Echte oder falsche Diktatoren?

Erneut sind gefälschte Fotos vom Treffen zwischen Franco und Hitler aufgetaucht

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Auch schon vor den Zeiten des Photoshop wurde fleißig an Bildern herumgebastelt, um die Wahrheit zu verfälschen oder aufzuhübschen. So sind erneut Fotos aufgetaucht, die von der spanischen Nachrichtenagentur EFE 1940 bearbeitet wurden, um das Treffen zwischen den Diktatoren Adolf Hitler und Francisco Franco in ein positiveres Bild zu rücken. Schon vor sechs Jahren waren davon Fälschungen aufgetaucht.

Die spanische Nachrichtenagentur EFE hat mitgeteilt, in der Agentur seien Bilder vom Treffen zwischen Hitler und Franco gefälscht worden. Die Bilder waren nach der Begegnung der beiden Diktatoren am 23. Oktober 1940 in Umlauf gebracht wurden. Die Fälschungen, so die einstige Nachrichtenagentur des Regimes, seien im Rahmen der Digitalisierung des Fotoarchivs als solche erkannt worden.

Dabei sei man auf originale Negative gestoßen. So zeigt sich, dass auf einem der damals veröffentlichten Bilder die beiden Diktatoren vor einem Bild eines stehenden Zugs auf dem Bahnsteig von Hendaia montiert wurden, wo sie lachend zusammenzustehen scheinen. Hier am Grenzort des besetzten Frankreichs zu Spanien, dessen Putschtruppen zuvor der Republik endgültig den Garaus gemacht hatten, fand die Begegnung statt.

Links das Originalfoto. Foto: EFE

Auf dem zweiten Bild wurde Franco aufgehübscht. Den Propagandisten gefiel dessen verkrampfte Kopfhaltung mit geschlossenen Augen nicht. Man setzte die Schere an und stattete Franco mit einem Gesichtsausdruck aus, so dass er freundlicher wirkt und mit Hitler den Blick nach vorne richtet. Es ging den Propagandisten darum, dass beide nach diesem als "historisch" betitelten Treffen ihren Blick nach vorn in die gemeinsame Zukunft richten. Der Spanier sollte eben nicht vor dem, was da wohl kommen könnte, die Augen verschließen. Im Hintergrund gelang es dem verärgerten Hitler nicht, Spanien zur direkten Beteiligung am Krieg der Achsenmächte zu gewinnen.

Oben das Original, unten das manipulierte Foto. Fotos: EFE

Die Nachrichtenagentur stellt heraus, und wird darin von allen großen Tageszeitungen bestärkt, die Geschichte sei damit nicht verfälscht worden. Darin ist sich ausnahmsweise sogar die konservative Zeitung El Mundo einig mit El Pais, die das Thema kurioserweise im Kulturteil abhandelt. Solche Äußerungen waren im Rahmen der aufgehübschten Bilder im Libanonkrieg in diesen Zeitungen nicht zu lesen, sondern man sprach von "manipulierten Bildern". Warum das Franco-Regime statt der Originale diese Bilder veröffentlicht haben wollte, was also der Bewegrund für die Fälschungen war, dieser Frage wird nicht nachgegangen. So zeigt sich erneut, wie schwer man sich 31 Jahre nach dem Tod des Diktators in Spanien noch mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte tut und lieber weiter nach der Devise "Schwamm drüber" handelt.

Mit den neuen Funden ist klar, dass im Hause EFE systematisch Bilder vom Treffen Franco-Hitler fälschte. Schon 2000 war deutlich geworden, dass ein weiteres veröffentlichtes Bild gefälscht wurde. Darauf hatte Franco den Blick gesenkt und den Arm nicht zum Gruß ausgestreckt. Das musste natürlich berichtigt werden. So ist erneut klar, dass der Fotojournalismus auch schon vor der digitalen Fotografie erheblichen Manipulationen unterlag. Die neuen Funde könnten als Anlass dafür genommen werden, endlich die systematischen Fälschungen in der Diktatur zu untersuchen.