Dieselskandal: VW- und Audi-Vorstände schwer belastet
Seite 2: Energieverbrauch der E-Autos
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Aber wie sieht es eigentlich mit dem Energieverbrauch der Elektroautos aus. Werden sie künftig als Ausreden für AKW und Kohlekraftwerke dienen? Nun, versuchen werden es einige sicherlich, aber die Zahlen geben es nicht her: Ein Elektro-Auto braucht für gewöhnlich zehn Kilowattstunden für 80 bis 100 zurückgelegte Kilometer, schreibt die Plattform energuide.be.
Gehen wir einmal konservativ von einer Kilowattstunde pro acht Kilometer aus. Dann ergäbe das bei der hierzulande üblichen durchschnittlichen jährlichen PKW-Fahrleistung von 14.015 Kilometer einen Jahresverbrauch von rund 1.752 Kilowattstunden.
Das hört sich noch nicht nach viel an, aber wie sieht es mit dem Verbrauch der gesamten deutschen PKW-Flotte von 44,4 Millionen im Jahr 2016 aus? Diese hat laut Kraftfahrtbundesamt 2016 625,5 Milliarden Kilometer zurückgelegt.
Würden alle Fahrzeuge elektrisch betrieben, so hätten sie gut 78 Milliarden Kilowattstunden verbraucht. Das entspräche in etwa der Produktion aller Windenergieanlagen oder rund 13 Prozent der gegenwärtigen deutschen Bruttostromproduktion oder 156 Prozent des deutschen Nettostromexports jeweils im vergangenen Jahr.
Mit anderen Worten, der Strombedarf wäre nicht gerade niedrig aber auch nicht gigantisch. Wenn der Ausbau der erneuerbaren Energieträger zügig weiter vorangetrieben würde, gebe es keinen Grund wegen des Umstiegs auf Elektromotoren Atomkraft- oder Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen.
Notfalls könnte zum Beispiel ohne Weiteres der Export gedrosselt werden, der de facto derzeit ohnehin vor allem dazu beiträgt, dass deutsche Braunkohlekraftwerke aus dem Rheinland mit vielen Emissionen die emissionsärmeren niederländischen Gaskraftwerke nieder konkurrieren. Eine andere Frage ist allerdings, ob wir auch in Zukunft die Straßen und Städte mit 44 Millionen PKWs verstopfen wollen.
Noch ein langer Weg
Und zu guter Letzt die gute Nachricht der Woche: Der Ausbau der Solarenergie geht voran. In diesem Jahr werden erstmals weltweit mehr als 80 GW Solarleistung installiert werden, meinen die Unternehmensberater von green tech media research.
Wenig überraschend wird davon knapp 40 Prozent in China aufgebaut. Ende des Jahres werden damit voraussichtlich Solaranlagen mit einer Leistung von etwas über 390 GW installiert sein, was den Kapazitäten aller weltweit arbeitenden AKW entspricht (einschließlich der 40 Anlagen, die in Japan seit 2011 meist stillstehen), wie die britische Zeitung Independent etwas euphorisch meint.
Das Blatt merkt allerdings vernünftigerweise an, dass damit die Solarenergie noch lange nicht so viel Strom bereits stellen wird, wie die Kernspaltung. Je nach Sonnenscheindauer und Zuverlässigkeit der AKW - die bei den besonders alten Anlagen in der Regel spürbar abnimmt - ist die Auslastung Letzterer rund fünf- bis siebenmal besser als die der Solaranlagen.
Allerdings sitzt die Atomkraft eindeutig mit ihrem überalterten Kraftwerken (87 von weltweit 447 AKW laufen bereits 40 Jahre oder länger) auf dem absteigenden Ast. Die Expansion der Solarenergie gewinnt hingegen noch weiter an Fahrt. Die Green-tech-Analysten gehen davon aus, dass der Markt für Solaranlagen auch in den nächsten Jahren um sechs bis acht Prozent per annum wachsen wird. Damit könnten dann 2022 bereits insgesamt 871 GW installiert sein.
Wenn man davon ausgeht, dass diese - grob geschätzt - durchschnittlich im Jahr 1200 Volllaststunden aufweisen - in Deutschland sind es eher 900 -, dann könnte die Sonne 2022 bereits etwas mehr als ein Billionen Kilowattstunden liefern. Das wären rund das Doppelte des hiesigen Netto-Bedarfs, andererseits aber erst vier Prozent des globalen Verbrauchs im Jahre 2016.
Es wird also auch im nächsten Jahrzehnt noch viel zu tun bleiben. Die Solarenergie wird zwar nicht den ganzen Energiebedarf in einer post-fossilen Welt decken müssen, aber die Zahlen zeigen dennoch, dass der Ausbau noch erheblich beschleunigt werden muss, wenn in den nächsten Jahrzehnten die Treibhausgasemissionen drastisch reduziert werden sollen.