Diskussion um OPEC-Förderquoten: Sinken die Ölpreise ab Dezember?

Anfang Dezember könnte die OPEC+ beschließen, mehr Rohöl zu fördern und damit die Preise sinken zu lassen. Unumstritten ist das nicht. Was dafür spricht und was dagegen.

Am Montag herrschte Verwirrung an den Ölmärkten: Ein Bericht des Wallstreet Journals (WSJ) ließ die Preise sinken, Äußerungen aus Saudi-Arabien ließen sie kurz darauf wieder steigen. Kurz vor der nächsten Tagung des Ölkartells OPEC+ nimmt die Nervosität deutlich zu.

Mit Spannung wird die nächste Tagung am 4. Dezember erwartet. Die Ungewissheit ist groß, ob das Kartell die Ölförderung ankurbeln oder weiter drosseln wird. Ersteres wird in Washington erwartet, sieht man doch in niedrigen Ölpreisen auf dem Weltmarkt einen Hebel, um Russland in die Knie zu zwingen.

Ein WSJ-Bericht legt nun nahe, dass die Produktion ausgeweitet werden könnte. Saudi-Arabien und andere Produzenten diskutieren demnach, bis zu 500.000 Barrel pro Tag (bpd) mehr zu fördern. Das sei ein Schritt, um den Bruch mit der US-Regierung zu überwinden, heißt es. Das WSJ beruft sich in seinem Bericht auf Delegierte der OPEC-Mitgliedsstaaten.

Wie viel Wunsch und Wirklichkeit in dem Bericht sind, lässt sich nur schwer abschätzen. Ebenfalls, ob die Signale für eine Annäherung zwischen den USA und Saudi-Arabien richtig gedeutet wurden. Die Biden-Administration hatte dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman Immunität eingeräumt im Zusammenhang mit dem Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi. Und der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman hatte im letzten Monat erklärt, das Königreich werde "alle, die es brauchen, mit Öl versorgen".

Kurz nachdem der Bericht im Umlauf gelangt war, dementierte ihn die saudische Regierung. Der saudische Energieminister erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur SPA: Das Königreich halte an den Produktionskürzungen fest und diskutiere nicht mit anderen OPEC-Ölproduzenten über eine mögliche Erhöhung der Ölproduktion.

Das WSJ räumt ein, dass eine Ausweitung der Ölförderung einen Konflikt zwischen den beiden Schwergewichten der OPEC+, Saudi-Arabien und Russland, provozieren könnte. Beide Länder hätten ein Bündnis geschlossen, das von Vertretern beider Länder als Vernunftehe bezeichnet wurde. Es wäre sicher nicht klug, diese Verbindung aufs Spiel zu setzen, während man die Pläne der G7-Staaten zur Kontrolle des Marktes als Bedrohung ansieht.

Es gibt aber auch andere Gründe, die Förderung nicht zu steigern. Angesichts der schwachen Nachfrage in China und der Stärke des US-Dollars würde ein solcher Schritt bedeuten, dass noch mehr Öl eingelagert würde und die Preise noch weiter sinken. Ein US-Analyst erklärte gegenüber Reuters: "Das ist ein Spiel mit dem Feuer".

Eine andere Analystin betonte, die jüngsten Wirtschaftsdaten aller wichtigen Länder deuteten auf eine Rezession hin, insbesondere im Vereinigten Königreich und in der Eurozone. Die aggressiven Äußerungen der US-Notenbank hätten außerdem in der letzten Woche Bedenken hinsichtlich der Aussichten für die US-Wirtschaft geweckt.

Trotz dieser Wirtschaftsprognosen drängen laut WSJ-Bericht zwei große OPEC-Mitglieder auf eine höhere Förderquote. Der Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate wollen für sich eine höhere Obergrenze für die Tagesproduktion erreichen. Anfang des Monats hatte der irakische Premierminister Mohammed Shia' al-Sudani erklärt, man wolle bei der nächsten Tagung mit den anderen Mitgliedern über eine neue Quote diskutieren.

Innerhalb der OPEC ist dieses Ansinnen nicht unumstritten. Allerdings könnten sich ab Dezember Möglichkeiten ergeben: Es ist wahrscheinlich, dass Russland seine Produktion drosseln wird, nachdem die G7-Staaten eine Preisobergrenze für Erdöl eingeführt haben.

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