EU-Abgeordnete kritisieren EFSA
Methoden der Risikobewertung für GMO würden auf veralteten Konzepten beruhen, unabhängige Forschung sei auch wegen des Patentschutzes nahezu unmöglich
Nicht nur der deutsche Bundesrat nimmt im Zusammenhang mit der Risikobewertung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) Anstoß an der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Hatte der Bundesrat noch im Sommer in einem Mehrheitsbeschluss die Bundesregierung gebeten (Gentech-Zulassung: Bundesrat nimmt EU-Behörde ins Visier), die Risikobewertung für GVO nicht mehr ausschließlich der EU-Behörde zu überlassen, sondern auch nationale Wissenschaftler einzubinden, so tat sich auch auf EU-Ebene einiges in dieser Angelegenheit.
Auf Initiative von Maria Heubuch, EU-Abgeordnete der Grünen, diskutierten in Brüssel kürzlich Wissenschaftler, EU-Politiker und auch Experten von nationalen Behörden über die derzeit angewandten Verfahren. Das Urteil der EU-Politiker - vor Ort waren Abgeordnete der Sozialdemokraten, konservativer EVP und der Grünen - fiel kritisch aus. In einer gemeinsamen Presseerklärung bewerteten sie die Verfahren als veraltet. Es gebe keine Untersuchungen zu kombinatorischen Effekten. Viele Risiken, wie die Auswirkungen des Pestizideinsatzes würden zu wenig berücksichtigt, heißt es in dem Statement:
The experts have made it very clear that there is no scientific consensus on the safety of GMOs. The risk assessment by EFSA is based on an outdated concept. Many risks are not assessed: for instance, the combinatorial effects, the effects of pesticide use, and the possibility of uncontrolled spread are all disregarded.
Außerdem würden Forscher keinen adäquaten Zugang zu GMO-Material erhalten, was auch mit dem Patentschutz zu tun hätte. Kritische Forschung sei damit nahezu unmöglich:
It is particularly worrying that the researchers do not have adequate access to GMO materials for scientific purposes, since GMOs are protected by patents. In this way, critical research on the risks of GMOs is rendered impossible.
Die EU-Behörde EFSA musste sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, "industriefreundlich" zu agieren. Etliche EFSA-Experten hatten auch in einschlägigen Wirtschaftsbereichen gearbeitet oder enge Kontakte dorthin (Total verbandelt?). Aufgrund der anhaltenden Kritik wurden in den vergangen Jahren einige Verbesserungen in Angriff genommen.
Im Vergleich zu den USA sind die europäischen Zulassungsverfahren allerdings geradezu streng. Mit Freihandelsabkommen wie TTIP befürchten Gentech-Kritiker, dass die europäischen Standards verflacht werden könnten. Dann wären möglicherweise auch Bemühungen um größere Transparenz bei der EFSA und unabhängige Forschung hinfällig.