E-Rezept? In Griechenland an der Tagesordnung!
Einführung war eine Auflage der europäischen Kreditgeber. Digitalisierung seit 2009. In Deutschland droht das digitale Rezept zu scheitern.
Für ein Medikament, das verschreibungspflichtig ist, wird ein Rezept benötigt. In Deutschland bedeutet dies, dass jemand zur Arztpraxis muss, um es dort abzuholen. Wenn dabei keine erneute Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt stattfindet, handelt es sich um einen überflüssigen Weg, der durch ein E-Rezept einfach eingespart werden kann. Soweit die Theorie.
In der Praxis scheitert die flächendeckende Einführung in Deutschland unter anderem an Datenschutzgründen und der Technik. Die Einführung der E-Rezepte ab dem 1. September 2022 startet schrittweise gerade einmal auf regionaler Ebene. Mit Blick auf die Umsetzung hagelt es Kritik.
Parallel zum E-Rezept auf Smartphones war auch die Beibehaltung von Papierrezepten anvisiert. Ein System, was sich in der Nachbarrepublik Österreich in der Pandemie bewährt hat und flächendeckend eingeführt wurde.
"Immaterielles Rezept" in Griechenland
Noch länger gibt es die elektronischen Rezepte in Griechenland. Sie Teil des politischen Programm des damaligen Premierministers Giorgos Papandreou, der nach dem Amtsantritt im Oktober 2009 sofort mit der Digitalisierung des öffentlichen Lebens beginnen wollte. Später, nach dem Gang zum Internationalen Währungsfonds und der Bildung der Kreditgebertroika, wurde die Idee auch von dieser Seite aufgegriffen und Griechenland als Verpflichtung auferlegt.
Zunächst wurde ab 2010 das komplette Rezeptsystem von der bislang praktizierten Papierwirtschaft auf ein computergestütztes System umgestellt. In der ersten Phase wurden Überweisungen und Rezepte in getrennten Systemen erfasst. Seit 2012, als durch eine weitere Troika-Vorgabe alle gesetzlichen Krankenversicherer zum Dachverband EOPPY zusammengefasst wurden, wurden auch die Computersysteme vereinheitlicht. Immaterielles Rezept wird das E-Rezept hier genannt, weil kein Papier nötig ist. Die Rezepte sind auf unterschiedliche Weise abrufbar.
Die Patienten erhalten von den behandelnden Ärzten eine Nummer bzw. einen Barcode, den sie in der Apotheke vorzeigen müssen. Falls der Nummer oder Barcode verloren gingen, können Ärzte oder Apotheker das Rezept über ihren Computer erneut über die Sozialversicherungsnummer abrufen.
In diesem Fall wird eine SMS mit einem Bestätigungscode an den Patienten versandt. Dieser muss vom Apotheker im System eingegeben werden, und die verordneten Medikamente können ausgegeben werden. Bei jeder ausgeführten Arzneimittelverordnung oder Überweisung wird eine SMS oder E-Mail an den Patienten verschickt.
Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?
Der Apotheker Giannis Argyropoulos aus Nea Artaki auf der Insel Euböa erklärt den Ablauf einer Medikamentenausgabe per E-Rezept. Alles geht ohne App und ohne dass der Apotheker etwas scannen muss. Für ihn liegen die Datenschutzbedenken nicht im E-Rezept begründet, sondern in dessen Grundlagen. Denn Griechenland befindet sich in der kompletten Transformation zum E-Government.
Über die Plattform gov.gr wird alles digitalisiert. Nun ist es schon möglich in Griechenland mit dem Personalausweis und dem Führerschein als digitale govgr-Kopie auf dem Mobiltelefon zu reisen. Standesamtliche Urkunden, Genesenennachweise für Covid-19, Verkäufe motorisierter Fahrzeuge, nahezu alles ist über die staatliche digitale Plattform möglich.
Verbunden sind alle Dienste, ebenso wie das E-Rezept, mit den Servern der Finanzämter. Mit den Zugangsdaten für die Steuererklärung können alle Informationen über die digital gläsernen Bürger in Griechenland abgerufen werden.