Diskriminierung von älteren IT-Mitarbeitern
Befragung zeigt eine Fixierung auf die Jungen
Nach einer Befragung unter 1.000 IT-Fachleuten steigt bei älteren IT-Mitarbeitern das Risiko, diskriminiert oder gar aus dem Job gemobbt zu werden. Der Onlinedienst silicon.de drückt die Situation noch drastischer aus: "Graue IT-Panther erhalten die Arschkarte."
Überall wird vom Mitarbeitermangel in der IT-Branche geredet, so dass selbst der Bundeskanzler Gerhard Schröder ein Green-Card-Konzept aus dem Hut zauberte. Doch nach einem Jahr der Green-Card-Initiative zeigte sich, dass lediglich 8.556 neue Mitarbeiter gewonnen werden konnten. Erwartet wurden bis zu 20.000 Fachleute.
Ungeachtet der Anwerbung ausländischer IT-Spezialisten verzeichneten die Arbeitsämter im Durchschnitt 33.000 arbeitslose IT-Fachleute. Noch ist kein Trend absehbar, dass sich trotz eines angeblichen Bedarfs von 90.000 fehlenden Fachleuten die Zahl der Arbeitslosen verringern wird. Vielmehr zeichnet sich immer stärker das Bild, dass die Mitarbeiter auf einem Pulverfass leben. Denn erlebt die Branche Aktienverluste oder zeigt sich die Gewinnerwartung nicht, verfahren die Firmen immer noch nach Gutsherrenart und feuern ihre Mitarbeiter.
Mit einem Alter von 50 Jahren wird es in der IT-Branche kritisch, berichtet silicon.de. 350.000 Stellen sollen laut Spiegel seit Jahresanfang weggefallen sein und noch ist mit den Horrormeldungen der Stellenkürzungen nicht Schluss. Besonders gefährdet sind bei diesen Entlassungswellen ältere Mitarbeiter. Vier von zehn IT-Angehörigen über 50 Jahre sind inzwischen arbeitslos. Nach Ansicht von silicon.de steigt das Risiko der Entlassung allerdings schon mit dem 40. Lebensjahr der Beschäftigten. Zu den positiven Qualitätsmerkmalen älterer Mitarbeiter gehören zweifelsohne Erfahrung, Beratungskompetenz und ihr Urteilsvermögen. Obwohl man den älteren Mitarbeitern Tugenden wie "sind zuverlässiger, pünktlicher und engagierter" zuschreibt, werden sie gleichzeitig in ihrer beruflichen Entwicklung ausgebremst. Weiterbildungskurse werden ihnen verweigert oder sie müssen sich mit simplen Aufgabengebieten zufrieden geben. Bei der Entlassung steht die Kostenfrage im Mittelpunkt der betriebswirtschaftlichen Entscheidung: Ältere Mitarbeiter sind teuer.
Ab einem bestimmten Alter muss man mit einem ruppigen Karriereknick rechnen und sich gegebenenfalls sogar gegen Mobbing-Attacken wehren. Oft gehen diese Schikanen von den jüngeren Mitarbeitern aus, die ihre älteren Kollegen als nicht mehr flexibel empfinden. Sie gelten als starr und als Bremser für neue Entwicklungen. Der Generationskonflikt geht so weit, dass ihnen die Kompetenz im Umgang mit der neueren Entwicklung der Medien abgesprochen wird. Zu diesen klischeehaften Vorstellungen gehört auch die Einschätzung gegenüber weiblichen Mitarbeitern unter 40 Jahren, denn diese könnten ja noch Kinder bekommen und unnötige Kosten verursachen. Doch sobald die Frauen das "kritische" Alter überschritten haben, gelten sie schon wieder als zu alt für den Beruf.
Besonders groß wird der Druck, der auf die älteren Arbeitnehmer ausgeübt wird, in Großbetrieben. Nach den Ergebnissen der Studie steigt er proportional zur Betriebsgröße. "In Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern registrieren 40 Prozent der Befragten einen solchen altersabhängigen Druck." Vieles geschieht scheinbar in voller Absicht, damit die Mitarbeiter freiwillig aus den Betrieben ausscheiden. So zumindest erhoffen sich viele Unternehmen, eine Abfindung ersparen zu können. Sind die älteren IT-Fachkräfte erst einmal arbeitslos, machen viele zudem die Erfahrung, dass sie auf Grund ihres Alters kaum noch Chancen bei einer Bewerbung haben.
Dennoch will die Studie auch Hoffnung verbreiten, denn wenn sich die älteren Weiterbildungswilligen massiv für ihren Fortbildungswunsch einsetzen, wird ihnen das in der Regel nicht abgeschlagen. "Wer sich ständig weiter qualifiziert, hat viel weniger zu befürchten, als wer eine einmal angetretene Stelle als Lebensaufgabe begreift." Je höher der Bildungsgrad der IT-Mitarbeiter ist, umso weniger müssen sie sich auch im Alter um ihren Arbeitsplatz sorgen.