Eine Frage der Raumzeit
Seite 3: Wertkritik und "Instabilität" des Zivilisationsprozesses
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Hier kann die Marxsche Theorieschule der Wertkritik, wie sie maßgeblich von dem Philosophen und Kapitalismuskritiker Robert Kurz formuliert wurde, Wesentliches zum Verständnis der offensichtlichen "Instabilität" des Zivilisationsprozesses beitragen.
Die Menschen sind demnach zwar die Subjekte der Geschichte, doch wird dieser Zivilisationsprozess auf gesamtgesellschaftlicher Ebene von einer unkontrollierbaren, widerspruchsvollen Eigendynamik getragen. Die Menschen machen die Geschichte, doch tun sie dies unbewusst, indem gesamtgesellschaftlich Strukturen, Institutionen und zuletzt Prozesse hervorgebracht werden, die den Menschen nach ihrer historischen Etablierung als scheinbar fremde, eigenständige Mächte entgegenzutreten scheinen.
Die Wertkritik bezeichnet diese - unbewusst von den Gesellschaftssubjekten in historischen Prozessen hervorgebrachte - "Verselbstständigung" gesellschaftlicher Strukturen oder Prozesse als Fetischismus. Die "Dinge", die Strukturen, die Prozesse und Dynamiken scheinen ein Eigenleben zu entwickeln. Das Ganze des Zivilisationsprozesses ist somit mehr als die Summe seiner Teile, die von einer realabstrakten Eigendynamik angetrieben werden.
Die menschliche Geschichte, der Zivilisationsprozess als solcher, ist somit von einer Abfolge fetischistischer Gesellschaftsformationen gekennzeichnet. Nach den - relativ - statischen Systemen der Antike und des Mittelalters, wo die Religion als unbewusste fetischistische Verselbstständigung menschlichen Agierens fungierte, erfuhr der gesellschaftliche Fetischismus im Kapitalismus eine ungeheure, destruktive wie schöpferische Dynamisierung.
Hier ist es das Kapital als Geld, das zu mehr Geld werden will, das die gesamte Welt seinem uferlosen und blindwütigen Verwertungszwang unterworfen hat. Und es ist eben dieser blind wuchernde Verwertungszwang des Kapitals, der - aufgrund der ihm innewohnenden Widersprüche - die Welt offensichtlich in den Abgrund treibt.
In Bezug auf das Fermin-Paradoxon ließe sich nun argumentieren, dass Zivilisationen, die in eine dynamische Entwicklungsphase eintreten, von eben den Widersprüchen dieser fetischistischen Eigendynamik binnen historisch kurzer Zeit vernichtet werden.
Galaktische Zivilisation ist nur in einem Star-Trek-Universum möglich[Link auf https://www.youtube.com/watch?v=MySHQpkkakQ]
Der Zivilisationsprozess ist somit nicht abgeschlossen worden, er bringt Dynamiken hervor, die gewissermaßen unkontrolliert ablaufen, er beherrscht die Menschen, die ihn unbewusst hervorbringen, stellt ihnen die absurdesten fetischistischen Hürden in den Weg (vom religiösen Verzichtsdogma bis zu den Schäublerischen Spardiktaten mitten in einer systemischen Überproduktionskrise), um schließlich an diesen blinden wucherungsartig anwachsenden Dynamiken zu kollabieren.
Es stellt sich somit die Frage, wie diesem gesellschaftliche Fetischismus zu begegnen sei, wie er überwunden werden könnte - um einer bewussten gesamtgesellschaftlichen Verständigung über den Reproduktionsprozess Platz zu machen. Hiermit wäre erst der zivilisatorische Abschluss des Zivilisationsprozesses erreicht, indem dessen autodestruktive Tendenzen überwunden würden. Das wäre die Emanzipation.
Die Menschen würden den zivilisatorischen Prozess beherrschen, anstatt von diesem beherrscht zu werden. Der Weg zu den Sternen, den bislang der die drohende Apokalypse versperrt, würde so tatsächlich freiwerden. Eine galaktische Zivilisation ist somit nur in einem Star-Trek-Universum möglich.