Ein Großteil der Welt steht ambivalent zum Ukrainekrieg. Und das zu Recht

Seite 2: Globaler Süden will für Ukraine keine Risiken eingehen

Denn jede Verlängerung des Konflikts wird zweifellos zu katastrophaler Ernährungsunsicherheit, Instabilität und politischen Unruhen führen. Dies wäre einigen zu einem anderen Zeitpunkt mitunter zupassegekommen. Aber nach einer zweijährigen Pandemie ist niemand bereit, sich einer Welle wirtschaftlicher Probleme und Unsicherheiten auszusetzen, nur damit die Ukraine der Nato beitreten kann.

In den letzten zehn Jahren hat sich Russland zu einem wichtigen Handels- und Investitionspartner für Afrika und Asien in Bereichen wie Sicherheit, Verteidigung, Ressourcengewinnung und Energie entwickelt. Der Eifer des Westens, Russland zu bestrafen und zu isolieren, wird daher auch Länder des Globalen Südens nachhaltig treffen, die, wie bereits erwähnt, vom moralischen Imperativ, die Souveränität der Ukraine zu verteidigen, keineswegs überzeugt sind.

Die OPEC-Staaten, insbesondere am Golf, sind nun aufgefordert worden, die Ölproduktion und die Exporte nach Europa zu erhöhen, um den Kontinent aus der Abhängigkeit von russischer Energie zu befreien und den explodierenden Ölpreis zu senken.

Aber sie sehen, dass die USA keine entsprechenden Schritte unternimmt. Sie fragen sich daher zweifellos, warum von ihnen erwartet werden sollte, dass sie mehr tun als diejenigen, die das Streben nach Sanktionen befeuern, und warum sie in der Pflicht stehen sollten, Europas Kampagne gegen Russland zu subventionieren.

Zerstörung im Ukraine-Krieg (14 Bilder)

Zerbombte Trambahn in Charkiw. Bild: Mvs.gov.ua / CC-BY-4.0

Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, angeblich zwei der engsten Verbündeten der USA am Golf, waren in Bezug auf russische Sanktionen und Washingtons Forderungen nach Energiezusammenarbeit besonders zurückhaltend.

Beide Länder haben sich während der Krise geweigert, Anrufe des US-Präsidenten entgegenzunehmen, scheinen aber in regelmäßiger Kommunikation mit Moskau zu stehen.

Die VAE haben ihren Widerstand bekräftigt, indem sie ihre Macht über den globalen Ölmarkt zur Schau stellten.

Arabische Ölstaaten sehen sich in neuer Machtposition

Als Mitte der zweiten Märzwoche die Ölpreise um 13 Prozent fielen, weil ein lokaler Beamter die Bereitschaft des Landes in Aussicht stellte, die Produktion zu steigern, intervenierte der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate umgehend. Er revidierte die Ankündigung und verwies auf ein bestehendes OPEC-Abkommen über Produktionsquoten. Der Ölpreis stieg umgehend wieder an.

Die VAE fühlen sich in der aktuellen Lage eindeutig gestärkt. Ich warne seit Jahren vor der westlichen Zurückhaltung vor den Emiraten. Dadurch wurde ein gefährlicher Rivale aufgebaut, der sich als Verbündeter ausgibt.

Die VAE haben die US-amerikanische Toleranz wiederholt auf die Probe gestellt. Und sie haben gelernt, dass sie niemals zur Rechenschaft gezogen werden. Sowohl Dubai als auch Abu Dhabi haben ihre Beziehungen zu Russland und China in den letzten zehn Jahren ausgebaut und konnten sich gleichzeitig auf den Schutz der USA verlassen. Sie glauben, dass sie inzwischen zu mächtig sind, um westliche Forderungen akzeptieren zu müssen.

Es ist kein Geheimnis, dass Saudi-Arabien und die Emirate Einwände gegen US-Verhandlungen mit dem Iran erheben und russische politische Unterstützung in ihrem Krieg gegen vom Iran unterstützte Houthi-Rebellen im Jemen gesucht haben.

Als beide Länder Drohnenangriffe durch die Houthis erlitten und wollten, dass die Gruppe als terroristische Organisation bezeichnet wird, hielt sich Russland daran, aber die USA ruderten zurück; Biden rief Abu Dhabi erst drei Wochen an, nachdem die VAE Ziel von Angriffen wurden.

Mohammed bin Zayed, der De-facto-Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, sieht sein Land nicht nur als Regionalmacht, sondern auch als Global Player. Er verfolgt strategische Partnerschaften – auch mit Israel – und versucht zuletzt, die Beziehungen zur Türkei wieder zu verbessern.

Ohne Zweifel sieht er die Zusammenarbeit seines Landes mit Russland als ein Schlüsselelement in seinen Plänen für einen erweiterten Einfluss an.