstützer und Unterstützerinnen der SDF kriminalisiert durch Anklagen wegen des Zeigens der YPG/YPJ-Fahnen, durch die Beschlagnahmung und Schließung des kurdisch-deutschen Mesopotamien-Buchverlages, der Beschlagnahmung eines kurdischen Musikarchives, das in mühsamer Arbeit über 30 Jahre kurdische Lieder aus aller Welt gesammelt hatte.

Sigmar Gabriel hatte im Januar 2018 dem türkischen Außenminister Cavusoglu in seiner Privatwohnung vor Photographen den Tee serviert, was ihm viel Spott als "Teejunge" einbrachte. Jeder, der die kulturellen Gepflogenheiten in der Türkei kennt, weiß, dass dies eine Geste der Unterwürfigkeit war - die auch entsprechend in der Türkei gefeiert wurde. Heiko Maas scheint in die gleichen Fußstapfen zu treten. Kürzlich kritisierte er die völkerrechtswidrige Annexion der Golanhöhen durch Israel, aber bis heute hat sich die Bundesregierung nicht zu dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Türkei im kurdischen Afrin im Nordwesten Syriens geäußert.