Die organisierte Verantwortungslosigkeit

Seite 2: Droge Erdöl

Ansonsten war in der vergangenen Woche wie immer viel los rund um das Thema Klima und Energie. Zum Beispiel hat der Bundesverband Windenergie eine vernichtende Bilanz für den Ausbau der Windenergie 2021 an Land vorgelegt.

Fazit: viel zu wenig, viel zu langsam. Durch zu langsamen Ausbau werde nicht nur die Versorgungssicherheit und das Erreichen der Klimaziele gefährdet, sondern auch der Erhalt des Know-hows.

Auch wäre zu berichten, dass die Zahl der US-Amerikaner deutlich zugenommen hat, die sich ernsthaft Sorgen wegen der Klimakrise machen. 26 Prozent geben an, alarmiert zu sein, weitere 29 Prozent sind besorgt.

Dann wäre da Frankreich, das mal wieder wegen seiner übergroßen Abhängigkeit von den Atomkraftwerken und deren fortgeschrittenen Alters an einem Blackout entlang schlittert.

Oder der Hinweis der Gewerkschaften auf die langen Anfahrtswege, die viele Arbeitnehmer auf sich nehmen müssen. Nicht höhere Spritpreise müssten her, sondern niedrigere Mieten, damit die Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, gibt der Kollege Bernd Müller die Forderungen der Industriegewerkschaft Bauen, Agrar und Umwelt wieder.

So könnte dann vielleicht ein wichtiger Beitrag zum Entzug von der Droge Erdöl geleistet werden.

Hungersnot in Somalia

Außerdem war auch die vergangene Woche in verschiedenen Weltregionen von schweren Unwettern gekennzeichnet, Naturkatastrophen, die uns erahnen lassen, was mit dem Klimawandel auf die Menschheit zu kommen kann.

Die Region am Horn von Afrika, am Eingang zum Roten Meer, ist zum Beispiel nicht nur durch den grausamen Bürgerkrieg in Äthiopien, den ebenso blutigen Krieg westlicher Verbündeter gegen schiitische Milizen in Jemen oder den Dauerkrieg in Somalia gebeutelt. Oben drauf kommt derzeit mal wieder eine katastrophale Dürre, die in einigen Teilen Somalias die schlimmste seit 40 Jahren ist.

90 Prozent des Landes sei betroffen, schreiben die Vereinten Nationen auf ihrer Platform reliefweb. Die ungewöhnlich lange und hartnäckige Dürre in dem ostafrikanischen Land werde durch den Klimawandel verschlimmert.

Drei Regenzeiten in Folge seien ausgefallen. Aktuell seien vermutlich 3,8 Millionen Menschen ohne ausreichende Lebensmittel und bis zum Mai könne die Zahl der Hungernden auf 4,6 Millionen ansteigen, was annähernd 30 Prozent der Bevölkerung entspräche.

Mangelhafte Vorsorge

Einige Tausend Kilometer weiter östlich, auf der anderen Seite des Indischen Ozeans, in Malaysia, ist hingegen die gegenwärtige Monsun-Saison außergewöhnlich niederschlagsreich. Wir hatten bereits über die verheerenden Regenfälle auf der Malayischen Halbinsel zwischen den Jahren berichtet.

Besonders hart war ausgerechnet ein besonders stark industrialisierter Bundesstaat getroffen worden, wie die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet.

Insgesamt seien mindestens 54 Menschen gestorben und 120.000 weitere obdachlos geworden. Ein Schaden in Höhe von rund 1,5 Milliarden US-Dollar sei entstanden. Sieben der 13 Bundesstaaten hätten teilweise unter Wasser gestanden.

Ein Teil der Todesopfer und der Schäden hätten vermieden werden können, wenn die Behörden frühzeitig gehandelt hätten. Es fehlte an "Planung, Fachleuten, Koordination und Vorbereitung", zitiert das Blatt eine politische Beobachterin.

Auch sind die Warnungen des Wetterdienstes offensichtlich nicht ernst genommen worden. Für die westdeutschen Opfer des Juli-Hochwassers im Rheinland und im angrenzenden Ahrtal dürfte das bekannt klingen.