Ein Großteil der Welt steht ambivalent zum Ukrainekrieg. Und das zu Recht
- Ein Großteil der Welt steht ambivalent zum Ukrainekrieg. Und das zu Recht
- Globaler Süden will für Ukraine keine Risiken eingehen
- Asien, Afrika und arabische Staaten sehen globale Ordnung in Zerfall
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In Asien, Afrika und der arabischen Welt herrscht die Ansicht vor, dass Europa sich in eine Katastrophe stürzt – und dass die internationale Ordnung zerfällt
In weiten Teilen Asiens, Afrikas und des Nahen Ostens waren bislang zurückhaltende Reaktion auf den Krieg in der Ukraine zu verzeichnen. Es ist eine tönende Stille.
In den Vereinten Nationen haben sich 52 Mitgliedsstaaten entweder der Stimme enthalten oder einfach nicht über die UN-Resolution abgestimmt, die die russische Invasion in die Ukraine verurteilt.
Ihr Schweigen sollte nicht als Duldung der Invasion oder als Feindseligkeit gegenüber dem Westen interpretiert werden, sondern als Zeichen der Zwiespältigkeit gegenüber der sich abzeichnenden neuen Weltordnung. Diese Ambivalenz fand im Abstimmungsergebnis ihren Ausdruck.
Für die arabische Welt kann man mit Sicherheit sagen, dass die kollektive Empörung im Westen über die Invasion eines schwächeren Landes durch ein stärkeres Land als auffällig inkonsistent angesehen wird.
Schließlich haben US-Truppen mehr als 6.000 Meilen (ca. 9.656 km) zurückgelegt, um wegen einer nicht vorhandenen Bedrohung in den Irak einzumarschieren, während Russland in ein Nachbarland eingedrungen ist, das hochgerüstet worden ist und das erwogen hat, sich einem als feindliches empfundenen Militärbündnis anzuschließen.
Die Ironie in dieser Sache wird in der arabischen Öffentlichkeit durchaus wahrgenommen.
Ferner geht man hier davon aus, dass die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen gegen Russland ihre Wirkung in den Entwicklungsländern auf vorhersehbar verheerende Weise entfalten werden. US-Präsident Joe Biden aber hat lediglich bekräftigt, dass sein Hauptanliegen darin besteht, sicherzustellen, die US-Amerikaner von den negativen Folgen zu beschützen – hauptsächlich an der Zapfsäule.
Etwa 30 Prozent der weltweiten Weizenversorgung könnten vom Markt verschwinden, was dazu führt, dass die Preise für lebenswichtige Lebensmittel auf ein gefährlich hohes Niveau steigen.
Das letzte Mal, als die Brotpreise derart anstiegen, war das Anlass für den Ausbruch des Arabischen Frühlings. Russland und die Ukraine sind zusammen weitgehend für die Ernährung des Nahen Ostens verantwortlich. Niemand in der Region hat daher ein Interesse, einen kriegerischen Konflikt zu befördern.