Die intime Maschine
Das Mobiltelefon zwischen Flirt, Porno und Aufklärung
Es vibriert. Es ist nah am Körper. Es kann die Stimme des Partners übertragen. Klarer Fall, im Vergleich zum schnöden Computer ist das Mobiltelefon einfach die intimere Maschine. Jetzt bemühen sich einigen Firmen, daraus Kapital zu schlagen - und bescheren uns damit interessante Ausblicke auf das zukünftige Liebesleben der mobilen Gesellschaft.
Das wohl spannendste Experiment in Sachen mobiler Intimität kommt aus Singapur. Dort konnten Mobiltelefon-Besitzer in den vergangenen zehn Tagen kostenlos per SMS Ärzte und Gesundheitsexperten zu Fragen rund um die Themen Sex und AIDS um Rat bitten. Die Antworten erreichten sie binnen 48 Stunden ebenfalls per SMS. Ziel der Aktion ist es, Jugendlichen Antworten zu geben, die sich sonst nicht zu fragen trauen.
Organisiert wurde die Aufklärungskampagne mit dem Namen "Sex in the Air" vom Wireless-Anbieter Megg.com in Zusammenarbeit mit lokalen AIDS- und Gesundheits-Initiativen. Megg.com bietet in Singapur eine ganze Reihe von Gesundheits-Diensten über das Mobiltelefon an, darunter auch Beratungen per SMS. Normalerweise verlangt der Anbieter dafür aber bis zu fünf Dollar pro Antwort. Billiger, aber nicht weniger zukunftsweisend ist das Angebot, sich für knapp vier Dollar pro Monat die Menstruations- und Eisprung-Rhythmen per SMS mitteilen zu lassen.
SMS-Grüße vom Pornostar
Einen eher männlichen Kundenkreis visiert dagegen der spanische Pornokonzern Private Media mit seinem jetzt angekündigten Mobilfunkangebot Private Stars an. Der zunächst nur in Großbritannien verfügbare Dienst bedient sich zur Abrechnung der Premium-SMS. Zum Aktivieren schickt ein Kunde solch eine verteuerte SMS mit dem Namen seines Wunsch-Pornostars an Private. Als Antwort gibt es dann kurze mehr oder weniger erotische personalisierte Texte und eine Zugangskennung, die den zeitlich begrenzten Zugriff auf Bilder und Filme im Web erlaubt.
Der mobile Aspekt beschränkt sich also bei genauerem Hingucken auf das Bezahlverfahren und ein paar seichte Zeilen des britischen SMS-Anbieters und Private-Partners Txtbomb. Das Porno-Unternehmen feiert den Dienst dennoch als Einstieg ins mobile Adult-Entertainment. Einem Markt, der nach Schätzungen der Marktforscher von Visiongain im Jahr 2006 rund vier Billionen Dollar abwerfen soll.
Pornos auf dem Handy? Die meisten Mobilfunknutzer wollen dann doch lieber echten Spaß - zumindest, wenn man Vodafone glauben darf. Der Mobilfunkkonzern schaltete in den vergangenen Wochen in britischen Zeitungen und Magazinen Anzeigen, die unter anderem ein Pärchen beim angedeuteten Oralverkehr zeigten. Dafür gab es am Mittwoch eine Abmahnung der britischen Advertising Standards Authority. Die Werbe-Sittenwächter bezeichneten die Kampagne als grundlos freizügig und anstößig. Vodafone argumentierte dagegen, Marktforscher hätten herausgefunden, dass SMS für viele Jugendliche mittlerweile fester Bestandteil ihres Liebeslebens sei.