Drohnen mit Nuklearantrieb?
Bei der US Air Force will man nukleargetriebene unbemannte Flugzeuge entwickeln, die monatelang ununterbrochen im Einsatz sein könnten
Drohnen sind die Vorboten des neuen Hightech-Krieges, der aus der Ferne geführt wird. Während man in Israel, eines der führenden Länder in der Entwicklung von Drohnen, nun auch winzige Überwachungsdrohnen in der Größe einer Kreditkarte entwickelt, denkt man bei der amerikanischen Air Force über Drohnen mit Nuklearantrieb nach.
Die Israel Aircrafts Industries entwickeln nicht nur unbemannte Hubschrauber und Kampfjets, sondern auch ein winziges batteriebetriebenes UAV, das gerade einmal 100 Gramm wiegt und mit einer Kamera Bilder von heimlich überwachten Orten liefern kann.
Die kleinen Drohnen sind gerade für einen Kampf in urbanen Gebieten von Vorteil, weil man mit ihnen durch Fenster in Gebäude spähen oder sogar fliegen könnte. Bislang ist das israelische UAV nur bis zu einem Prototyp gediehen, den man von Hand aus starten kann, der einige Hundert Meter hoch fliegt und 20 Minuten in der Luft bleiben kann. Das Pentagon ist hier schon weiter. Möglicherweise werden die ersten Winzdrohnen bereits in einem Krieg gegen den Irak eingesetzt, wenn Bagdad eingenommen werden soll.
Das Problem aller großen und kleinen Drohnen ist, dass sie nur eine begrenzte Zeit in der Luft sein können. Daher untersucht die US Air Force die Möglichkeit, Drohnen mit einem Nuklearantrieb auszustatten, mit dem sie lange Zeit ununterbrochen im Einsatz sein könnten und eine Dauerüberwachung zu realisieren, wie dies auch fest installierte Überwachungskameras erlauben. Drohnen könnten freilich nicht nur mit den verschiedensten Sensoren einen Ort beobachten und Verdächtige aus der Luft verfolgen, man könnte, wie bereits mehrfach vom CIA praktiziert, mit ihnen mutmaßliche Feinde auch aus der Ferne mit unterschiedlichsten Waffen töten. Drohnen wären auch die "geeigneten" Mittel für Terroristen, um ungefährdet Angriffe mit biologischen, chemischen, nuklearen oder radioaktiven Waffen auszuführen.
Das Pentagon hat gerade erst eine Milliarde Dollar für die Entwicklung weiterer bewaffneter und unbewaffneter Drohnen zur Verfügung gestellt. Und es hat bereits, wie New Scientist berichtet, zwei Durchführbarkeitsstudien für die Ausstattung von Drohnen mit Nuklearantrieben in Auftrag gegeben.
Das Air Force Research Laboratory (AFRL) scheint die Idee zu verfolgen, zur Energiegewinnung einen "Quantenreaktor" zu entwickeln, bei dem Röntgenstrahlen in radioaktivem Hafnium-178 Energie in Form von Gamma-Strahlen freisetzen. Mit diesen könnte man wiederum einen Antrieb mit erhitzter Luft herstellen. Nach dem AFRL sei ein solcher Antrieb sicherer als der mit einem herkömmlichen Nuklearreaktor, weil die Reaktion kontrolliert abläuft: "Es ist radioaktiv, aber sobald man die Röntgenstrahlen stoppt wird die Erzeugung von Gamma-Strahlen stark zurückgefahren, so dass dies nicht so gefährlich ist", erklärt Christopher Hamilton vom AFRL.
Gleichwohl wären solche UAVs, die permanent eine Region beobachten und bewaffnet sind, nicht nur eine erhebliche Einschüchterung, sie wären möglicherweise auch nur unter Risiko abzuschießen. Schließlich würden sie sich dann in eine Art "schmutziger Bombe" verwandeln können. Hafnium-178 hat wie Cäsium-137 eine Halbwertszeit von 31 Jahren, Hamilton aber beruhigt, dass es wegen seiner Beschaffenheit weitaus weniger Radioaktivität freisetzen würde: "Es ist wahrscheinlich etwas, von dem man sich fernhalten würde, aber es würde einen nicht töten."