Die ungeheure Macht des Negativen
Der Globalismus ist die Universalisierung des amerikanischen Lebensstils
Die kapitalistische Globalisierung erscheint bei genauer Betrachtung aus zwei Gründen auf Amerika zentriert zu sein. Erstens, weil sie die amerikanische Subkultur des nihilistischen Konsums und der individualistischen Fragmentierung für allgemeingültig erklärt, und das in Zusammenhang mit dem Projekt des hedonistischen sowie liberalen Libertinismus, der cool, trendy, glamour und freizügig ist und einen neuen Totalitarismus darstellt. Der Globalismus ist nichts anderes als die Universalisierung des amerikanischen Lebensstils und damit die materielle und immaterielle Verwestlichung der Welt. Zweitens ist die Globalisierung amerikanisch orientiert, weil sie in der militärischen Macht der USA ihren eigenen Expansionsvektor findet, wo auch immer sie auf Widerstand stößt.
Auf geopolitischer Ebene handelt die Monarchie des Dollars - dieser Leviathan der neuen planetaren Ordnung - wie der globalisierte, kapitalistische Markt, dessen bewaffneten Flügel er darstellt. Sie überwältigt und zerstört alles, was die unbegrenzte Ausdehnung des Marktes, die freie Zirkulation der als Waren neu definierten Menschen, die totale Merkantilisierung des Lebens und die individualistische Privatisierung der Gesellschaft verhindert: Sie ist der geschworene Feind aller politischen Entscheidungen souveräner Staaten, der territorialen Grenzen, der Religionen der Transzendenz, des Sozialstaates, der sozialen Protestbewegungen gegen den liberalen Totalitarismus, der klassischen Begrenzungsethik, des Überlebens von unabhängigen Regierungen, die nicht der monopolaren Ordnung entsprechen und sich dem Washington-Konsens widersetzen, und zuletzt des Sinnes für Tradition, der den Enthusiasmus für Innovationen zügelt, von dem die kapitalistisch-kreative Zerstörung lebt.
Seit dem Jahr 1989, seitdem es also einen einzigen hegemonialen Staat gibt, erleben wir die methodische Vernichtung all dessen, was sowohl auf symbolischer als auch auf realer Ebene nicht mit der neuen globalisierten Klassenordnung übereinstimmt (von der Familie über die Arbeitswelt bis hin zu den Rechtssystemen und den Kulturen). Dies entspricht dem absoluten Kapitalismus, der durch die Überwindung aller Grenzen erreicht wird.
Hegel würde sagen, dass die ungeheure Macht des Negativen als universelle Entfremdung und als Verlust des Selbst seitens der Menschheit sich vollends entfaltet hat - und das in der Oberflächlichkeit und Wut einer kapitalistischen, wertorientierten, in sich selbst endenden Vernichtung sowie der Ausbeutung einer Klasse, die der prekäre Knecht passiv erleidet.
Übersetzung: Jenny Perelli