EXPO vor Zahlungsunfähigkeit bewahrt

Bund und Land erhöhen EXPO-Eigenkapital um weitere 860 Millionen DM

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Nach neuen Berechnungen muss die EXPO mit einem Defizit von 2.4 Milliarden DM rechnen. In einer Blitzaktion schossen der Bund und das Land Niedersachsen jetzt weitere 860 Millionen DM zu. Damit wurde verhindert, dass die EXPO zahlungsunfähig wird.

Zwar versichert die EXPO GmbH, dass die Zahlungsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt gegeben gewesen wäre. Aber warum sonst sollten der Bund und das Land Niedersachsen in vorauseilender Gehorsamkeit den Finanzrahmen bis zu 2.4 Milliarden DM zum jetzigen Zeitpunkt erweitern?

Dieser Finanzrahmen war ursprünglich inklusive der Abwicklung der EXPO-Gesellschaft bis 2002 vorgesehen. Von dem Bürgschaftsrahmen von 1.77 Milliarden DM wurden bisher nach EXPO-Angaben 1.54 Mrd. DM in Anspruch genommen. Zwischen der Bürgschaft und der neuen Kalkulation von 2.4 Milliarden Verlust ergab sich daher eine Differenz, die jetzt aufgebracht werden musste.

In einer AP-Meldung heißt es: "Es ist unser Ehrgeiz, die 2.4 Milliarden durch weitere Besucher zu unterschreiten", betonte Breuel. Über einen Rücktritt habe sie im Zusammenhang mit dem Defizit nie nachgedacht. Mit dem Rahmen hätte man "nur bis September auskommen können, aber nicht über die ganze Zeit der Expo hinweg". Man geht davon aus, dass die laufenden Einnahmen auch die laufenden Kosten decken werden.

Allerdings stagnieren die Besucherzahlen im Vergleich zur Vorwoche. In der ursprünglichen Prognose war man davon ausgegangen, dass die Monate August und September die höchsten Besucherzahlen bringen würden. Die EXPO-Gesellschaft erklärt in diesem Zusammenhang: "Die EXPO GmbH unternimmt weiterhin alle Anstrengungen, über Sonderaktionen, neue Werbung, der Ansprache von Städte- und Gemeinden, Jugendlichen und Senioren, jetzt noch mehr Menschen auf die EXPO 2000 zu holen und die Erlössituation zu verbessern."

Mitverursacher des Defizits sind die inzwischen ermäßigten Eintrittspreise, die weggefallenen Tageskartenaufschläge und die kostenlosen Parkplätze. Expo-Finanzchef Dieter Liebsch rechnet bei inzwischen erwarteten 14 Millionen Besuchern mit Mindereinnahmen beim Kartenverkauf in Höhe von 1.41 Milliarden DM. Auch das Sponsorengeschäft fällt geringer aus und verursacht zusätzlich einen Verlust von 400 Millionen. Dagegen wären weitere 400 Millionen als Defizit ursprünglich fest eingeplant worden.

Die in diesem Sommer wieder aufgekommenen Diskussionen über Rechtsradikalismus kommen dem Bundesfinanzministerium bei der Begründung für die Finanzspritze nicht gerade ungelegen, wenn man betont, die EXPO vermittele ein positives Deutschlandbild und sei ein Ort der Völkerverständigung und des gelebten friedlichen Miteinanders. Oder sind es die gerade gut gefüllten Kassen, denn wie fragte Harald Schmidt unlängst: "Was macht Hans Eichel mit den vielen Milliarden aus der UMTS-Versteigerung?" - "Noch 'ne EXPO!"