Die erzwungene Migration
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Energie und Klima – kompakt: Vor mehr als zehntausend Jahren wurden weite Landstriche in Südostasien überflutet. Die Bewohner begaben sich auf eine lange Wanderschaft. Was droht uns im Zuge der Klimakrise?
So wie wir heutigen Tags haben auch schon viele unserer Vorfahren bereits in der Jungsteinzeit, dem Neolithikum, und den ihr vorangegangenen Jahrtausenden an den Küsten der Kontinente gesiedelt. Vermutlich, weil die dortigen seinerzeit noch äußerst üppigen Fisch- und Muschelbestände reichlich Eiweiß boten.
Mit dem Ausklingen der letzten Eiszeit führte das zu erheblichen Problemen, wie ein kürzlich in dem Fachblatt Nature Communication Biology veröffentlichter wissenschaftlicher Beitrag am Beispiel Südostasiens aufzeigt. Dort hat der steigende Meeresspiegel ausgedehnte Gebiete zwischen den damals noch meist verbundenen indonesischen Inseln und dem Festland, das sogenannte Sundaland unter Wasser gesetzt.
In anderen Weltregionen gab es ähnliche Vorfälle, und es mag sein, dass die Erzählungen über eine große Flut, die einst in grauer Vorzeit die Menschen heimgesucht hat, eine schwache Erinnerung an diese Zeit sind. Entsprechende Mythen wurden rund um den Erdball von diversen Völkern über viele Generationen weitergegeben, wie eine unvollständige Liste auf Wikipedia zeigt.
Juden, Moslems und Christen glauben an die vom Alten Testament beschriebene große Sintflut, die einst allein Noah mit seiner Arche überstand. Diese Geschichte ist allerdings nachweislich viel älteren mesopotamischen Erzählungen entlehnt, wie ein Vergleich mit dem Gilgamesch-Epos, dem vermutlich ältesten überlieferten literarischem Werk der Menschheit, zeigt.
Doch zurück zum Nature-Artikel. Zwischen dem Höhepunkt der letzten Eiszeit in einer Zeit vor 21.000 bis 26.000 Jahren und der Mitte der gegenwärtigen Warmzeit vor 6.000 Jahren, dem Holozän, ist der Meeresspiegel im globalen Durchschnitt um ungefähr 135 Metern gestiegen. Das ist seit langem aus zahllosen, an den Küsten aller Ozeane angestellten Studien bekannt. Ebenso, dass dadurch Nord- und Ostsee sowie zahlreiche andere Küstenmeere entstanden, die zuvor überwiegend flache Küstenebenen gewesen waren, wenn sie nicht, wie die heutige Ostsee, unter Kilometer dickem Eis begraben lagen.
Die Autorinnen und Autoren – die meisten von ihnen arbeiten an Instituten in Singapur, andere in den USA und Kanada – erinnern daran, dass Sundaland seit 50.000 bis 70.000 Jahren von modernen Menschen bewohnt war. Trockenen Fußes konnten diese Jäger und Sammler von der Malaiischen Halbinsel nach Sumatra, Borneo oder auf die Philippinen und von dort nach Südvietnam wandern.
Die Nachfahren dieser Menschen leben heute in von der Mehrheitsgesellschaft mehr oder weniger isolierten indigenen Gruppen auf der Inselgruppe der Andamanen, auf der Malaiischen Halbinsel und auf den Philippinen. Anhand eines größeren Datensatzes mit vollständigen Genomen aus Süd- und Südostasien haben die Autorinnen nun versucht, die demografische Geschichte der Region zu rekonstruieren.
Heraus kam, dass aufgrund des Landverlustes und vermutlich später auch des Bevölkerungswachstums aus der Region der heutigen Malaiischen Halbinsel Menschen ihre Heimat verließen und zum Teil bis nach Indien wanderten, wo sich in der dortigen Urbevölkerung, wie auch in Burma, eine Verwandtschaft zu den Indigenen auf den Malaiischen Halbinsel feststellen lässt.
Insbesondere lässt sich aufgrund von bekannten Mutationsraten sagen, wann sich Bevölkerungsgruppen voneinander getrennt haben. Damit konnten die Autorinnen und Autoren zeigen, dass es hauptsächlich zwei Auswanderungswellen gegeben hat, die sich zeitlich bekannten Ereignissen während des Übergangs zwischen der Eis- und der derzeitigen Warmzeit zuordnen lassen.
Der Anstieg des Meeresspiegels erfolgte nicht gleichmäßig, sondern hat sich einmal vor 14.000 bis 14.500 und noch einmal vor 11.000 bis 11.500 deutlich beschleunigt, weil größere Eismassen auseinandergebrochen oder gigantische Schmelzwasserseen ihre Barrieren durchbrochen und sich ins Meer ergossen haben. Entsprechend ging in dieser Zeit besonders viel Land verloren und seine Bewohner mussten sich auf die Suche nach neuen Jagdgründen machen, wie die zitierte Studie nachweist.
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