Die schützende Hand des Präsidenten
Seite 2: Auftritt Trump
Die Gerichtsverhandlung um den getöteten IS-Kämpfer enthüllte, dass nicht Gallagher den Jungen getötet hatte, sondern der Sanitäter, indem er den Beatmungsschlauch des Verwundeten mit seinem Daumen zuhielt. Dieser sagte aus, die Stichwunden durch Gallagher seien nicht tödlich gewesen und begründete sein Handeln als Sterbehilfe aus Gnade, um dem Verwundeten Leid und Folter durch irakische Sicherheitskräfte zu ersparen.
Da sich Gallagher schließlich nicht als der Mörder des Jungen erwies, wurde er in allen anderen Anklagepunkten freigesprochen und lediglich aufgrund des Fotos mit der Begründung schuldig gesprochen, die US-Streitkräfte in Verruf gebracht zu haben. Auf dem Bild versammeln sich die SEALs um den Toten, Gallagher hält ihn an den Haaren.
Das Gericht entschied, Gallagher deswegen im Rang zu senken und ihn vier Monate einzusperren. Da er während den Verhandlungen bereits 201 Tage im Gefängnis saß, muss er keine zusätzliche Haftstrafe mehr absitzen. Nachdem sich der US-Präsident schon während des Verfahrens für bessere Haftbedingungen Gallaghers einsetzte, schritt Trump wiederholt ein, um Gallaghers verlorenen Rang wiederherzustellen und einen Ausschluss aus der Navy zu verhindern.
Ende November erklärte die Navy, den Fall noch einmal überprüfen zu wollen und Gallagher gegebenenfalls seines Status als Navy SEAL zu entheben. Trump twitterte dazu: "The Navy will NOT be taking away Warfighter and Navy Seal Eddie Gallagher's Trident Pin. This case was handled very badly from the beginning. Get back to business!" (Die Marine wird Navy SEAL Eddie Gallagher NICHT seinen Dreizackanstecker (Navy SEAL Abzeichen) wegnehmen. Mit diesem Fall wurde von Beginn an sehr schlecht umgegangen. Geht zurück an die Arbeit!) Danach wurde das Verfahren abgebrochen. Stattdessen entließ der neue US-Verteidigungsminister Mark Esper den Geschäftsführer der Navy Richard Spencer.
Am 30. November konnte sich Gallagher schließlich bei vollen Ehren in den Ruhestand versetzen lassen. Weil Gallagher das Militärgerichtssystem in den USA als kaputt ansieht, plant er nun eine Non-Profit-Organisation zu gründen, um Soldaten zu helfen, die ähnliche Fälle durchlaufen wie er.
Neben Trumps Einsatz für Gallagher begnadigte der Präsident im November zwei weitere wegen Kriegsverbrechen verurteilte US-Soldaten. Einer von ihnen war Clint Lorance. Am 8. Dezember postete Trump ein Video, das er mit "Let our great soldiers fight!" (Lasst unsere großartigen Soldaten kämpfen!) betitelte. Darauf zu sehen ist der zu 19 Jahren Haft verurteilte Lorance, der nach 6 Jahren Gefängnis seine Familie wiedersieht. Der Soldat war verurteilt worden, weil er 2012 befohlen hatte, das Feuer auf drei unbewaffnete afghanische Motorradfahrer zu eröffnen.
Trump begnadigte außerdem Major Mathew Golsteyn. Dieser war wegen Mordes verurteilt worden, weil er 2010 einen afghanischen Mann standrechtlich hinrichtete, den er für einen Bombenbauer hielt. Er hielt den Mann für eine Bedrohung, konnte ihm aber nichts nachweisen, also erschoss er ihn auf eigene Faust, verbrannte die Leiche und begrub die Überreste. Der Fall wurde aufgerollt, nachdem Golsteyn öffentlich zugegeben hatte, den Afghanen getötet zu haben. Trump twitterte über Golsteyn: "We train our boys to be killing machines, then prosecute them when they kill!" (Wir trainieren unsere Jungs dazu Killermaschinen zu werden und bestrafen sie dann wenn sie töten!).
Schon während seiner Kandidatur kritisierte Präsident Trump Amerikas Kriege dafür, zu politisch-korrekt zu sein, und forderte, Terroristen gegenüber keine Gnade zu zeigen und ihre Familien auszuschalten.
Kurz nach seinem Amtsantritt ließen die USA die größte je abgeworfene nicht-nukleare Bombe über Afghanistan ab. Unter der Regierung Trump stehen die Zeichen des Krieges auf Machtdemonstration und Eskalation.
Der vergangene Juli war schließlich der opferreichste Monat, den die UN in Afghanistan jemals dokumentierte. Während einerseits die Verhandlungen zwischen Taliban und USA voranschreiten, erlebt das Land derweil die schärfste Gewalteskalation seit Beginn des Krieges. Die internationale Koalition hat in den letzten Monaten den Luftkrieg über Afghanistan drastisch verschärft; soweit, dass im vergangen September mehr als 1100 Luftschläge über Afghanistan ergingen, fast 40 pro Tag. Die Zahl der zivilen Toten durch Bombenabwürfe war dementsprechend noch nie so hoch wie in diesem Jahr.
Wie nun die von der Washington Post veröffentlichten Afghanistan Papers bestätigen, lag für den Afghanistankrieg nie eine tragfähige Strategie vor. Die einzige ersichtliche Taktik scheint nach wie vor zu sein weiter und härter zu kämpfen.
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