Ein Jahr der Hitzerekorde

Seite 2: In tiefen Bodenschichten: Weiter extreme Dürre

Die Häufung von Jahren mit heißen Sommern und zu wenig Niederschlägen haben im Boden Spuren hinterlassen. Auch wenn der Oberboden zumindest in zwei Dritteln Deutschlands wieder einigermaßen mit Wasser versorgt ist, herrscht in tieferen Bodenschichten in weiten Teilen der Nordhälfte noch immer extreme bis außergewöhnliche Dürre. Tobias Fuchs, Vorstand von Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes, erklärte anlässlich der Jahresbilanz 2022:

Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen. Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran.

Ein Rekordjahr der Klimakrise war 2022 dabei nicht nur in Deutschland. Presseberichten zufolge war 2022 in Großbritannien das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, die Temperatur stieg erstmals auf über 40 Grad im Sommer. In Erinnerung geblieben sein dürften die Brände in und um London während der Hitzewelle im Februar.

Bereits Ende November erklärte der französische Wetterdienst Meteo France 2022 zum heißesten Jahr in Frankreich seit Beginn der Messungen im Jahr 1900 – und das unabhängig davon, wie der Dezember ausfallen würde. Das Niederschlagsdefizit fiel mit 15 bis 25 Prozent noch etwas höher aus als in Deutschland. Die Dürrebedingungen im Oberboden währten acht Monate, drei Viertel des Landes waren von Dürre betroffen. Und aus Italien dürften allen die Bilder der ausgetrockneten Poebene in Erinnerung geblieben sein.

Die Sommerdürre in Europa ging auch in die Liste der zehn teuersten Extremwetterereignisse des Jahres 2022 der Hilfsorganisation Christian Aid ein. Der durch die Dürre entstandene Schaden in Europa wird dort auf 20 Milliarden Dollar beziffert. Hurrikan Ian, der im September Kuba und die USA traf, hinterließ der Aufstellung zufolge eine Schadenssumme in Höhe von 100 Milliarden Dollar.

Der wirtschaftliche Schaden der Überflutung von Pakistan – wobei zeitweilig ein Drittel des Landes unter Wasser stand – wird unter Berufung auf Zahlen der Weltbank mit 30 Milliarden Dollar angegeben. Allerdings seien nur 5,6 Milliarden von Versicherungen gedeckt. Hinzu kommt mit 1.700 Todesopfern und sieben Millionen Vertriebenen unermessliches menschliches Leid. Christian Aid selbst räumt ein:

Während sich der Bericht auf die finanziellen Kosten konzentriert, die in der Regel in reicheren Ländern höher sind, weil sie höhere Immobilienwerte haben und sich Versicherungen leisten können, trafen einige der verheerendsten extremen Wetterereignisse im Jahr 2022 ärmere Länder, die wenig zur Verursachung der Klimakrise beigetragen haben und die kaum Puffer haben, um Erschütterungen zu überstehen.

Manche Extremwetterlagen dauerten Wochen und Monate an, manche schafften es innerhalb von nur wenigen Tagen Milliardenschäden anzurichten, wie etwa der Februarsturm Eunice, der mit Windgeschwindigkeiten von fast 200 km/h über Großbritannien fegte. Von kostspieligen Extremwetterereignissen waren laut Christian Aid alle Kontinente betroffen.

Dieser Bericht zeigt in aller Deutlichkeit, warum dringende Klimaschutzmaßnahmen im Jahr 2023 so wichtig sind. Wir brauchen den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, eine Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und eine stärkere Unterstützung für die Schwachen,

… kommentierte Mohamed Adow, Direktor des Klima-Thinktanks Power Shift Africa.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.