Donald Trump hatte Kontakt mit einem Coronavirus-Infizierten

Foto von Fábio Wajngarten, der rechts neben Trump steht.

Aber Trump und Pence wollen sich nicht testen lassen, was selbst Bolsonaro und seine Delegation machen. Muss Trump womöglich in Quarantäne?

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Donald Trump ist in Panik. Das sieht man, wenn man seinen Twitter-Account beobachtet, also den von "realDonald Trump", der für ihn wichtiger ist als die offiziellen Kanäle des Weißen Hauses. Trump ist aufgewacht und hat gemerkt, dass auch seine Bemühungen, den Coronavirus herunterzuspielen, nichts bewirkt haben. Desto massiver will er nun gegensteuern, hat die EU mit Ausnahme von Großbritannien und Irland - die sind ja mit dem Festland nicht verbunden - mit einem Einreiseverbot belegt und feuert nun einen Tweet oder Retweet ab, um zu demonstrieren, dass die Abwehr des "ausländischen Virus" nun Chefsache geworden ist. Wieder einmal hat er unter Beweis gestellt, dass Kooperation nicht seine Sache ist.

Möglicherweise hat dies auch etwas damit zu tun, dass das Virus nun Trump selbst nahegerückt ist. Das Problem ist nicht China oder Europa, sondern der faschistische Freund Bolsonaro aus Brasilien. Der hatte Trump kürzlich besucht, nicht im Weißen Haus, sondern auf dem Anwesen Mar-A-Logo in Florida, wo sich der US-Präsident gerne aufhält und in der semiprivaten Umgebung - ähnlich wie bei seinem Twitter-Acccount - gerne staatsmännisch tätig ist und Regierungschefs empfängt. Das war auch vergangenen Samstag mit Bolsonaro der Fall, der Trump auch schon deswegen nahesteht, weil dieser ihn bewundert und auf keinen Fall ein Sozialist ist, Demokratie und Rechtstaat hin oder her.

In Begleitung des Bewunderers der brasilianischen Militärdiktatur war allerdings sein Kommunikationssekretär Fábio Wajngarten. Und der wurde auf Coronavirus positiv getestet. Jetzt steht in Frage, ob auch Trump, sein Vizepräsident Pence, seine Tochter Ivanka oder sein Schwiegersohn Jared Kushner zum Infizierten und Spreader geworden ist. Aber das sollen die Amerikaner lieber nicht wissen.

Trump und Pence hätten praktisch keinen Kontakt mit dem Infizierten gehabt, heißt es aus dem Weißen Haus von Sprecherin Stephanie Grisham. Der Coronavirus sei wie eine Grippe, Trump sei nicht besorgt und würde sich die Hände waschen. Auf einem Foto steht Trump direkt neben Wajngarten, der eine Mütze mit der besonders einfallsreichen Aufschrift "Make Brazil great again" trägt. Testen lassen will sich weder Trump noch Pence, auch in Quarantäne wollen beide natürlich nicht vorsichtshalber gehen: Quod licet Iovi, non licet bovi.

Die republikanischen Senatoren Rick Scott und Lindsey Graham, die dem brasilianischen Coronavirus-Träger auch begegnet sind, wollen hingegen in Quarantäne gehen. Noch ist offen, ob auch Bolsonaro, einige Minister und Abgeordnete selbst infiziert worden sind. Bolsonaro hat sich am Donnerstag einem Test unterzogen und wartet auf das Ergebnis. Auch alle Mitglieder seiner Delegation wurden getestet. Was wird geschehen, wenn Bolsonaro oder ein anderes Mitglied der Delegation positiv gestestet wird? Werden Trump und Pence sich ebenfalls testen lassen oder weiter davon ausgehen, dass sie "unbefleckt" sind? Das würde natürlich auf die nun auch von Trump und Pence massiv angeordneten Bekämpfungsmaßnahmen negativ wirken. Wenn schon der Präsident sich einem Test entzieht und die Ansteckungsgefahr herunterspielt, warum sollten sich dann die Amerikaner anders verhalten. Werden die Trump-Anhänger also die Pandemie herunterspielen, während die Opposition die Gefährlichkeit hervorhebt?

In einer zerrissenen Gesellschaft wie der amerikanischen ist eine vernünftige Lösung nicht zu finden. Es könnte allerdings sein, dass ein "ausländisches Virus" den Untergang von Trump in Gang setzt. Womöglich müsste Trump seine Wahlkampfauftritte einstellen und in Quarantäne gehen. Immerhin hätte er seinen Twitter-Account, um die Erregung am Dampfen zu halten.

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